Moorrege und Kummerfeld einigen sich mit Netzbetreiber. Quickborn bleibt außen vor

Kreis Pinneberg. Frohe Botschaft für die Bewohner in Kummerfeld und Moorrege: Die geplanten Höchstspannungsleitungen mit 380 000 Volt, die die kleineren 220 KV-Leitungen ersetzen sollen, werden über eine andere Trasse verlegt. Das bedeutet für die etwa vier Dutzend betroffenen Hausbesitzer, dass die Starkstromleitungen künftig nicht mehr über ihren Häusern hängen werden. Diese Lösung konnte jetzt in Verhandlungen zwischen dem niederländischen Netzbetreiber TenneT und den Grundstückseigentümern erreicht werden. Schlechte Nachricht dagegen für die Betroffenen in Quickborn: Dort werden wohl die bis zu 70 Meter hohen Strommasten wie bisher bis zu 50 Meter dicht an Wohnhäusern und Schulen vorbeilaufen.

Mit den Bürgermeistern Karl-Heinz Weinberg (Moorrege) und Hanns-Jürgen Bohland (Kummerfeld) präsentierte der TenneT-Projektleiter Jens Siegmann jetzt die neue Trassenführung. Seit Ende 2010 sei darüber verhandelt worden, erzählt Bohland, heilfroh, dass es nun zu dieser bürgerfreundlichen Lösung gekommen ist. "Das war ein konstruktives Miteinander." Der Kummerfelder CDU-Gemeinderat Marc-Oliver Peters, der von Beruf Ingenieur ist und Energiewirtschaft studiert hat, habe einen entscheidenden Anteil daran. Bereits vor vier Jahren, als die Planung begann, hatte Peters eine alternative Trassenführung erarbeitet. Diese scheiterte dann aber an den Vorgaben für die Umwelt.

So ist der Landwirt Heinz Werner Krohn nun der eigentliche Held dieser Kummerfelder Lösung. Der Landwirt akzeptiert nun auf einer Länge von 1,5 Kilometern auf seinen Feldern fünf dieser Höchstspannungsmasten. Diese Entscheidung sei ihm "nicht leicht gefallen", gibt Krohn zu. Schließlich wisse er nicht, ob er sich damit nicht etwas für die Zukunft verbaue. "Aber als Demokrat muss man auch kompromissbereit sein." Damit, dass die Masten nun 150 Meter von seinem Hof entfernt verlaufen, könne er leben. Die neue Trassenführung ist nun in Kummerfeld 900 Meter länger. 21 Eigentümer von 43 Flurstücken machten diese Lösung möglich. In Moorrege wird die Trasse um 160 Meter verlängert, damit sieben Strommasten zusätzlich auf 15 Flurstücken errichtet werden können, erklärt Siegmann. An dieser "einvernehmlichen Lösung" habe die Bürgerinitiative großen Anteil, würdigte Bürgermeister Weinberg deren Engagement.

Der Kreis Pinneberger CDU-Bundestagsabgeordnete Ole Schröder freute sich über diesen "hervorragenden Mediationsprozess", der bundesweit beispielhaft sei. "Diese Leitungen müssen sein. Wir haben den Menschen auch keine falschen Hoffnungen gemacht. Nur so ist die Energiewende möglich."

Wenig erfreut ist man dagegen in Quickborn. Dort konnte mit fünf betroffenen Eigentümern keine Lösung für eine Verschwenkung der Strommaste erreicht werden. Doch das wäre auch keine Lösung, mit der Quickborn leben könnte, sagte gestern Bürgermeister Thomas Köppl. Dann wären die Masten immer noch mit 90 Metern zu dicht an den Wohnhäusern und Schulen. "Wir brauchen die strahlungsarmen neuen Wintrak-Masten. Es kann doch nicht sein, dass wir bei der Energiewende die eine Strahlung durch eine andere ersetzen und die Menschen, die keinen wirtschaftlichen Vorteil davon haben, dieser hohen elektromagnetischen Strahlung aussetzen." In Deutschland seien die zulässigen Grenzwerte 250-mal so hoch wie in den Niederlanden.

Siegmann macht den Quickbornern allerdings wenig Hoffnung. "Die Planung ist schon so weit fortgeschritten. Dieser Zug ist abgefahren."

Doch es müsse auch für Quickborn eine verträgliche Lösung möglich sein, fordert der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann den Netzbetreiber TeneT auf, "weiter zu verhandeln". Falls dies nicht gelingt, "werden wir den Rechtsweg ausschöpfen", kündigt Köppl eine mögliche Klage an.