Vielfach ausgezeichnete Jagdhornbläser Holm feiern 30-jähriges Bestehen mit öffentlichem Festkonzert

Holm. "Aufbruch zur Jagd": Emma, 9, setzt ihr Jagdhorn an, spannt die Lippen, stemmt die Linke in die Taille - und legt los. Drei Töne umfasst diese erste Komposition, die die Kleinen lernen: C', G', C". die drei tiefsten, und damit die am einfachsten zu spielenden der acht Töne, die ein Jagdhorn produzieren kann. Je höher und schneller die Tonfolgen werden, desto schwieriger ist das Spiel.

Seit Wochen üben Emma und die anderen sieben "Frischlinge" der Jugendjagdhornbläsergruppe Holm genau diesen Klassiker, feilen am Timing, an der Intonation. Denn am Sonnabend, 17. September, steht ein großer Auftritt für die Kleinen an: Die 30 Kinder und Erwachsenen zwischen sechs und 40 Jahren aus Sülldorf und Tornesch, Heist und Seestermühe feiern das 30-jährige Bestehen der Gruppe mit einem öffentlichen Festkonzert. Dreimal in Folge wurden sie Vizebundesmeister, sammelten in unterschiedlichen Disziplinen weitere 40 Meister- und Vizemeistertitel auf Landes- und Bundesebene. Mehr als 100 Bläser aus ganz Schleswig-Holstein, außerdem die amtierenden Bundesmeister aus Hameln/Pyrmont werden ab 17 Uhr in Dunkers Gasthof, Hauptstraße 11, erwartet. Der Eintritt ist frei, Spenden für die Bläsergruppe sind willkommen.

105 Kindern und Jugendlichen, im Bläserjargon nach dem Nachwuchs der Wildschweine "Frischlinge" und "Überläufer" genannt, hat Detlef Kleinwort, begeisterter Jäger und Chef des örtlichen Hegerings V, in dieser Zeit die richtigen Töne beigebracht. Und ganz nebenbei auch das Kleine Jagdeinmaleins: Dutzende ausgestopfter Tiere zieren die Wände des Kleinwort'schen Übungskellers, dazwischen zeigen bunte Poster anschaulich die gesamte Bandbreite der einheimischen Fauna. Denn in Holm ist das Jagdhornblasen keine reine Musikveranstaltung, sondern ganz klar der Jagd untergeordnet. Zwischendurch fragt Kleinwort spielerisch immer mal Tierwissen ab. Mit beachtlichen Ergebnissen. Wenn alte Hasen wie Owe, 13, eine Bilderlottokarte mit einem unscheinbaren Hühnervogel darauf sehen, wissen sie sofort: Das ist ein Rebhuhn. Oder dass ein Hermelin auch Großwiesel genannt wird.

Wie Emma, Amelie, 9, und Sarah,12, stammen die meisten der Nachwuchsbläser aus Jägerfamilien. Tom, 8, vertritt hier sogar schon die zweite Generation. Auch sein Vater Frank lernte die Töne in diesem Keller, sein Großvater Olaf Schröder war es, der 1981 den Anstoß zur Gründung der Gruppe gab.

Auch Kleinworts vier Kinder spielen Jagdhorn. Robin Kleinwort wurde 2011 mit Hauke Cordes sogar Landesmeister im Duo-Vortrag. 45 Jagdsignale werden die "Frischlinge" schließlich beherrschen, die einfacheren wie "Hase tot" oder "Sau tot" können sie schon.

Ganz billig ist das Hobby nicht: Ein gutes Jagdhorn aus möglichst dünnem Messing kostet etwa 350 Euro, ein großes Parforcehorn kann schnell mit 1500 Euro zu Buche schlagen.

Anders als eine Trompete hat ein Jagdhorn keine Ventile. Wie modulieren die Kleinen dann die unterschiedlichen Tonhöhen? "Man macht alles mit den Lippen", erklärt Laura Kleinwort, 17. "Je stärker man sie anspannt, desto höher der Ton."

Owes Bruder Johst, 12, erinnert sich noch gut an den Lippen-Muskelkater der ersten Wochen. "Bis zum dritten Ton muss man seine Kinder aktiv motivieren, damit sie üben", sagt Owes Mutter Kirsten Hamann, 42, aus Seestermühe.

Danach werde die Sache interessanter, weil die Kinder dann auch echte Melodien spielen könnten.

Wie reagieren denn eigentlich die Nachbarn auf die übenden Hornanfänger? "Ach", sagt Anja Jenke, 42, die in einem Pinneberger Reihenhaus wohnt, und schmunzelt. "Keine Probleme bisher. Unser Nachbar spielt Pauke."