Unser Dorf: Das Abendblatt zu Besuch in einem friedlichen Ort mit viel PS, in dem sogar die Gemeindevertreter alle Beschlüsse einstimmig fassen

Heede. In Heede ist es ruhig. Die meisten Bewohner des Dorfes südöstlich von Barmstedt leben von der Landwirtschaft. Auf 40 Prozent der Dorffläche werden Mais und Weizen angebaut. Zum Entspannen und Ruhe finden eignet sich die Gemeinde also perfekt - so lange Peter Schuster nicht auf den Straßen unterwegs ist.

Wenn der Treckersammler seine Oldtimer aus der Scheune holt, ist es mit der Idylle vorbei. Dann knattert und knallt es in Heede. 28 historische Traktoren stehen auf Schusters Hof an der Hemdinger Chaussee und alle funktionieren. Früher war Schuster in der Landwirtschaft tätig. Den Betrieb hat er aufgegeben und widmet sich heute der Sammelei. Seine Familie hat der PS-Fan mit dem Trecker-Fieber angesteckt. "Mein Sohn und mein Enkel sammeln mit", sagt Schuster. Enkel Michel wird bald vier. Der jüngste Schuster hat schon einen eigenen Traktor. Wenn Opa Peter nicht mit Michel unterwegs ist, kommen ihn die Heeder Kids besuchen und fahren mit. "Weil ich die schönsten Trecker habe", sagt der Oldtimerfan.

Dieser Aussage stimmt garantiert nicht jeder Heeder zu. Schließlich hat das Dorf einen eigenen Traktoren-Verein. Der Trecker-Treck-Club veranstaltet Wettbewerbe mit den aufgemotzten Maschinen. 30 Mitglieder hat die Truppe - ein Großteil davon sind Landwirte. Andere Gemeinden haben vielleicht ein Autohaus - in dem 720-Seelendorf gibt's die Heeder Landmaschinen GmbH, wo sich der Bauer über die neuesten Trecker-Trends informieren kann.

Dass in seiner Gemeinde noch so viel Landwirtschaft betrieben wird, gefällt dem Bürgermeister. Reimer Offermann ist gebürtiger Heeder und seit mehr als 30 Jahren in der Gemeindevertretung aktiv. 1994 wählten ihn die Heeder zum Gemeinde-Oberhaupt.

Spaß macht ihm das Amt immer noch. "Die Beschlüsse fassen wir immer einstimmig", sagt Offermann. "Das liegt auch daran, dass es bei uns keine Parteien gibt." Im Heeder Kommunalparlament arbeiten nur zwei Fraktionen - beide sind Wählergemeinschaften. Aber nicht nur in der Politik läuft es. Auch wirtschaftlich geht es dem Dorf gut. Heede wächst und auch Gewerbetreibende - vom Bauunternehmer bis zum Waschmaschinenhersteller - haben sich in Heede angesiedelt.

"Außerdem sind wir schuldenfrei", sagt der Bürgermeister. Offermann gefällt aber vor allem die Landschaft. "Heede ist eins der waldreichsten Dörfer im Kreis Pinneberg." An einigen Stellen sei zwar die Internetanbindung noch nicht so gut, ansonsten könne man sich aber über nichts beschweren.

Seine Bürger bestätigen das. Gislaine Zanetti kommt ursprünglich aus Brasilien. Sie ist glücklich in Heede. "Meine Tochter Giselle kann hier alleine draußen spielen", sagt sie. In Hamburg würde die junge Mutter das nicht zulassen. "Viel zu gefährlich. Hier aber ist alles familiär und außerdem sehr schön."

Die Atmosphäre, die Heede ausmacht, schätzt auch Hartmut Mohr. Er lebt in dem kleinen Dorf und arbeitet in seinem Atelier. "Wenn man hier aufgewachsen ist, will man nicht wieder weg", sagt der Künstler. Seine Bilder sind sehr begehrt. Sie hängen im Pinneberger Büro von Landrat Oliver Stolz, im Kieler Landeshaus und in der deutschen Botschaft in Algerien

Die Gemeinde unterstützt den Künstler gerne. Schließlich sind seine Werke echte Heeder-Exportschlager.

Bis nach Algerien liefern die Tietjens nicht. Die Milch, die sie aus ganz Schleswig-Holstein abholen, bringt die Familie zur Meierei nach Barmstedt. "Das hat Tradition", sagt Mutter Ute. Schon Opa Tietjen war 1900 mit einem Pferdekarren für den Milchnachschub verantwortlich. Die PS-Anzahl hat sich seitdem aber stark verändert. Elf große Milchlaster mit Anhängern gehören dem Familienbetrieb. So transportieren die Tietjens 36 Millionen Liter im Jahr.

Auch den Bauernhof der Huckfeldts fahren die Milchlaster an. Anke und Bernd Huckfeldt führen ihn in der neunten Generation. Sie sind Ur-Heeder. 75 Kühe gehören dem Familienbetrieb, außerdem Katzen, Hunde und eine Wellensittichzucht.

Vor zwei Jahren kam Anke Huckfeldt auf eine besondere Idee. Um für ihre Milch zu werben, eröffnete die Familie das "Melkhus". Das kleine Café lädt unweit vom Huckfeldt-Hof zu Torte und Milchshakes ein. Neben dem Café gibt es für kleine Heeder und Gäste einen Spielplatz. "Jeden Tag kommt jemand, an guten Wochenenden sogar bis zu 100 Gäste", sagt Bernd Huckfeldt. "Es ist schön, unserm Dorf einen kleinen Mittelpunkt zu geben, denn ein Restaurant oder eine Kneipe, die täglich geöffnet hat, gibt es hier nicht."

Wenige hundert Meter vom "Melkhus" entfernt wohnt und arbeitet Niels E. Schmidt. Im Auftrag der Gemeinde ist er mit seinem Garten- und Landschaftsbau im Einsatz. So kümmert er sich um die Spielgeräte auf dem Gemeindespielplatz, wartet die Straßen und sorgt dafür, dass Heede so schön bleibt, wie es ist. "Auch für die Grünflächen bin ich zuständig", sagt Schmidt. Den Betrieb hat er 1993 von seinem Stiefvater Ernst Behncke übernommen. Seit seinem 13. Lebensjahr wohnt der Gartenbauer in Heede und fühlt sich pudelwohl.