Vom Londoner Royal Ballet in die Drostei: Das dritte Barockfestival glänzt mit dem Auftritt des Briten Ian Owen als tanzender “Sonnenkönig“.

Pinneberg. Ian Owen ist Ludwig XIV. - zumindest einen Abend lang. Sein Auftritt in der Drostei als tanzender "Sonnenkönig" gehört zu den Höhepunkten des sechsten Barockfestivals (Seite 3), das sich diesmal ausdrücklich dem kulturellen Leben in und um Versailles widmet. Begleitet von der Hamburger Ratsmusik lässt Owen am Sonntag, 6. November, das Leben des legendären Herrschers Revue passieren - vom 15-jährigen Jugendlichen bis zum gebrechlichen alten Mann, und zwar in einem Wechselspiel aus barocken Tanzsequenzen und reinen Instrumentalpassagen.

Mit dem gebürtigen Briten, der heute als Künstlerischer Leiter einer Wilhelmshavener Ballettschule arbeitet, haben die Veranstalter einen absoluten Vollprofi verpflichtet. Owen lernte sein Handwerk an einer der europäischen Top-Adressen, dem Royal Ballet London. Bereits als Zwölfjähriger wechselte er ans Internat der "Königlichen". "Das war hart damals", erinnert sich der 59-Jährige.

Doch Tanzen sei schon als Kind sein Leben gewesen, er genoss das Prestige des Royal Ballet. "Man ist schon etwas Besonderes." Auch seinen Hang zu prunkvoll ausgestatteten historischen Tänzen führt er auf diese Ausbildung zurück: "Wir haben oft große Handlungsballette wie 'Dornröschen' getanzt. Das prägt einen, die ganze Aufmachung. Das Feierliche liegt mir."

Wie schwer ist es, mit 59 zu tanzen wie ein 15-Jähriger? "Da die Kleidung im Barock sehr schwer und sehr eng war, fiel der Tanz eher dezent aus. Das kommt einem dann entgegen", erläutert Owen. Grundlage seiner Choreografie seien authentische Schrittfolgen, die er sorgfältig recherchiert hat. Allerdings folgt er den barocken Vorgaben nur bedingt, variierte sie nach seinen eigenen Vorstellungen. "Im Original ist zu viel Wiederholung drin, das war mir einfach zu wenig."