Auftakt im Mordprozess gegen 25 Jahre alte Elmshornerin. Sie soll mit einer Komplizin eine alte Frau brutal überfallen haben, die an den Folgen starb

Elmshorn/Itzehoe. Der Fall erlangte wegen seiner Brutalität und Heimtücke bundesweite Aufmerksamkeit. Die Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" berichtete über diesen Raubüberfall vom 12. Februar vorigen Jahres in Elmshorn, an deren Folgen die 89 Jahre alte Else B. einige Monate später verstarb. Seit Montag steht die 25 Jahre alte Lale Y. aus Elmshorn wegen Mordes vor dem Schwurgericht in Itzehoe. Die in Itzehoe geborene Deutsch-Türkin ist angeklagt, mit einer noch unbekannten Komplizin die alte Frau in ihrer Wohnung am Holstenplatz überfallen, beraubt und hilflos zurückgelassen zu haben. Lale Y. ist seit Februar mit dreiwöchiger Unterbrechung in Untersuchungshaft in der JVA Lübeck.

Zum Prozessauftakt verlas Staatsanwältin Sarah Führer die Anklageschrift. Demnach klingelten Lale Y. und eine Begleiterin gegen 10 Uhr an jenem verhängnisvollen Freitagmorgen im Februar 2010 an der Wohnungstür der Rentnerin in einem Mehrfamilienhaus. Beide Frauen trugen Uniformen des Paketdienstes GLS und hatten ein Paket dabei, als ihnen Else B. die Tür aufmachte. Sofort drängten sie die alte Dame in die Wohnung, würgten sie und verbanden ihr die Augen. Sie verlangten nach Geld und erpressten die Pin-Nummer der Scheckkarte ihres Opfers.

Während eine Täterin mit der gefesselten Frau im Badezimmer zurückblieb, hob die andere 810 Euro von der Filiale einer Sparkasse ab. Anschließend raubten die Täterinnen noch den Schmuck von der alten Frau, die sie völlig hilflos in der Badewanne liegend zurückließen. Aus eigener Kraft konnte sich die gehbehinderte und auf einen Rollator angewiesene Frau nicht befreien. Erst vier Tage später wurde sie noch in der Badewanne liegend aus ihrer Notlage befreit. Dieses traumatische Erlebnis und das hilflose, tagelange Ausharren ohne Essen und Trinken hatten die alte Frau in einen so schlechten Gesundheitszustand versetzt, dass sie Anfang Juli 2010 an einer Lungenentzündung starb. Weil dies aber "die Folge ihres schlechten Allgemeinzustandes" war, den sie durch den Überfall erlitten hatte, müsse sich die Angeklagte wegen Mordes verantworten, begründete Staatsanwältin Führer. Die Täterinnen hätten heimtückisch und aus Habgier gehandelt.

Lale Y., stark geschminkt und mit großen silbernen Ohrringen geschmückt, verfolgte den Prozessauftakt ruhig und gefasst. Ihre Verteidigerin Ina Franck hatte zuvor ihren Eltern geraten, den Sitzungssaal der 5. Strafkammer lieber zu verlassen. "Lale ist so aufgeregt." Das würde sie nicht verkraften. Erst nach Ende des ersten Prozesstages konnte die Eltern ihre Tochter kurz in die Arme nehmen, bevor diese wieder nach Lübeck abtransportiert wurde. Die Angeklagte hat in zwei Vernehmungen die Tat bestritten, sodass sich hier ein Indizienprozess anbahnt. Dabei werde "eine Jacke eine wichtige Rolle" spielen, erklärte Staatsanwältin Führer. Von der sind wohl Faserspuren am Tatort sichergestellt worden. Verteidigerin Ina Franck ließ dazu die Aussagen ihrer Mandantin vor dem Ermittlungsrichter verlesen, dass ihr zwar die Kunstlederjacke gehöre, sie diese aber lange vor der Tat verliehen hätte.

Auch das Fahndungsfoto, das eine automatische Kamera der Sparkasse von der Täterin beim Geldabheben gemacht hatte, wird von der Verteidigung als Beweis angezweifelt. So hätte sie mit dem Kollegen das Foto in der Sparkasse nachgestellt und dabei festgestellt, dass die Größenverhältnisse nicht hinkommen können, sagte Ina Franck. "Lale ist nur 1,60 Meter groß."

Eberhard Hülsing, der Vorsitzende Richter, sagte dazu: "Wir werden darüber nachdenken."

Am Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt. Dann wird wohl auch jener Zeuge Murat gehört, mit dem Lale Y. befreundet gewesen sein und dem sie die Tat gebeichtet haben soll.