Nach dem Gartenteich-Unfall vom Wochenende greift das Jugendamt ein und nimmt Jennifer Jepsen ihr Kind weg

Elmshorn/Pinneberg. Gerade hatte sie den Schock überwunden, dass ihr kleiner Schatz Leon beinahe ertrunken wäre. Schon wurde Jennifer Jepsen (23) aus Elmshorn mit der nächsten Hiobsbotschaft konfrontiert. Das Jugendamt des Kreises Pinneberg nahm ihr noch im Kinderkrankenhaus Altona den 22 Monate alten Jungen weg. "Wir haben den Kleinen in Obhut genommen", sagt Kreissprecher Marc Trampe auf Abendblatt-Anfrage. Nach seinen Angaben habe eine akute Kindeswohlgefährdung vorgelegen, so dass die Kreisbehörde zum Eingreifen gezwungen gewesen sei.

Zum Verhängnis geworden ist der jungen Mutter der Vorfall vom Sonnabend, der bundesweit Schlagzeilen machte - und der für den kleinen Leon tödliche Folgen hätte haben können. Jennifer Jepsen hatte das Kleinkind am Freitagabend ihrer Freundin Michaela S. in Uetersen anvertraut, weil sie ihre Wohnung in Elmshorn renovieren wollte. Dort ist es dann - wie berichtet - am Sonnabendnachmittag fast zur Katastrophe gekommen. Leon spielte im Garten mit dem gleichaltrigen Jason, dem Sohn von Michaela S.. Plötzlich lief der kleine Jason aufgeregt ins Haus und rief: "Baby baden, Baby baden!" Was er meinte, wurde schnell klar: Leon war in den ungenügend abgesicherten Gartenteich gefallen. Als das Kleinkind geborgen wurde, atmete es nicht mehr. Durch Wiederbelebungsmaßnahmen kam der Kleine wieder zu sich und wurde mit dem Rettungshubschrauber in das Kinderkrankenhaus Altona geflogen, wo er ein paar Tage zur Untersuchung mit seiner Mutter blieb. Zum Glück stellten die Ärzte fest, dass Leon keine Schäden vom vermutlich minutenlangen Atemstillstand davon getragen hat.

Für das Kreisjugendamt hat dieser Vorfall das Fass zum Überlaufen gebracht. "Die Gesamtsituation hat uns dazu veranlasst, zum Wohle des Kindes zu handeln", erläutert Trampe. Offenbar sei Jennifer Jepsen mit der Aufsicht über ihren Sohn Leon überfordert. Es sei "nicht das erste Mal", dass die Elmshorner Mutter Probleme mit dem Jugendamt habe.

Trampe sagt: "Wir hatten ihr verschiedene Hilfsangebote gemacht, um sie bei der Erziehung zu unterstützen. Aber sie hat sich wenig kooperativ gezeigt." Der Junge sei jetzt zunächst einmal bei einer Pflegefamilie untergebracht, wo er schon einmal gewesen sei.

Jennifer Jepsen dagegen versteht die Welt nicht mehr. Sie ist fassungslos und hält die Maßnahme des Jugendamtes für völlig überzogen. "Ich muss die ganze Zeit weinen", sagt die junge Frau. Und sie sagt weiter: "Ich bin jetzt erst mal bei meinen Eltern untergekommen. Ich kann nicht alleine sein. Dann kommt mir alles hoch. Vor allem abends ist es am schlimmsten."

Jennifer Jepsen ist selbst darüber erschüttert, was bei ihrer Freundin passiert ist und stellt fest: "Da kommt er erst einmal nicht mehr hin." Aber es sei sehr wohl mit dem Betreuer vom Jugendamt abgesprochen gewesen, dass sie ihren Jungen alle zwei Wochen mal zur Freundin bringen dürfe, sagt sie den Tränen nahe. Auch zu ihrer Entlastung, schließlich ist Jennifer im fünften Monat schwanger. "Das ist so unfair, dass sie mir jetzt Leon weggenommen haben." Sie werde alles tun, was von ihr verlangt werde, um Leon zurück zu bekommen. "Er ist doch mein kleiner Engel. Ich kann ohne ihn nicht leben."

Kreis-Sprecher Trampe schlägt zum Schluss versöhnliche Töne an. Langfristiges Ziel des Jugendamtes sei es, Mutter und Kind wieder zusammen zu bringen. In den nächsten Tagen werde es ein weiteres Gespräch mit der Mutter geben, um ihr ein Hilfsangebot zu machen. Falls Jennifer Jepsen zur Kooperation bereit ist, könnte es eine Familienzusammenführung geben.

Der Vorfall vom Wochenende dürfte ein juristisches Nachspiel haben. Für wen, muss in den nächsten Wochen die Staatsanwaltschaft Itzehoe entscheiden. Die Polizeistation in Uetersen hat die vorläufigen Ermittlungsergebnisse nach Itzehoe weitergeleitet. Demnach hatte Jennifer Jepsens Freundin Michaela S. ihren eigenen Sohn Jason sowie den kleinen Leon kurzzeitig in die Obhut von zwei 16-jährigen Mädchen aus der Familie gegeben. Die sahen fern und wollen die Kinder aus dem Fenster im Blick gehabt haben.