Das Doppik-Gespenst

Debatte über die mögliche Fusion der beiden benachbarten Städte Uetersen und Tornesch

Gerd Ulrich Mathias

Ein Gespenst geht um in Tornesch, das Gespenst der Doppik. Vor kurzem konnten wir lesen, dass die Einführung der Doppik in der Stadt Tornesch für neue, unliebsame Erkenntnisse sorgen könnte. Was ist Doppik? Was hat es mit ihr auf sich?

Die Kaufleute machen das schon seit dem Mittelalter. Sie erfassen ihr Vermögen, auch Aktiva genannt, sowie ihre Schulden, die Passiva, in einer besonderen Aufstellung, der Bilanz. Das Verhältnis von Aktiva und Passiva und die Veränderungen von Jahr zu Jahr zeigen dem Kaufmann, wie es um seinen Betrieb steht und wie gut er gewirtschaftet hat.

Mit der Doppik sollen nun auch die Städte und Gemeinden bilanzieren, auch wenn andere Begriffe verwendet werden.

Um zu verstehen, welche Erkenntnisse wir aus dem Verhältnis von Aktiva und Passiva und den Änderungen von Jahr zu Jahr ziehen können, wollen wir uns zunächst anschauen, wie eine Bilanz aufgebaut ist. Sie können sich die Bilanz als ein großes T vorstellen. Links befinden sich die Aktiva oder die Aktivseite, rechts die Passiva oder die Passivseite.

Links wird also das ganze Vermögen aufgelistet, rechts die Schulden. Die weiteren Regeln für die Gliederung einer Bilanz lassen wir an dieser Stelle außen vor.

Warum kann man aus einer solchen Aufstellung wie der Bilanz nun unliebsame Erkenntnisse über den Haushalt der Stadt Tornesch gewinnen? Wir vergleichen die Summe der Aktiva und die Summe der Passiva.

Wenn es mehr Aktiva als Passiva gibt, dann steht es gut um die Stadt. Wenn es mehr Passiva als Aktiva gibt, dann sieht es nicht so gut aus. Und wenn wir dann die Differenz zwischen Aktiva und Passiva Jahr für Jahr vergleichen, könnten wir feststellen, wie sich die wirtschaftliche Situation der Stadt Tornesch verändert hat.

Das klingt eigentlich ganz einfach, ist es aber leider nicht. Denn zum einen ist diese Darstellung stark vereinfacht. Zum anderen gibt es viele Möglichkeiten, die Bilanz aufzuhübschen, ohne dass die Bilanz damit direkt falsch würde.

Und dann bedarf es auch einer wertenden Betrachtung, um festzustellen, wie viel Vermögen tatsächlich vorhanden ist.

Aber: Das Wichtigste ist zunächst einmal, dass die Stadt Tornesch alle Vermögensgegenstände und alle Schulden im Einzelnen auflisten müsste. Es gäbe kein Geheimwissen einiger weniger mehr.

Alle Beteiligten könnten sich selbst ein Bild darüber verschaffen, was ist an Vermögen wirklich vorhanden und was an Schulden. Doppik bedeutet also Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger.

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