Sohlplatte im Boden verzögert Verkauf des Silogeländes in Uetersen. Land weist Areal als Überschwemmungsfläche aus

Uetersen. Der Presslufthammer dröhnt ohrenbetäubend. Stück für Stück zerlegt er die dicke Sohlplatte. Nebenan tragen zwei Bagger die letzten Haufen Schutt zusammen - Überbleibsel des alten Kornspeichers am Uetersener Stichhafen. Eine Maschine zermalmt größere Steine in eine feine Körnung - Material für den Straßenbau. Das Wasser in der Pinnau ist fast gänzlich verschwunden. Es herrscht Ebbe. Dass den Uetersenern das Wasser allerdings auch bis zum Hals stehen kann, dafür lieferte das Umweltministerium in Kiel kürzlich den Beweis.

Schleswig-Holstein, das selbst 336 000 Euro in den Abriss des Silos gesteckt hatte, wies die Fläche nach Vorgaben des Bundes kürzlich als Überschwemmungsgebiet aus. Das Land hatte sich beim ersten Mal angeblich verrechnet und nun die Grenze der Überschwemmungsflächen von 6,30 Meter auf 3,20 Meter nach unten korrigiert, erklärt Stadtplaner Henning Trepkau. Das heißt, statt 80 Prozent können nun nur noch 40 Prozent der Fläche bebaut werden. Damit könnte das Grundstück an Wert verlieren. "Die finanziellen Folgen für die Stadt Uetersen können wir noch gar nicht beziffern", sagt Henning Trepkau. Dennoch geht er von einer schnellen Lösung aus. Die Stadt sei immer noch mit einem Interessenten, der nicht genannt werden möchte, im Gespräch. "Das Verfahren ist noch offen."

Optimistisch ist die Abrissfirma. "Wir sind mit den Abbrucharbeiten in der Endphase", sagt Hartmut Pieper, einer der drei Geschäftsführer der Hamburger Betriebs Ehlert & Söhne. Bis Ende des Jahres soll die Fläche, auf der vor kurzem noch das Silo stand, freigegeben werden. Die Übergabe des Geländes hatte sich immer wieder verzögert. Eine lange Frostperiode und unvorhersehbare Funde wie ein alter, mit Melasse gefüllter Tank, hatten das Bauende zunächst auf Ende August verschoben. Nun erhielt die Abrissfirma einen weiteren Auftrag: Im Boden wurde eine Sohlplatte gefunden, die nicht zum Speicher gehörte. Rund 700 000 Euro hat es gekostet, den Kornspeicher, der seit 1992 stillgelegt war und seitdem vor sich hin rottete, platt zu machen. 60 Prozent kamen von der Europäischen Union und dem Land Schleswig-Holstein. Die 20 000 Quadratmeter große Fläche, die der Stadt gehört, soll an einen Investor verkauft werden. Doch das gestaltet sich nun schwierig.

Größere Sorgen bereitet derzeit auch das Privatgrundstück auf der gegenüberliegenden Seite des Stichhafens. Hier sollte ursprünglich auf 15 300 Quadratmetern ein Gewerbepark an der Pinnau entstehen. Nahezu das gesamte Areal wurde zum Überschwemmungsgebiet erklärt. Für die Rosenstadt ein Tiefschlag, denn es war die einzige größere Gewerbefläche hier.

"Wir sind mit dem Umweltministerium im Gespräch und suchen nach einem Kompromiss", sagt Henning Trepkau. 7000 Kubikmeter Stauraum müssten komprimiert werden, um das Problem zu lösen, erklärt der Fachmann. "Das könnte eine Mulde sein, die das Wasser bei einer Überschwemmung auffängt." Doch noch sind weitere Untersuchungen notwendig. "Bodengutachter müssen sich zunächst einen Überblick verschaffen", sagt Trepkau. Dafür hat das Land Fördermittel in Aussicht gestellt. Die Verhandlungen stehen aber erst am Anfang. "Der Prozess kann sich noch Jahre hinziehen."

Der Abriss des 58 Meter hohen Raiffeisengebäudes hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Schaulustige angelockt. Stück für Stück war das einstige Wahrzeichen, das 1938 errichtet worden war, abgetragen worden. Zunächst ein Symbol für wirtschaftlichen Wohlstand hatte das Gebäude 19 Jahre leer gestanden. 2005 hatte der damalige Bürgermeister Wolfgang Wiech die Immobilie für 20 000 Euro gekauft. Pläne für ein Jugend- und Kommunikationszentrum, Wohnungen und Büros waren nie in die Tat umgesetzt worden.

Im März noch hatte sich Bürgermeisterin Andrea Hansen bei einer Baustellenbesichtigung mit Umweltministerin Juliane Rumpf darüber gefreut, dass die kleine Hafencity fit für die Zukunft gemacht und neue Arbeitsplätze geschaffen würden. "Mit dem Abriss des alten Speichers erhalten wir umweltfreundlich neue und bestens gelegene Flächen", hatte das Stadtoberhaupt verkündet. Der Traum vom neuen Wirtschaftszentrum - weggespült.