Landwirte im Kreis sehen Vorstoß skeptisch, EU- Agrarhilfen an Umweltstandards zu koppeln

Kreis Pinneberg. Mit großer Skepsis begegnet Kreisbauernvorsitzender Lars Kuhlmann der Ankündigung aus dem Umweltministerium, künftig EU-Agrarhilfen an bestimmte Umweltstandards zu koppeln.

"Ich fürchte, dass es noch mehr Bürokratie für uns bedeutet", sagt Kuhlmann, der 700 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis Pinneberg vertritt. Je mehr gesetzliche Auflagen, "desto schlimmer wird es", sagt Kuhlmann, der in Tangstedt 120 Hektar bewirtschaftet. Schon heute müsse er genau dokumentieren, wie viel Pflanzenschutz- und Düngemittel er auf seine Felder aufträgt, um die EU-Gelder zu erhalten. Deutschland sei in Vorleistung gegangen, indem es die Verteilung der Fördergelder vor zwei Jahren von der Menge der Produktion abgekoppelt hat. Seitdem werden die 370 Millionen Euro Direkthilfen für die Landwirte in Schleswig-Holstein aus Brüssel nach der Größe ihrer Ackerflächen verteilt.

Im Durchschnitt seien dies zurzeit 346 Euro je Hektar, heißt es aus dem Landwirtschaftsministerium. Künftig sollen Landwirte diese Direktzahlungen nur noch erhalten, wenn sie zusätzlich kleine Knicks schützen, Gewässer rein halten oder Dauergrünland erhalten. Für problematisch hält Kuhlmann die Idee, Flächenstilllegungen zu fördern. "Das können wir uns nicht mehr leisten", ist Kuhlmanns Standpunkt. Seit dem Jahr 2000 seien acht Prozent der Ackerflächen - 2800 Hektar - in Schleswig-Holstein verschwunden, weil sie Straßen, Häusern und Gewerbegebieten weichen mussten.

Seitdem hätten 250 Landwirte im Kreis Pinneberg ihre Rinderhaltung aufgegeben. Die Auflage, Monokulturen zu vermeiden, werde die größeren Höfe unterstützen. "Für kleine Bauern, die Milchvieh haben, Mais anbauen und nun auch Weizen anzubauen sollen, wird sich der Wettbewerb verschärfen."

Milchvieh, Mais, Weizen - diese Kombination trifft auf den Quickborner Landwirt Thomas Schröder (32) exakt zu, der gemeinsam mit Vater und Geschwistern auch eine Biogasanlage betreibt. Auch er fürchtet noch mehr Bürokratie. Ein bis zwei Stunden pro Tag koste ihn der Papierkrieg mit den Landes- und EU-Behörden heute schon. "Da würde ich noch länger am Schreibtisch sitzen." Wesentliche Neuerungen kann Schröder in dem "Greening"-Vorstoß aus Brüssel nicht erkennen. "Wir pflegen unsere Knicks ohnehin". Denn die Gebüschreihen verhinderten, dass der Wind den Ackerboden verweht. In Sachen Monokultur schiebt Schröder den Schwarzen Peter zurück an die Landesregierung: "Die Politik hat verschlafen, die traditionelle Drei-Felder-Fruchtfolge zu erhalten und mit dem Energieeinspeisungsgesetz erst den Anreiz geschaffen, flächendeckend Mais anzubauen."