Pinneberger Kaufmann Meyer will doch keinen Lebensmittelmarkt in der neuen City bauen. Knackpunkt ist Parkkonzept

Pinneberg. Aus dem Planungsgerüst für den Bau der neuen Pinneberger City ist ein wichtiger Baustein herausgebrochen. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat der ortsansässige Kaufmann Jörg Meyer den Verantwortlichen der Stadtverwaltung mündlich erklärt, nun doch keinen neuen Lebensmittelmarkt auf dem von Familie Meyer gekauften Grundstück zwischen Rathaus und Pinnau errichten zu wollen. Gerade dieser Markt hatte ein Quotenbringer für die erweiterte Innenstadt werden sollen. Der Kaufmann begründete sein für viele Beteiligte zum jetzigen Zeitpunkt überraschendes Abspringen damit, dass die bisherigen Planungen nicht den aus seiner Sicht unbedingt erforderlichen Bau von 150 ebenerdigen Stellplätzen zuließen. Das geplante Parkdeck sei nicht ausreichend - und die Stellflächen auf dem Marktplatz, die über eine Brücke angebunden werden sollen, zu weit entfernt.

Nach den Worten von Jörg Meyer passt das Konzept nicht mehr zu den Vorstellungen der Edeka-Gruppe. Mit einem Parkdeck könne er nicht erfolgreich mit den beiden großen Famila-Märkten, mit Marktkauf in Prisdorf sowie elf Discountern mit ebenerdigen Parkflächen konkurrieren. Zudem rechne es sich auch wirtschaftlich nicht mehr, so der Kaufmann weiter, wenn er noch weitere Flächen ankaufen und sie aufwendig gründen müsse. Meyer hatte im vorigen Jahr für annähernd 3,1 Millionen Euro das Grundstück der ehemaligen Kreissparkasse buchstäblich dem Mitbewerber Kaufland vor der Nase weggeschnappt. Mit seinem Rückzug als Investor will Meyer, so versicherte er auf Nachfrage dem Abendblatt, nicht die Innenstadtentwicklung blockieren. Er stelle das Grundstück zur Verfügung. So könnte die Stadt ihr Vorkaufsrecht wahrnehmen oder ein anderer Investor müsse übernehmen. "Wir machen den Weg frei", versichert der Unternehmer.

"Meyer war ein ganz wichtiger und erfreulicher Faktor", sagte Bürgermeisterin Kristin Alheit in einer ersten Stellungnahme. Der Rückzug von Meyer bedeute andererseits nicht das Scheitern der gesamten Planungen, "wir müssen neu überlegen und verhandeln". Der städtische Wirtschaftsplaner Stefan Krappa wurde von der schlechten Nachricht offenbar ebenfalls kalt erwischt: "Was mich überrascht, ist der jetzige Zeitpunkt." Eventuell fände sich ein anderer Betreiber für einen Lebensmittelmarkt, "aber den zaubert man nicht eben aus dem Hut".

Auch Bauamtsleiter Klaus Stieghorst ist sicher, dass der Abschied des Edeka-Kaufmanns nicht das Ende für das Gesamtprojekt bedeutet. Er weist darauf hin, dass die VR-Bank, die ebenfalls Grundstückseigentümer ist, ebenso wie der beteiligte Projektentwickler Michael May aus Itzehoe an dem Konzept festhalten wolle. "Es gab auch andere Interessenten für einen Lebensmittelvollsortimenter", betont Stieghorst. Er könne sich vorstellen, dass nun der Projektentwickler in die Bresche springt und einen anderen Anbieter an Land zieht. "Das Konzept war nicht auf Herrn Meyer zugeschnitten. Ich sehe es nicht als Problem, einen anderen Betreiber zu finden." Meyer habe ausdrücklich zugesagt, dass von ihm gekaufte Grundstück an die Stadt - sie hat sich ein Vorkaufsrecht zusichern lassen - weiterzureichen. Dies aber nur dann, wenn man einen neuen Käufer bereits an der Hand habe, so Stieghorst. Klar sei jedenfalls, dass die finanziell klamme Stadt den Kaufpreis von 3,1 Millionen Euro nicht aufbringen könne, um das Grundstück selbst zu vermarkten.

CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Lorenz sprach von einer "ganz schlechten Nachricht". "Kein guter Start für die Geschichte", so der Christdemokrat zu den Planungen für die neue City, die am Dienstag, 27. September, im Ausschuss für Stadtentwicklung weiter besprochen und am 6. Oktober während der Ratssitzung konkretisiert werden sollen. Dann geht es unter anderem darum, den Antrag auf Städtebaufördermittel zu stellen. Lorenz sieht vor allem Investoren und Verwaltung gefragt: "Wir möchten, dass wir ein Einkaufserlebnis bekommen. Dafür darf es in der neuen Innenstadt nicht nur zweite, dritte Wahl geben." "Furchtbar!", empfand Angela Traboldt die Nachricht. Für die SPD-Fraktionsvorsitzende ist entscheidend, mit Edeka-Meyer über eine Lösung in Sachen Parkplätze zu verhandeln. "Bis gestern war alles im positiven Bereich", sagte die Sozialdemokratin.

Uwe Lange, Fraktionsvorsitzender der Bürgernahen, schlägt eine kleine Lösung für die neue City vor. Die Stadt solle auf die mindestens sieben Millionen Euro teure Verlegung der Friedrich-Ebert-Straße einschließlich Rückbau der alten Trasse verzichten. Das Mode- und Sporthaus Kunstmann solle auf der Fläche der VR Bank bauen. Edeka-Meyer müsse umgehend grünes Licht erhalten, um auf dem alten Sparkassen-Gelände zu bauen. Die jetzige Planung mit hohen Zuschüssen aus Städtebaufördermitteln und Abgaben der Grundeigentümer sei "auf Flugsand gebaut". Uwe Lange hofft auf ein Umdenken bei den großen Parteien: "Vielleicht können wir den Weg ohne teure Straße gemeinsam gehen."

Die Fraktion der Grünen/Unabhängigen ist bekanntlich auch für die "kleine Lösung". Der Fraktionsvorsitzende Joachim Dreher: "Lieber eine realistische Lösung ohne Straßenschwenk als die große Lösung, die einfach eine Nummer zu groß ist." Zum Abspringen Meyers sagte Dreher: "Das er jetzt damit kommt, verstehe ich nicht. Er wusste schon lange, was geplant ist."

Die Investoren von May und Co. waren am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.