Eine Glosse von Claudia Eicke-Diekmann

Es gibt zwei Dinge, die mir morgens ums sechs Uhr heilig sind: Der Milchkaffee und der Blick aufs iPhone, das mir dank Abendblatt Mobil und weiterer Apps einen ersten kleinformatigen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage des Tages ermöglicht. "Steve Jobs ist tot" lautete gestern die harte Zeile. "Steve Jobs" murmelte ich vor mich hin, starrte aufs Display, um mehr über das Ableben des Apple-Übervaters, des IT-Visionärs und letztendlich des Erfinders meines iPhones zu erfahren, als das Display sich erst verdunkelte, dann nicht mehr aufs Fingertippen reagierte und schließlich nur noch schwarz glänzte. Kein Drücken, kein Schütteln, kein Wischen half. Mein iPhone war tot. Und nebenbei - der Kaffee kalt. Den weiteren Nachrichtenüberblick verschaffte ich mir altmodisch - per Radio.

Mit Apple-Gründer Jobs schien auch mein iPhone gestorben zu sein. Ich würde es gerne glauben. Der Mann gilt als kreatives Genie. Er könnte es zu Lebzeiten geschafft haben, in das Innenleben der Geräte eine Automatik zu programmieren, die über Funkwellen an seinen Herzschlag gekoppelt sind. Und was, wenn er das nicht nur mit iPhones, sondern auch mit iPads, iMacs, MacBooks und allen möglichen Macs getan hat? Der Mann hätte sich unsterblich gemacht. Die Welt wäre am Todestag des Herrn Jobs auf B.J. - before Jobs - zurückgesetzt worden.

Im Büro schaltete ich meinen Mac (er lebte noch) an, googelte den Satz "Mein iPhone ist tot", fand keinen Hinweis auf mysteriöse Zusammenhänge, dafür aber diverse Ratschläge. Einer davon lautete: zwei Knöpfe des Smartphones zehn Sekunden lang gleichzeitig gedrückt halten. So habe ich mein Phone schließlich reanimiert. Doch es scheint, als arbeite es jetzt ein bisschen langsamer als vorher. Es trauert. Glaube ich.