Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich will meinen Füßen was Gutes tun, also gehe ich zur Fußpflege ins Nebenhaus. Da sitzt Anna. Sie hat Diplome an der Wand. In Fußpflege. Auf einem kleinen Sims liegt ein Buch. "Alles über die Schönheit".

Anna stellt ein Fußbad hin. Dann klingelt ihr Mobiltelefon. "Hallo Süße! Ja, ich hab zwei Tickets für die Party! Heute Abend! Du kannst mitkommen. Ich bin ja wieder Single!" Upps denke ich, während der Blubber im Fußbad meine Füße umschmeichelt.

Anna legt das Handy weg und meinen rechten Fuß auf ihren Oberschenkel. Sie nimmt ein Skalpell und sagt: "Mein Freund hat mich heute Morgen verlassen." Ich bin ein Mann, mit nackten Füßen, vor einer verlassenen Frau mit einem Skalpell. Ich habe Angst. Doch Anna beginnt ganz zart, mich von meiner Hornhaut zu befreien. Während sie von diesem "extrem guten Typen erzählt", raspelt sie sich völlig ohne Berührungsängste meine Hautschuppen in ihren Grobstrick-Pulli. Dann nimmt sie ein Schleifgerät mit kegelförmiger Spitze, das hochtourig zu surren beginnt, und schmirgelt meine Füße ab. Ein Hornhautnebel steigt auf und Anna gesteht, dass der Ex das Beste sei, was ihr "männermäßig" in vergangenen Monaten untergekommen sei. Sie wollte die Heirat, er die freie Liebe.

Mit Füßen, glatt wie ein Babypopo, gehe ich nach Hause. Heute habe ich wieder einen Termin. Ich muss da hin. Nicht nur wegen der Füße. Ich will wissen, wie es weitergeht.