Modernisierung immer wieder verschoben - ab 2012 sollen Bauarbeiten endlich beginnen

Pinneberg. Überfüllte Papierkörbe, schmuddelige Bahnsteige, Zigarettenkippen, Schlaglöcher - Pendler und Reisende bemühen sich, ihre Wartezeit am Bahnhof in Pinneberg auf ein Minimum zu reduzieren. Wer kommt, geht schnell und rümpft die Nase.

So wie Doris Heinz, 63, aus Pinneberg, die um die Station am liebsten einen großen Bogen macht. "Der Bahnhof ist schrecklich", sagt die Seniorin. Von den versprochenen Umbau- und Modernisierungsplänen hat sie nichts mehr gehört. Das Gebäude verfällt, die Aufenthaltsqualität sinkt, die Toiletten nennt die Seniorin einen "Witz". "Es ist schwach, wenn es an einem Umsteigebahnhof nicht die Möglichkeit gibt, sich frisch zu machen."

Pinnebergs stellvertretender Bürgermeister Klaus Seyfert sieht dringenden Sanierungsbedarf. "Der schlechte Zustand des Gebäudes strahlt natürlich auf den gesamten Bahnhof aus", sagt Seyfert. Die Bahn beschreibt ihren eigenen Bahnhof auf Anfrage mit den wenig schmeichelhaften Worten: "baulich in nicht mehr aktuellem, aber funktionierendem Zustand".

In einer Bewertung der Agentur "Bahnstadt" schnit der Bahnhof kürzlich mit der Note 3 ab. Lebenswirklichkeit trifft auf Bewertungskriterien. Seyfert erklärt sich die Bewertung mit dem Angebot und das sei grundsätzlich gut. "Es gibt viele Automaten, einen Schalter, eine WC-Anlage", sagt Seyfert, aber wesentlich sei nun mal der gesamtbauliche Zustand.

Seit Jahren wird über Umgestaltung und Modernisierung diskutiert. Pläne wie ein von Bürgermeisterin Kristin Alheit zusätzliche vorgeschlagenes Textildach für den Wartebereich wurden aus Kostengründen schnell wieder verworfen, die Pläne insgesamt an die finanzielle Lebenswirklichkeit der hochverschuldeten Stadt angepasst. Jetzt könnte es auf einmal ganz schnell gehen. Die Stadt will noch im Herbst Fördermittel einwerben, schon Anfang des Jahres könnten die Bauarbeiten am Verkehrsknotenpunkt beginnen, kündigte Bauamtschef Klaus Stieghorst im Gespräch mit dem Abendblatt an. "Die Verzögerungen hängen vor allem mit den Plänen für ein drittes Gleis zusammen", so Stieghorst.

Strittig ist weiterhin die Zukunft des Bahnhofsgebäudes an sich. Die Bahn will nach einer Wirtschaftlichkeitsstudie, die im Herbst vorgelegt wird, entscheiden, ob die älteste Bahnhofshalle des Landes abgerissen wird. Zuletzt ließt die Bahn Türen und Teile der Fassade der Empfangshalle streichen. Im Gespräch ist eine weitere Überführung, um die Gleise 4 und 5 barrierefrei zu erreichen. Hier streben Bahn und Stadt eine Fußgängerbrücke mit behindertengerechten Aufzügen auf der rechten Seite des Bahnhofs an. Die Finanzierung ist noch unklar.

Der Fahrgastverband pro Bahn kritisiert zwar die Verzögerungen durch die langwierigen Planungen, hofft aber auf einen für die Pendler gut funktionierenden und den Ansprüchen angepassten Bahnhof, so ein Sprecher.

Insgesamt sollen die Bauarbeiten, die zusätzlich neue Parkplätze, Fahrradabstellplätze und einen neuen Omnibusbahnhof vorsehen, drei Millionen Euro kosten. "Pinneberg ist ein wichtiger Knotenpunkt. Wir wollen deshalb ein würdiges Erscheinungsbild", bekräftigt eine Sprecherin der Bahn.

Die Frage eines dritten Gleises müsse nicht zwingend mit dem Erhalt des Gebäudes zusammenhängen, bekräftigte die Bahn-Sprecherin. Tatsächlich gibt es, was eine S-Bahnlinie nach Elmshorn angeht, neue Entwicklungen. Das Land Schleswig-Holsteinhat im Zusammenhang mit der Planung einer neuen Strecke in den Kreis Stormann auch Vorentwurfsplanungen für eine neue S-Bahnstrecke nach Elmshorn in Auftrag gegeben.