Ganz nah dran an den Stars des berühmten Musikfestivals: die Künstlerbetreuerin Merle Scheske aus Schenefeld

Schenefeld. "Die King's Singers sind auch privat total cool, sehr entspannt und freundlich", sagt Merle Scheske. Die 24-jährige Berlinerin, die in Schenefeld aufwuchs und dort 2006 ihr Abitur machte, muss es wissen. Als Dienstälteste der handverlesenen neun Künstlerbetreuer für die Stars des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) lernt sie die Weltelite der Klassikszene von einer sehr privaten Seite kennen.

Sie weiß, wer lieber Tee als Kaffee trinkt, wer leicht friert, wer kein Fleisch isst. Denn Scheske betreute in drei Festivalsommern zum Beispiel Klavierikone Elisabeth Leonskaja, Oboist Albrecht Mayer, die King's Singers, Schlagzeugstar Martin Grubinger, Violaspezialistin Hille Perl.

Leider verrät sie die kleinen Macken der Stars nicht. "Ich hatte nur tolle Künstler bisher, alle locker und selbstständig. Ich bin immer ein bisschen traurig, wenn ich sie wieder verabschiede." Und selbst wenn ein Musiker mal einen schlechten Tag habe, würde sie das kommentarlos hinnehmen. "Weil es weltbekannte Künstler sind. Die stehen dauernd im Rampenlicht, da kann man schon mal genervt sein."

Lassen die Musiker sich eigentlich duzen? Scheske überlegt. "Kann man schwer sagen, denn in diesem Jahr spreche ich mit allen Künstlern englisch, da sind alle beim 'you'." Fast alle jüngeren Musiker stellten sich aber schon beim ersten Händedruck am Flughafen oder im Hotel mit ihren Vornamen vor. "Die Älteren sprechen wir eher mit 'Mister' oder 'Mistress' an."

Scheske, die den Bachelor in Musikwissenschaften seit einem Jahr in der Tasche hat und jetzt in Amsterdam den Master draufsetzen will, ist verantwortlich für einen reibungslosen Aufenthalt der Künstler vor, während und nach dem Konzert. "Ich bin nicht ihr Kindermädchen, aber diejenige, die alle Fragen beantworten kann", erläutert sie. Schon mal ratlos gewesen? "Nee, ist noch nicht vorgekommen. Ich weiß ja immer, wen ich fragen kann." Und dann gibt's da noch das Notfallset, mit dem das Lübecker Festivalbüro alle KBs ausstattet. Mit Fusselroller, Schuhcreme, Aspirin, Taschentüchern und dicken Edding-Stiften.

Gummihammer aus dem Baumarkt besorgt, Konzert gerettet

Leider nicht mit Gummihämmern. Die musste Scheske einmal dringend heranschaffen, weil der Schlagzeuger seine eigenen vergessen hatte. Das Organisationstalent fackelte nicht lange, steuerte mit der Limousine den nächsten Baumarkt an - Konzert gerettet.

Scheske fungiert als Schnittstelle zwischen Musikern, Betriebsbüro und den ehrenamtlichen Beiräten vor Ort, die sich um die konkrete Bewirtung der Musiker kümmern, Empfänge nach den Konzerten vorbereiten. "Das freut die Musiker immer sehr, diese freundliche, sehr persönliche Betreuung durch die Beiräte an den Spielorten", erklärt Scheske. Gerade auch die üppigen Menüs bei diesen Empfängen. Denn fast alle Musiker essen vor Auftritten wenig. "In der Pause gibt's meist eine Banane, um das anstrengende Konzert gut durchzustehen."

Mit der schwarzen VIP-Festivallimousine chauffiert sie Musiker und Instrumente vom Hamburger Hotel Elysée zum Auftrittsort. Wer KB werden will, und das wollten 2011 nach Angaben von SHMF-Pressesprecherin Bettina Brinker mehr als 100 Bewerber, muss dafür im Auswahlverfahren extra eine Fahrprüfung mit Fahrlehrer in der schweren Limousine ablegen. Das Mobiltelefon hat sie immer dabei, auch hinter der Bühne - natürlich auf Summton geschaltet. So steht sie mit Technikern und dem diensthabenden SHMF-Kollegen vor Ort in Kontakt: "Er gibt mir zum Beispiel das Zeichen, wann alle Zuschauer im Saal sind, wann's losgehen kann."

Termine, Verantwortung, ständig neue Gesichter, berühmte Künstler: Klingt nicht gerade nach einem lockeren Sommerjob. Trotzdem wirkt Merle Scheske nicht gestresst. Es scheint eher so, dass sie voll in ihrem Element ist. "Es ist einfach mein Traumjob. Es macht mir Spaß zu organisieren, Projekte abzuarbeiten." Sie wolle später in einer Künstleragentur arbeiten, dafür sei das gut bezahlte Sommerpraktikum der perfekte Einstieg. "Man lernt unglaublich viel."

Zum Abschluss der Musikfestivalsaison im Kreis Pinneberg steht ein Leckerbissen für Klassikfans auf dem Programm: Am Donnerstag, 25. August, gastiert mit Hornistin Marie Luise Neunecker, Geigerin Isabelle van Keulen und Pianistin Ulrike Payer die erste Liga ihrer Zunft im Haseldorfer Rinderstall.Unter dem Motto "Mit der Natur" spielt das Trio Sonaten von Beethoven, Mozarts, Brahms und die Tre poemi für Horn und Klavier von Volker David Kirchner. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, Karten kosten zwischen 10 und 39 Euro.