Statistik: Städte im Kreis rutschen immer tiefer ins Minus. Elf Dörfer schreiben schwarze Zahlen

Kreis Pinneberg. Jeder Schleswig-Holsteiner steht - rein rechnerisch betrachtet - mit mehr als 23 082 Euro in der Kreide. Tendenz steigend. Davon entfallen im Schnitt 1225 Euro auf die jeweilige Kommune, 9182 Euro aufs Land, 12 675 Euro (vorläufiger Wert) auf den Bund. Zu diesen Belastungen aus den drei Kernhaushalten kommt eine von den Statistikern nicht exakt zu beziffernde Summe aus den Verbindlichkeiten sogenannter ausgegliederter Einheiten und Zweckverbände wie zum Beispiel Liegenschaftsverwaltungen. Nach dem Saarland ist Schleswig-Holstein damit das am höchsten verschuldete Flächenland.

Sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene wächst der Schuldenberg zwischen den Meeren weiter. Nach Angaben des Statistikamtes Nord stiegen die Verbindlichkeiten des Landes bis Ende 2010 auf 26 Milliarden Euro, rund 1,5 Milliarden Euro (5,9 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Die kommunalen Schulden legten um 318 Millionen Euro (10,1 Prozent) zu.

Die Zahlen aus Kiel machen außerdem deutlich: Die Schere zwischen Städten und Dörfern öffnet sich weiter: Während Erstere fast ausnahmslos weitere Kredite auf den ohnehin hohen Schuldenstand aufsatteln mussten, glänzten vor allem die kleineren Gemeinden mit ausgeglichenen Budgets. 352 von ihnen, also fast jede Dritte, blieb komplett schuldenfrei.

Diesen Trend beobachten die Statistiker auch im Kreis Pinneberg. Mit 1283 Euro pro Kopf liegt die Verschuldung rein rechnerisch betrachtet über dem Landesdurchschnitt. Insgesamt lasten auf allen 302 403 Kreisbewohnern zusammen Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 388 Millionen Euro. Den höchsten Schuldenstand in absoluten Zahlen weist die Stadt Elmshorn auf: Von knapp 58,8 Millionen Euro am 31. Dezember 2009 wuchs das Minus bis Ende 2010 auf mehr als 67 Millionen Euro - mehr als das chronisch verschuldete Pinneberg (65,9 Millionen Euro).

Das Bild ändert sich allerdings, wenn man die Pro-Kopf-Verschuldung unter die Lupe nimmt: führt Barmstedt (1732 Euro) klar vor Pinneberg (1558 Euro) und Quickborn (1407 Euro). Unter den Städten gelang es nur Schenefeld, die Pro-Kopf-Belastung zu senken: von 319 auf 295 Euro.

Doch unangefochtener Schuldenmeister des Kreises Pinneberg ist Deutschlands einzige Hochseeinsel. Die 1132 Helgoländer standen Ende 2010 mit 8864 Euro pro Kopf in der Kreide. "Als Hochseeinsel müssen wir uns besonderen Anforderungen stellen", begründet Kämmerer Kai Lange das enorme Minus. Neben Maßnahmen für den Küstenschutz schlage die Tatsache zu Buche, dass Helgoland viele Einrichtungen komplett finanzieren müsse, die kleine Gemeinden auf dem Land sich mit Nachbarkommunen teilen. Feuerwehr, Kindergarten, Schulen. Deshalb greift das Land den Helgoländern besonders unter die Arme, "unterstützt uns unter sehr strengen Auflagen beim Abtrag der Schulden", wie Lange formuliert.

Finanziell am besten stehen die kleinen Dörfer da. Bullenkuhlen, Groß Nordende und Moorrege senkten ihren Schuldenstand auf Null, acht weitere der 49 Kommunen im Kreis waren auch ein Jahr zuvor bereits schuldenfrei gewesen.