Wie Werbefachmann Martin Beckmann aus Seeth-Ekholt ehrenamtlich als Heizer zupackt, um den Dampf-Eisbrecher Elbe flott zu machen

Seeth-Ekholt/Hamburg. Martin Beckmann mag es, wenn es richtig heiß wird. Dann legt er gern noch eine Schippe Steinkohlen drauf und freut sich, dass er damit etwas Großes bewegen kann: den Dampfeisbrecher "Elbe".

Natürlich ist das gute, alte Schiff längst nicht mehr mit seiner ursprünglichen Aufgabe beschäftigt. Statt im Auftrag der preußischen Elbstromverwaltung Eisschollen zu teilen, pflügt der 31 Meter lange Kahn durch die Wellen. Statt Männer mit Eiszapfen an den Bärten, die zupacken, wo es Not tut, sitzen auf Deck muntere Touristen.

Nur im Bauch des Schiffes ist es irgendwie wie früher: Mittendrin stehen Männer wie Martin Beckmann. "Ich war schon als Junge davon fasziniert, wie ich mit Wasser und Wärme eine Maschine antreiben kann", erzählt der Mann, der im Hauptberuf überhaupt nichts mit der Schifffahrt zu tun hat. Er hat Informationstechniker gelernt und arbeitet als PR-Manager. Doch seine Leidenschaft für die Wilesco-Dampfmaschine vergaß er nie.

Eigentümer Kruse hat auch den Alsterdampfer "St. Georg" restauriert

Als Werbefachmann ist Beckmann für den Förderverein, der sich um den Erhalt des 100 Jahre alten Schiffes kümmert, Gold wert. Im vorigen Jahr übernahm der zweifache Familienvater sogar den Vorsitz der Vereinigung, die dem Schiffseigentümer Matthias Kruse zur Seite steht. Kruse hat der Hansestadt schon ein weiteres Glanzstück erhalten: den Alsterdampfer "St. Georg".

Der alte Dampfeisbrecher Elbe ist weit über den heimischen Fluss hinaus unterwegs. Fahrten auf der Elbe rund um Europas größte Flussinsel Wilhelmsburg und elbaufwärts Richtung Lauenburg sowie auf dem Elbe-Lübeck-Kanal können gebucht werden. Bis zu 150 Gäste finden an Deck Platz. "Wir versuchen, jedes Wochenende auf Tour zu gehen, doch dafür reicht die Mannschaft noch nicht aus", bedauert Beckmann. Deshalb sucht die Truppe intensiv nach weiteren Mitstreitern.

"Gern lernen wir die Kollegen auch an", sagt der Vereinschef. Auch er selbst hat als Laie angefangen, und zwar auf der großen "Stettin", die im Raum Hamburg an vielen Festen und Veranstaltungen mit historischen Schiffen beteiligt ist und früher in Wedel stationiert war. "Mich haben die Altfahrenden unter ihre Fittiche genommen." Die Kesselkunde der Eingeweihten und das "Learning by doing" waren erfolgreich.

Als Beckmann vor vier Jahren auf die "Elbe" aufmerksam wurde, heuerte er um. "Wir hatten damals dramatisch viel zu tun. Wir mussten die über ein Jahr offenkundig falsch gewartete Technik zurückbauen, um die Maschine wieder unter Dampf zu bringen", erinnert sich der Vater zweier Töchter. Auch die Mädchen sind begeistert von der alten Technik. Im Urlaub wird jede Dampflokomotive ausprobiert.

Der Einsatz von Martin Beckmann für die "Elbe" hat sich in jedem Fall gelohnt. 40 Mitglieder haben sich dem Förderverein angeschlossen. Knapp die Hälfte von ihnen ist aktiv am Bordleben beteiligt. "Jeder macht alles", erzählt Beckmann. "Und jeder Neuling ist willkommen. Jede Hand bringt uns ein Stückchen weiter."

Die "Elbe" sicherte vor 100 Jahren den Schiffsverkehr bis Berlin

Neben dem Erlebnis einer Dampfschifffahrt, bei dem die Gäste dem Heizer und dem Maschinisten bei der Arbeit zugucken dürfen, vermitteln die Akteure selbstverständlich viel Wissenswertes über die Geschichte des alten Schiffes.

Vereinschef Beckmann erzählt: "Die Elbe ist einer der letzten, fahrtüchtigen Vertreter der Schiffsgattung der Binnen-Dampfeisbrecher. Das Schiff war zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Bereich der Elbe und der Havel um Berlin herum im Einsatz, um Schlepp-, Manövrier- und Eisbrechdienste zu leisten. Schiffe dieser Art waren es, die in den zum Teil sehr strengen Wintern der Millionenmetropole Berlin einen großen Teil des Warenverkehrs sicherzustellen halfen. "Sie können miterleben, was sie sonst nur im Fernsehen bestaunen: Wie der Kapitän mit Maschinentelegraf und Sprachrohr das Schiff sicher durch sein Revier führt."

Und der Mund bleibt endgültig staunend offen, wenn das Schiff vor einer niedrigen Brücke im Hafen nicht kehrtmacht, sondern einfach seinen Schornstein umklappt - die Technik funktioniert weiter. Das Schiff bleibt unter Dampf - so wie sein Heizer und Fürsprecher.

Kontakt: Beckmann 0173/628 78 04, Kartentelefon 040/41 30 37 37.