Langjähriger SPD-Landtagsabgeordneter verzichtet auf Kandidatur für Landtagswahl

Pinneberg. 16 Jahre Kiel sind genug. Das sagt Bernd Schröder, der dienstälteste SPD-Landtagsabgeordnete aus dem Kreis Pinneberg. Der 61-Jährige, der seit 1996 den Wahlkreis 28 (Pinneberg, Halstenbek, Schenefeld) vertritt und dreimal in Folge das Direktmandat gewann, wird zur vorgezogenen Landtagswahl am 5. Mai 2012 nicht noch einmal antreten.

"Mir ist der Entschluss sehr, sehr schwer gefallen", sagt der 61-Jährige. Er habe die Arbeit als Abgeordneter in den vergangenen 15Jahren stets mit großem Engagement und Überzeugung ausgeübt. "Ursprünglich wollte ich bis 2014 Mitglied des Landtags bleiben", sagt der Pinneberger. Die Entscheidung des Verfassungsgerichts, die Legislaturperiode zu verkürzen und vorzeitige Neuwahlen auszurufen, habe diesen Plan durchkreuzt. Schröder: "Für weitere fünf volle Jahre stehe ich nicht zur Verfügung. Und es ist einfach nicht meine Art, zu kandidieren und dann nach zwei Jahren auszuscheiden."

Bernd Schröders politische Karriere begann mit dem SPD-Eintritt im Jahre 1972 und mit ersten Mandaten auf kommunaler Ebene. Der Diplomverwaltungswirt war von 1990 bis 1996 Erster Stadtrat Pinnebergs, Mitglied der Ratsversammlung und des Magistrats. 1996 übernahm er dann das Landtagsmandat von Horst Hager, der sich nach 22 Jahren aus der politischen Arbeit zurückzog.

In der Landeshauptstadt machte sich Schröder schnell einen Namen. Ehrlichkeit und Geradlinigkeit - das hat den Pinneberger in seiner langen politischen Karriere ausgezeichnet. Täuschen und tricksen waren seine Sache nicht. Schröders Wort hat in Kiel Gewicht - und zwar über alle Parteigrenzen hinweg. Der 61-Jährige übernahm zunächst das Amt als wohnungsbaupolitischer und fischereipolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, verlagerte dann aber seine Tätigkeit auf die wirtschaftspolitische Ebene. Seit Beginn der jetzigen Legislaturperiode ist er Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Landtages.

Um die wirtschaftliche Entwicklung hat sich Schröder auch vor Ort in seinem Wahlkreis verdient gemacht. So war er maßgeblich daran beteiligt, dass die Schülerschule das alte Gutshaus in Pinneberg-Waldenau erwarb und als Schule in freier Trägerschaft weiterhin mit Landeszuschüssen bedacht wird. Der SPD-Politiker initiierte den Pinneberger Kindertag, der seit 1996 jedes Jahr aufs neue in der Kreisstadt veranstaltet wird. Er "strickte" an der Erweiterung des Stadtzentrums Schenefeld mit, half bei der Umwandlung der ehemaligen kreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft GeWoGe in eine Genossenschaft und übernahm dort den stellvertretenden Aufsichtsratsposten.

Der 61-jährige kämpfte erfolgreich dafür, dass die S-Bahnhöfe in Thesdorf und Halstenbek mit Fahrstühlen ausgestattet wurden. Er brach eine Lanze für Helgoland, wo er an der Anbindung zum Festland, der Windpark-Initiative und dem Hafenkonzept mitwirkte. Und nicht zuletzt ist es ihm maßgeblich zu verdanken, dass die S-Bahnen am Wochenende nachts bis Pinneberg fahren und die Kreisstadt in Sachen Westumgehung zumindest einige kleine Schritte vorankam.

Schröder ist (und war) kein Freund von SPD-Fraktions- und Landeschef Ralf Stegner. "Das hat aber mit meiner Entscheidung, mich nicht erneut um ein Landtagsmandat zu bewerben, nichts zu tun", wiegelt Schröder ab. Er nennt als Hauptgrund sein Alter - und die Tatsache, dass er künftig mehr Zeit mit seiner Ehefrau verbringen möchte. Nicht unerwähnt lässt Schröder auch die schwere Krankheit, unter der er seit zehn Jahren leidet. "Ich bin heilfroh, dass es mir relativ gut geht. Ich denke, mein großes Engagement in der Politik hat auch zu meinem stabilen Gesundheitszustand beigetragen." Dennoch nimmt der 61-jährige nächstes Jahr seinen Abschied. "Ich werde aber weiter politisch tätig bleiben, möchte meine Kontakte und Fähigkeiten weiterhin einbringen. In welcher Weise, muss meine Partei entscheiden." Ansonsten freut sich der 61-Jährige auf Ferien auf seiner kleinen Motoryacht.

Die drei SPD-Ortsvorsitzenden, aber auch alle Genossen im Wahlkreis hat Schröder inzwischen persönlich angeschrieben und über seine Entscheidung informiert. Vereinbart ist, dass sich Kandidaten für seine Nachfolge bis Anfang September bei den Ortsvereinen sowie beim Kreisverband bewerben können. Eine Bewerbung soll bereits vorliegen. Die Wahlveranstaltung, die über den SPD-Bewerber für den Wahlkreis Pinneberg, Halstenbek, Schenefeld entscheidet, ist für den 22. September vorgesehen.