Eine Glosse von Matthias Popien

Wer seine rundliche Körpermitte als Biomassekompetenzzentrum bezeichnet, hat gewiss die Lacher auf seiner Seite, aber leider nichts verstanden. Der Bauer weiß es besser. Der macht heutzutage nicht mehr Heu, sondern Biomasse, und beweist damit, dass er Heu machen, also Geld verdienen kann. Das wiederum lässt den Stromriesen E.on Hanse nicht ruhen. Er gibt nun per Pressemitteilung bekannt, dass er den "Kieler Algen-Stammtisch" sponsern werde.

Was aber ist ein Algen-Stammtisch? Ein Ort für leicht zotige Gespräche zwischen Grün- und Braunalgen, befeuert von ein paar Gläsern frisch gezapften Salzwassers? Nein, ganz falsch. E.on gehört, dies lässt uns E.on wissen, zu den "Pionieren der Mikroalgenforschung". Algen, so heißt es weiter, gelten als "Hoffnungsträger bei der Biomasseproduktion". Sie wachsen schnell und können zu Biodiesel verarbeitet werden. In einer E.on-Pilotanlage in Hamburg wird offenbar bereits mit Algendiesel herumgegurkt, und der Stammtisch, jetzt haben wir es begriffen, so muss es sein, dient dann wohl dem Austausch von Testfahrt-Ergebnissen.

Braucht ein Algen-Alfa eigentlich eine Beregnungsanlage, damit er bei starker Sonneneinstrahlung nicht austrocknet? Ist es sinnvoll, am Strand gesammelten Tang in den Algen-Tank zu füllen? Schwierige Fragen, aber fester Mitschnacker beim Kieler Algen-Stammtisch ist immerhin das schleswig-holsteinische Biomassekompetenzzentrum. Das ist gut zu wissen, das gibt uns ein schönes Gefühl in der Körpermitte.