Bankkunden sind durch Finanzkrise beunruhigt, aber nicht panisch. Experten raten von Gold ab

Kreis Pinneberg. Weltweit rauschen die Aktien in den Keller. Allein der Deutsche Aktienindex stürzte unter 6000 Punkte und verlor mehr als fünf Prozent. Auch im Kreis Pinneberg spüren die Banken und Sparkassen die Verunsicherung ihrer Kunden. "Es herrscht Aufklärungsbedarf, aber keine Panik", sagt Imke Gernand, Sprecherin der Sparkasse Südholstein. In den Kundengesprächen ist die Lage auf den Finanzmärkten Thema. "Wir haben zwei unterschiedliche Situationen", sagt die Finanzexpertin. "Zum einen ist da die Angst vor der Entwicklung auf den Aktienmärkten und die damit verbundene wirtschaftliche Rezension, zum anderen die Euroabwertung."

Egal, welche Bedenken der Kunde hat, zunächst heißt es "Ruhe bewahren und beraten lassen", sagt Gernand. Die Berater der Sparkassen versuchen beunruhigte Anleger vom übereilten Kündigen bestehender Anlagen unter hohen Verlusten abzubringen. Doch einige wollen jetzt eben lieber in Sachwerte, Immobilien oder Gold investieren. "Dabei ist das Gold hochspekulativ und es bringt keine Verzinsung. Hingegen können Aktien, etwa Produktivanlagen, sichere Anlagen sein, wenn eine langfristige Strategie und gute Mischung vorliegt", sagt Gernand. Grundsätzlich kommt es auf die Risikobereitschaft des einzelnen Kunden an. "Man sollte mit einem guten Gefühl in eine Anlage gehen und nicht mit Bauchschmerzen", sagt sie. Ihr Tipp für alle, die langfristig Kapital aufbauen wollen: "Jetzt ist die beste Zeit für Sparpläne."

Besonnen verfolgen die Volksbanker den Geldmarkt. "Die meisten unserer Kunden sind nicht im Dax engagiert", sagt Christian Scheinert, Vorstand der Volksbank Elmshorn. "Entsprechend haben wir in unseren Filialen nicht viele besorgniserregende Kundengespräche geführt." Scheinert hält Bargeld - etwa Schweizer Franken - und Gold für viel zu spekulativ. Nach wie vor würden Schuldverschreibungen von guten Firmen für jeden Anleger Sinn machen. "Auch mit Bankprodukten unserer Genossenschaft kann man nicht viel falsch machen."

Erhöhten Beratungsbedarf verzeichnet Daniela Hemmerling, Leiterin der Hauptgeschäftsstelle der VR Bank in Pinneberg: "Grundsätzlich raten wir jetzt aber nicht dazu, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen." Was für den Kunden zurzeit die beste Anlagestrategie ist, lässt sich nicht pauschalisieren und hängt unter anderem von Risikobereitschaft, Familienstand, geplante Investitionen oder Vermögen ab. "Wir beraten individuell", sagt Hemmerling. Generell könne aber gesagt werden, dass Sicherheit gefragt ist. So haben die vergangenen Turbulenzen zu einer gesteigerten Nachfrage nach konservativen Produkten wie Sparbriefe oder -bücher geführt. Auch die klassische Rentenversicherung, die derzeit mit 2,25 Prozent verzinst wird, ist eine sichere Bank. Dennoch würden mehr Kunden als gewöhnlich in Gold oder Immobilien investieren, nach dem Motto "nur Gold und Land hat Bestand".

Wer einen Goldbarren kauft, muss derzeit tief in die Tasche greifen. Der Preis liegt bei 39 Euro pro Gramm. "Der Kunde sollte aber bedenken, dass ein Goldbarren keine Zinsen abwirft", sagt Josef Musil, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Wedel. Zudem hätte der gesteigerte Goldankauf nichts mit der aktuellen Situation zu tun, sondern sei aus der Eurokrise heraus entstanden. Ihn hat die Heftigkeit und Geschwindigkeit des Börsen-Absturzes überrascht. Der Tiefpunkt ist noch nicht erreicht, glaubt Musil. Die meisten Kunden reagieren dennoch sehr rational und überlegt. Einige würden nun auch verkaufen, aber "es sind nicht übertrieben viele". Kaum jemand würde noch zocken. "Wenn die Pleite der Lehmann Brothers etwas Positives bewirkt hat, dann dass sich die Spreu vom Weizen getrennt hat", sagt Musil. "Reine Spekulationsblasen sind verschwunden."