Neues Domizil ist Basis für Jugendarbeit, Prävention und Schularbeitenbetreuung

Tangstedt. Die Gemeinde Tangstedt dürfte das einzige Dorf im Kreis Pinneberg sein, das sich einen hauptamtlichen Jugendbetreuer und ein eigenes Jugendhaus leistet. Bürgermeister Detlef Goos feierte jetzt mit seinen Dorfbewohnern das Richtfest des rund 250 000 Euro teuren Gebäudes im Brummackerweg.

In der Holzhaus-Konstruktion sollen künftig die Schularbeitenbetreuung, die freie Jugendarbeit sowie die Gewalt- und Drogenprävention zusammengefasst werden, erläutert Goos. "Dieses Projekt, das wir ",drei in eins' nennen, können wir jetzt mit dem neuen Jugendhaus realisieren." Nach den Herbstferien soll es losgehen, wenn das Gebäude fertig gestellt ist.

So erfreue sich die Gemeinde eines regen Zulaufs für ihre Grundschule, berichtet Bürgermeister Goos. Aktuell sei die Zahl der Grundschüler von 80 auf 96 erhöht. Goos erwartet eine weitere Steigerung bis zu 115 Schüler. "Das haben wir unserem Neubaugebiet zu verdanken, in das viele junge Familien gezogen sind." Vor sieben Jahren war dieses Neubaugebiet ausgewiesen worden. Und so manche Familie habe sich seitdem vergrößert.

Diese Entwicklung müsse von der Gemeinde mit einer professionellen Jugendarbeit flankiert werden, ist der FDP-Gemeindevertreter Goos überzeugt. Darum hätten beide Ratsfraktionen, CDU und FDP, einmütig entschieden, den Erzieher Boris Kaufmann für die Jugendarbeit anzustellen und ihm zugleich eine geräumige neue Wirkungsstätte zu schaffen. Denn die alte Schule, die bald ihr 100-jähriges Bestehen feiert, sei zu klein, um dort eine Mensa einzurichten, ohne die das Konzept einer verlässlichen Grundschule mit regulärer Betreuung von 12 bis 16 Uhr nicht zu verwirklichen sei. Immerhin nutzten schon jetzt 37 Kinder diese Schularbeitenhilfe in den beengten Raumverhältnissen der alten Schule. Künftig könnten die Kinder zunächst gemeinsam Mittag essen, bevor sie sich an die Hausaufgaben machen.

Von 16 bis 18 Uhr (montags und mittwochs) sowie bis 20 Uhr (dienstags und donnerstags) setzt dann das Angebot der offenen Jugendarbeit ein. Alle Tangstedter Jugendlichen können sich in ihrem neuen Jugendhaus treffen, klönen und spielen und sogar in einer eigenen Werkstatt tüfteln und schrauben.

"Da können sie zum Beispiel unter meiner Anleitung ihr Fahrrad oder Mofa reparieren", sagt Boris Kaufmann, der vor seiner Ausbildung zum Erzieher Maschinenschlosser gelernt hat. Im Frühjahr hat die Gemeinde seinen zunächst auf zwei Jahre befristeten Vertrag in eine unbefristete Stelle umgewandelt. Für die Ausstattung der Werkstatt suche die Gemeinde aber noch Sponsoren aus der örtlichen Wirtschaft, kündigt Goos an.

Dritter Baustein dieser umfassenden Jugendarbeit ist die Gewalt- und Suchtprävention, um die sich der Erzieher Kaufmann schon heute in der Grundschule kümmert. Goos: "Auch in einer schuldenfreien und so idyllischen Gemeinde wie Tangstedt gibt es gesellschaftliche Probleme wie Armut, Alkhol- oder Drogenabhängigkeit in den Familien. Wir leben hier nicht auf einer Insel."

Neben den Baukosten müsse Tangstedt nun auch die laufenden Kosten für Kindergarten, Schule, Jugendhaus und Jugendbetreuer tragen. Goos: "Wir investieren bestimmt eine halbe Million Euro im Jahr für unsere Kinder. Das ist ein Viertel unseres Haushalts. Damit werden wir als Wohnstandort immer beliebter." Zurzeit zählt Tangstedt 2250 Einwohner.