In Seeth-Ekholt fühlen sich die Ziervögel wohl. Hahn Isidor und sein Gefolge leben im Garten der Familie Mathes

Seeth-Ekholt. Eines Tages stand Isidor vor der Tür. Der Hof gefiel ihm. Er blieb. Die Bewohner kümmerten sich um ihn und ließen ihm seine Freiheit. Damit er sich nicht einsam fühlte, kauften sie ihm eine Braut. Obwohl ihm Monogamie wenig zusagt und er bei seinen Geliebten sehr wählerisch ist, mochte er das Weibchen auf Anhieb. Sie gründeten eine Familie.

Isidor ist kein Heiliger und ein eigenartiger Vogel - genauer gesagt, ein Pfau. Unterschlupf fand er im Atelier des Künstlers Walter Arno in Seeth-Ekholt. Das war irgendwann in den frühen 80-ern. Wo Isidor herkam, welche Abenteuer er auf seiner Wanderung erlebt hatte, darüber kann nur spekuliert werden. "An der Schleuse in Barmstedt, wo es heute ein Atelier gibt, lebte damals ein Vogelzüchter. Vermutlich ist er dort ausgebüchst", vermutet Anna-Marfa Mathes, die nun mit ihrem Mann Friedhelm das Haus ihres 2005 im Alter von 74 Jahren verstorbenen Vaters Walter Arnos bewohnt.

"Meine Mutter wollte nicht, dass der Pfau einsam ist und besorgte ihm eine Henne." Bald schlüpften Küken. Nicht alle überleben. Für Ratten, Bussarde, Katzen und Hunde sind sie leichte Beute. "Trotzdem gab es immer einen Trupp von vier oder fünf Pfauen bei uns zu Hause", sagt Anna-Marfa Mathes. Kommt nichts dazwischen, können sie bis zu 30 Jahre alt werden.

In den 90er-Jahren starben alle Vögel. Mittlerweile war Gerda Stelzer, Schülerin und langjährige Lebensgefährtin Walter Arnos, eingezogen. Eines Tages lief ihr ein Pfauenhahn zu. "Vielleicht hat er sich allein im angrenzenden Moorgebiet durchgeschlagen", spekuliert Anna-Marfa Mathes. Genau weiß es niemand. "Da ging das Spiel von vorne los." Wieder wurde eine Henne dazu geholt. Isidor der Zweite war allerdings wählerischer in der Damenwahl als sein Vorgänger. Erst die dritte Henne war genehm. Heute schreiten fünf ausgewachsene Pfauen und drei Küken durch den wildromantischen Garten.

Doch was dem einen eine Augenweide, ist dem anderen ein Dorn im Auge. Nach dem Winter stürzen sie sich auf alles, was bunt aussieht - gern auch auf Frühblüher. Erst wenn alle zarten Pflänzchen geköpft sind, lassen die Blumenkiller von ihnen ab. Oder sie picken die Folie der Siloballen kaputt, sehr zum Ärger der Landwirte. Auch in der Wahl ihrer Brutplätze sind die schönen Vögel ein wenig rabiat. Eine Henne brütete dicht am Haus, "direkt auf meinen frisch gepflanzten Rosen", sagt Anna-Marfa Mathes. 28 Tage sitzen Pfauen auf den Eiern. Das Gelege verlassen sie nur zum Essen und Trinken. "Danach wächst an der Stelle nicht mal mehr Unkraut."

Die durchdringenden Schreie der Pfauen, die den Fasanen ähneln, sind weithin zu hören und stören gelegentlich den Schlaf der Seeth-Ekholter. In Indien, neben Sri Lanka das Herkunftsland der Pfauen, werden die Rufe mit "minh-ao" gedeutet, was soviel heißt wie "Regen kommt". Und in der Tat ertönt sein charakteristischer Schrei oft vor Unwettern. "Aber auch wenn ich meinen Mann rufe oder er niest, wird das lauthals von den Pfauen kommentiert", sagt Anna-Marfa Mathes. Einige Tiere musste die 39-Jährige deswegen kürzlich zu einem Bekannten nach Kollmar ausbürgern.

Nur Friedhelm Mathes fressen die frechen Pfauen aus der Hand, zumindest Isidor. Er hat eine Vorliebe für Erdnüsse. "Die pickt er aus der Futtermischung geschickt raus", sagt der 53-Jährige. Die Hennen gehen mit ihren Küken lieber auf Abstand. Trotz aller Widrigkeiten und auch wenn der Kopf im Verhältnis zum Körper eher klein ausfällt - die Pfauen sind eine Zier. Der Hahn ist an Hals, Brust und Bauch leuchtend blau gefärbt. Je nach Lichteinfall schimmert sein Gefieder grünlich und golden. "Es sieht einfach schön aus, wenn sie zwischen den Skulpturen meines Vaters wandeln", sagt Anna-Marfa Mathes.

Nur während des Kreiskulturtages am 29. Mai, der Walter Arno und Gerda Stelzer zu Ehren in Seeth-Ekholt stattfand, hielten sich die Pfauen im Verborgenen. Zu viele Schaulustige, befand Isidor. Ganz entgegen seinem Image ist der Weiberheld nämlich überhaupt nicht eitel. Oder lag es daran, dass er in der Mauser Schwanzfedern lassen musste?