Uetersener Familie macht nur noch Urlaub in fremden Betten. In Wien gab es Chipkarte statt Schlüssel und ein Schwimmbad gratis

Uetersen. Mit einem völlig fremden Menschen das eigene Bett zu tauschen, ist für viele Menschen unvorstellbar. Wenn es für Familie Bode aus Uetersen in den Urlaub geht, wechseln sie jedoch nicht nur die Betten, sondern gleich ihr ganzes Haus. So auch in diesem Jahr. Für zwei Wochen überließen sie ihr Haus einer Familie aus Dänemark und bezogen deren Heim als Feriendomizil.

"Vor drei Jahren haben wir den Haustausch für uns entdeckt und sind seitdem begeistert von dieser Art, Ferien zu machen", sagt Björn Bode. Seine Frau Sandra fügt hinzu "Wir wollen auch gar keinen anderen Urlaub mehr, und das alles wegen Günther Jauch." Ein Bericht bei Stern TV habe sie auf die Idee gebracht.

In den USA ist der Haustausch als Urlaubsalternative zu Ferienwohnung, Hotel und Camping bereits seit Jahrzehnten bekannt - und sehr beliebt. Auch in Deutschland wächst die Begeisterung für diese Urlaubsmöglichkeit. Diverse Organisationen stellen mittlerweile den Kontakt zwischen den Tauschbegeisterten via Internet her.

Der Haustausch mit den Dänen in diesen Sommerferien war für die vierköpfige Familie Bode bereits der fünfte Tausch. "Es ist einfach sehr praktisch auf diese Weise mit den Kindern Urlaub zu machen, weil man kaum etwas mitnehmen muss", sagt Sandra Bode. Außerdem könne man so an Orten Urlaub machen, die man sich anders nicht leisten könne. "Wir sind keine Fans von Touristenhochburgen, denn wir wollen im Urlaub etwas von dem Land sehen, in dem wir sind", sagt der 43-jährige Familienvater. "Beim Haustausch ist man viel näher am Geschehen."

Auch ihre Kinder sind vom Haustausch überzeugt. "Es macht Spaß, mit dem Spielzeug der anderen Kinder zu spielen", sagt die siebenjährige Ilina. "In Dänemark hatten wir ein Kinderklavier und haben Konzerte gegeben."

Seit die Uetersener vom Tauschfieber gepackt wurden, waren sie zweimal in Dänemark, zweimal in Holland und einmal in Österreich -immer in fremden Häusern. "Es ist jedes Mal wieder total spannend, wenn wir das Tauschhaus zum ersten Mal betreten", sagt die 36-jährige Uetersenerin." Ihr Mann stimmt zu: "Ein mulmiges Gefühl haben wir immer auf der Fahrt, aber das macht es auch zu einem kleinen Abenteuer." Im Haus angekommen fällt die Anspannung ab, und es wird erst einmal alles erkundet. "Ich schaue immer in den Kleiderschrank", sagt Sandra Bode, "da bin ich einfach zu neugierig, was das für Menschen sind, in deren Haus wir wohnen."

Meist hat die Tauschfamilie eine Info-Mappe vorbereitet, in der sich sämtliche Bedienungsanleitungen in englischer Sprache und Ausflugstipps befinden. "Da sind die Dänen und Holländer sehr gut vorbereitet gewesen", sagt Björn Bode. Angst um ihr eigenes Haus hat Familie Bode nicht. "Wir haben nichts, was nicht ersetzbar wäre", sagt Sandra Bode, "außerdem sind wir über die Organisation abgesichert."

Gegenstände, die niemanden etwas angehen, werden im Keller eingeschlossen. "Uns ist im Tauschhaus selber schon einmal etwas kaputt gegangen", sagt der Familienvater, "dann haben wir es neu gekauft oder Geld dort gelassen." Böse Überraschungen hat Familie Bode beim Haustausch bisher nicht erfahren. "Das einzig nicht so schöne war, als wir im Herbst in Holland gefroren haben, weil wir die Heizung nicht höher stellen konnten", erinnert sich Sandra Bode. "Wir haben uns heißen Tee gekocht." Ein besonderes Erlebnis war der Häusertausch Silvester 2008 mit einer Familie aus Wien. Zwei Wochen lang wohnten die Uetersener mitten in der österreichischen Hauptstadt. "Das war eine riesige Wohnanlage mit U-Bahn Station und Einkaufszentrum", sagt Björn Bode, "alles war modern mit Chipkarte statt Schlüssel. Das Beste war das hauseigene Schwimmbad."

Für die Zukunft träumen die Bodes von einem Tausch nach Südafrika oder Kanada. Sandra Bode: "Wir haben noch viel vor."