Elwira Flohr hält Sprechstunden in Quickborn und Elmshorn ab

Quickborn/Elmshorn. Sie kennt das Gefühl, fremd zu sein in einem unbekannten Land. Vor 16 Jahren kam Elwira Flohr mit ihrem Mann und den beiden Kindern, damals sechs und zwölf, aus dem sibirischen Omsk nach Quickborn. Dort ließ sie sich von Margit Aschbrenner vom Diakonieverein Migration beraten, wie sie sich in der neuen Welt zurechtfinden kann. Heute berät die 49 Jahre alte Sozialpädagogin selber Einwanderer bei Sprechstunden in Quickborn und Elmshorn. "Das Hauptproblem der meisten Migranten ist die fehlende Orientierung. Ich gebe ihnen Hilfestellung, wo sie Unterstützung finden, was sie als erstes machen sollen", erklärt Elwira Flohr. "Oft sind es Flüchtlinge, die wegen ihrer Flucht aus ihrem Heimatland schwer traumatisiert sind und ärztliche Hilfe benötigen. Das hat auch viel mit Angst zu tun."

In Quickborn sind es bis zu 20, in Elmshorn-Hainholz bis zu 30 Migranten, die jede Woche in ihre Sprechstunden kommen. Sie vermittelt Sprachkurse, erklärt das neue Teilhabe-Paket für die Bildung, kümmert sich um einen Betreuungsplatz in Kindergarten oder Schule für die Kinder, hilft bei der Suche nach Wohnung, Arbeit und Ausbildungsplatz. "Die Probleme sind vielschichtig. Meine Aufgabe ist es, diese Probleme zu erkennen und in die richtigen Bahnen zu lenken." Auch private und schulische Probleme können auftreten - "die ganze Palette des täglichen Lebens", weiß die Diakonie-Mitarbeiterin. Die Kinder kommen in der Schule nicht klar und brauchen Nachhilfe.

Die Familien scheitern in der neuen Welt und brechen auseinander. Es gibt Trennungsprobleme, Scheidungen, Frauen stehen plötzlich vor dem Nichts. All das könne jeden Menschen treffen, sagt Elwira Flohr. "Nur trifft es den Migranten doppelt schwer, weil er die Sprache nicht spricht und die Kultur nicht kennt. Er weiß oft nicht, warum manches so ist und muss erst die eigene kulturelle Scheu überwinden."

Für Elwira Flohr, deren deutschstämmige Großeltern 1941 von Stalin aus der Wolga-Republik nach Sibirien verschleppt wurden, wo sie bis 1995 als Lehrerin gearbeitet hat, fiel die Integration in der neuen Heimat leicht. "Anfangs war es schlimm für uns. Aber dann sind wir in Quickborn so herzlich aufgenommen worden, dass wir uns nach kurzer Zeit eingewöhnt haben und uns schnell hier wohl fühlten." Schon nach einem Jahr in Deutschland begann sie erneut zu studieren, weil ihr Studium aus Russland hier nicht anerkannt wurde. Und seit 2000 arbeitet sie für den Diakonieverein.

In Quickborn berät sie montags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr im Rathaus, Telefonnummer: 04106/61 12 03.