Pinneberg und Halstenbek setzen setzen voll Glasfaser-Technologie, Wedel will “Verkabelungstrend“ nicht mitmachen

Kreis Pinneberg. Im Rennen um die Gunst der Nutzer zukunftsträchtiger Informationstechnologie, ist jetzt auch Pinneberg auf die Überholspur der Hochgeschwindigkeitsdatenautobahn eingeschwenkt: Die Stadtwerke-Tochter pinnau.com, die (wie berichtet) 20 Millionen Euro in ein Glasfasernetz für die Kreisstadt investieren will, hat in dieser Woche den Startschuss für den Vertrieb gegeben. "Wir werden noch in diesem Jahr den ersten Kunden aufschalten", kündigte Vertriebsleiter Gerhard Petz an. Die Gemeindewerke Halstenbek haben in Sachen High-Speed-Kabel die Nase vorn: Am Mittwoch wurde dort der erste Großkunde ans Glasfasernetz angeschlossen. Wedel stellt sich gegen den "Verkabelungstrend" - und setzt bewusst nicht auf Glasfasertechnik.

Pinnau.com-Geschäftsführer Henning Fuchs "garantiert" künftigen Kunden in Sachen "lichtschnelles Internet" eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von 50 Megabit/Sekunde (möglich sind bis zu 100 Mbit/s). Wer noch in diesem Jahr einen Vertrag abschließt, bekommt den Hausanschluss kostenfrei.

20 Kilometer Strecke sogenannter Leerrohre stehen in Pinneberg bislang zur Verfügung, um Glasfaserhauptstrecken zu verlegen, von denen Verbindungen zum einzelnen Kunden abzweigen. Bis 2016, so der Plan in Pinneberg, sollen bis zu 180 Kilometer Glasfaserleitung verlegt sein. Im ersten Abschnitt kommen Nutzer in Pinneberg-Mitte und im Westen der Stadt zum Zuge. Wie notwendig ein leistungsstarkes Netz sein kann, hatten die Pinneberger jüngst erfahren müssen. Die Firma Bergquist kehrte der Stadt bekanntlich unter anderem deshalb den Rücken, weil kein Grundstück mit Anschluss ans Glasfasernetz verfügbar war.

Während die Pinneberger noch werben, haben die Gemeindewerke Halstenbek (GWH) ihren ersten Gewerbekunden im Glasfasernetz freigeschaltet. Im neuen Gewerbegebiet am Verbindungsweg hat die Firma Akku Sys den "heißen Draht" bekommen. Für den Groß- und Einzelhandel mit Bleiakkus und Batterien ist die schnelle Internetverbindung, wie sie GHWtel als Partner von wilhelm.tel aus Norderstedt bietet, Voraussetzung für die Ansiedlung in Halstenbek gewesen. Der Gewerbekunde ist nur der Anfang. Voraussichtlich bis Ende September sollen die ersten Privatkunden ans Netz gehen. "Rund 200 Verträge sind bereits geschlossen. Weitere 400 Kontakte liegen vor", sagt GWH-Chef Uwe Lamberti.

Halstenbek wird per Glasfaser vom Ortsteil Krupunder aus erschlossen. Von der Grenzstraße aus, wo das wilhelm.tel-Kabel an die Halstenbeker Übergangsstation angeschlossen wurde, sind die Hauptleitungen verlegt worden. Je nach Gegebenheit verläuft das Glasfasernetz in vorhandenen Leerrohren oder wird neu verbuddelt. Großen Anteil daran hat das Unternehmen Wähler. "Seit Juni sind fünf Kilometer Glasfaserleitungen verlegt worden", sagt Lamberti. Von der zentralen Verteilstelle auf dem Gelände der Gemeindewerke aus soll in den kommenden fünf Jahren Halstenbek komplett vernetzt sein. Langfristig kann sich Lamberti vorstellen, auch Rellinger Kunden zu bedienen. Insgesamt werden zehn Millionen Euro investiert.

Wedel will andere Wege beschreiten. Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel: "Statt ein derart hohes Investitionsrisiko einzugehen, setzen wir auf andere Technologie - der nächste Sprung steht an." Nach Krüppels Angaben kostet eine flächendeckende Glasfaserverkabelung in Wedel je nach Qualität und Geschwindigkeit zwischen 50 und 100 Millionen Euro. "Und parallel dazu dringt die LTE-Funktechnik immer stärker vor. Uns ist das Risiko zu groß, derart hohe Summen zu investieren, während die Gefahr besteht, dass die großen Mobilfunkkonzerne uns mit LTE Konkurrenz machen", so Krüppel. Diese "Long Term Evolution"-Technologie leiste ebenfalls Übertragungsraten von 100 MBit/s, die der durchschnittliche Nutzer ohnehin selten benötige. Köln werde nach Krüppels Angaben schon mit LTE abgedeckt, Hamburg sei im kommenden Jahr dran. Allerdings lässt sich Krüppel ein Hintertürchen offen: "Wenn sich die Entwicklung ändert, denken wir neu nach."