Keine Einigung zwischen Gemeinde und Baukonzern - jetzt wird der B-Plan geändert

Rellingen. Noch steht es. Doch die Tage von "Schmidt's Weinstuben", dem ältesten Gebäude Rellingens, sind gezählt. Anstelle des mehr als 300 Jahre alten, reetgedeckten Hauses will der holländische Konzern Ten Brinke ein großes Wohngebäude bauen. Doch alle Versuche, eine Einigung zwischen dem Investor und der Gemeinde über die künftige Nutzung des Areals zu erzielen, sind gescheitert.

Jetzt schaltet die Gemeinde auf Konfrontation. Der Bauausschuss hat am Dienstagabend einstimmig den Aufstellungsbeschluss für eine Änderung des Bebauungsplans 37 (Am Markt) gefasst. Betroffen sind die Grundstücke 4, 6, 9 und 10 - und damit auch das Areal der Weinstuben. Das Ziel der Gemeinde: Das Vorhaben von Ten Brinke, das dem bisher gültigen Bebauungsplan entspricht, soll durch die Änderung verhindert werden.

"Die vorgestellten Baupläne entsprechen nicht unseren Vorstellungen", erläutert Bauamtsleiter Tom Rasmussen. Es habe mehrere Gespräche mit dem Investor gegeben, in denen die Wünsche der Gemeinde thematisiert worden seien. Jedoch sei die Gegenseite nicht bereit gewesen, das Vorhaben entsprechend umzuarbeiten.

"Wenn man die Poststraße runter fährt, kommt man unmittelbar auf das Gebäude zu. Das ist eine ganz exponierte Stelle, da haben wir den Anspruch, dass dort etwas Gutes hinkommt", erläutert Rasmussen. Er erinnert daran, dass vor dem Gebäude der Weinstuben ein kleiner Platz geschaffen worden sei, der Aufenthaltsqualität biete. Rasmussen: "Ein reines Wohnhaus an dieser Stelle ist viel zu schade."

Das findet auch Eckhard Schlesselmann (CDU), der Vorsitzender des Bauausschusses und derzeit amtierender Bürgermeister ist. "An der Stelle soll Leben pulsieren, wir wollen dort eine vernünftige Durchmischung." Die Änderung des B-Plans gilt für das Weinstuben-Grundstück, das benachbarte kleine Gebäude und für den gerade bezogenen Adlershorst-Komplex gegenüber. Sie sieht vor, dass im Erdgeschoss der Gebäudezeilen eine gewerbliche Nutzung einzurichten ist. Dies passt auch deshalb, weil der Bereich des alten Marktes inzwischen zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich umgestaltet worden ist.

"Die gewerbliche Nutzung kann auch eine Gastronomie sein", sagt Schlesselmann. Er könne sich vorstellen, dass im Nachfolgegebäude der Weinstuben ein attraktiver Bewirtungsbetrieb untergebracht wird, der auch eine Außengastronomie vorhält. Schlesselmann: "Wir steigen jetzt ganz neu in den Planungsprozess ein und werden neue Vorstellungen für dieses Areal entwickeln." Er würde es gerne sehen, wenn auch der Heimatverein bei den Planungen mit ins Boot geholt werden könne. "Das ist das letzte verfügbare Grundstück in diesem Bereich. Was dort entsteht, muss eine Augenweide werden", sagt der CDU-Politiker. Er weist darauf hin, dass es mit dem Adlershorst-Ensemble und dem Wohnpark gegenüber der Kirche bereits zwei Baustile in diesem Areal gibt. "Einen dritten können wir uns nicht leisten."

Ten Brinke soll, wie unsere Zeitung erfuhr, sich nicht das gesamte Grundstück, sondern nur die Fläche der Weinstuben gesichert haben. Angeblich für 370 000 Euro. Und die Holländer haben offenbar eine Kaufoption bis zum Jahresende geschlossen, können also noch von der Offerte zurücktreten. Wie berichtet, liegt die Abrissgenehmigung für "Schmidt's Weinstuben" bereits vor. Damit ist aber wohl erst zu rechnen, wenn die Nachfolgebebauung in trockenen Tüchern ist.

Damit ist jedoch nicht so schnell zu rechnen. Aufgrund der gewünschten Änderung des B-Plans wird der Kreis den Bauantrag der Holländer um ein Jahr zurückstellen. Sollte die Gemeinde bis dahin die B-Plan-Änderung nicht unter Dach und Fach bekommen haben, kann sie noch mit Hilfe einer Veränderungssperre die Neubebauung des Areals verhindern. Davon will - zumindest jetzt - Bauamtsleiter Rasmussen noch nichts wissen.