Geschichtswerkstatt erinnert mit Ausstellung und Dokumentation an die Schokoladen-Firma, die 60 Jahre lang süße Waren herstellte.

Quickborn. Sechs Jahrzehnte hat sie das Wirtschaftsleben in Quickborn maßgeblich geprägt. Viele Jahre war die Schokoladefabrik an der Feldbehnstraße, wie sie damals offiziell genannt wurde, das mit Abstand größte Industrieunternehmen der Eulenstadt. Mitte der 1950er Jahre arbeiteten dort 2000 Menschen, überwiegend Frauen am Fließband, um die Marke Trumpf und die beliebten Schogetten herzustellen. Jeder zweite Arbeitsplatz in Quickborn war damals auf dem Gelände der Schokofabrik. Der Betrieb lockte die ersten Gastarbeiter an, sorgte regelmäßig für Verkehrsstaus rund um die Feldbehnstraße und überzog die ganze Stadt mit seinem süßlichen Duft. Vor zwei Jahren war Schluss, als die letzten acht Mitarbeiter das Werk stilllegten. Die Quickborner Geschichtswerkstatt hat die Entwicklung dieses Industriebetriebes jetzt in einer Ausstellung nachgezeichnet, die noch bis Ende Oktober im Quickborner Rathaus-Foyer zu sehen ist. In der Dokumentationsschrift "Leben mit der Trumpf" lassen die Heimatforscher zudem Zeitzeugen und ehemalige Mitarbeiter zu Wort kommen.

Der Hamburger Unternehmer Peter Müller war es, der den Grundstein für die Süßwarenherstellung in Quickborn legte. Im Juli 1948 baute er mit Hilfe des Marshallplans (ERP-Mittel) die Quickborner Bonbonfabrik auf dem drei Hektar großen Gelände an der Feldbehnstraße, die abgekürzt nur Quibo hieß. Dort stellte er mit seiner "Hummelkante" eine Art Ersatzmarzipan her, eine süße Melange aus Sirup, Sojamehl und Mais. 400 Mitarbeiter beschäftigte er bereits ein Jahr später. Doch dann wurde der Korea-Krieg dem Werk zum Verhängnis. Die Kakao- und Zuckerpreise stiegen enorm an, die Firma geriet in Konkurs. Dabei habe die Hausbank eine entscheidende Rolle gespielt, wie Renate Hutter in ihrem Beitrag bitter erinnert, die Tochter des Firmengründers Müller. 1951 übernahm die Leonard Monheim AG aus Aachen den nagelneuen Betrieb in Quickborn, seinerzeit der größte Schokoladenhersteller Deutschlands. Der Aufstieg begann und entwickelte sich rasant. Schon 1953 arbeiteten 1200 Mitarbeiter an der Feldbehnstraße, allein jeweils 150 Frauen in zwei Schichten an drei Fließbändern. Sie verdienten damals 1,08 Mark die Stunde und erhielten zwei Tafeln Schokolade im Monat gratis, erinnert sich Gerhard Bierbrecher, Angestellte bekamen 1,50 Mark Stundenlohn. 1958 kamen 90 Frauen und zehn Männer als Gastarbeiter aus Spanien, um in Quickborn Schokolade herzustellen. Die Belegschaft war auf 800 gesunken.

1984 begann der Abstieg des Unternehmens. Die Stadt musste für einen Millionenkredit einspringen und die Landesregierung Millionen-Zuschüsse lockermachen, sonst hätte die Monheim AG ihr Quickborner Werk mit 400 Arbeitsplätzen geschlossen. Der Betrieb wurde in Ludwig-Schokolade umfirmiert, Leiharbeiter eingestellt, soziale Errungenschaften gestrichen, wie Heimatforscher Jürgen Hühnke bemerkt. Es ging eine Zeit lang wieder aufwärts, bis 1996 abermals der Betrieb zu Ende gehen drohte. Die Konzernzentrale kündigte an, den Betrieb nach Polen verlagern zu wollen. Dies konnte abgewendet werden, indem sich die 260 Mitarbeiter verpflichteten, mehr zu arbeiten und auf Betriebsrenten zu verzichten. Dennoch wurde 1998 das Aus der Schokoladenherstellung in Quickborn verkündet, die ins Saarland verlagert wurde. Nur noch 86 Arbeitsplätze für die Kakaoherstellung blieben erhalten. Im September 2009 war endgültig Schluss. Damit ging eine Ära zu Ende und Quickborn verlor ein Stück seiner Stadtgeschichte, wie Irene Lühdorff von der Geschichtswerkstatt schreibt.