Malerin Margret Lieser stellt ihre gesellschaftskritischen Bilder in der historischen Kate auf dem Bahnhof aus

Prisdorf. Das Wartehäuschen auf dem Bahnhof Prisdorf erstrahlt dank der Initiative vieler Helfer nicht nur seit Mai in neuem Glanz - seit kurzem ist aus der alten Kate eine "Galerie der besonderen Art" geworden. Bilder der Prisdorfer Malerin Margret Lieser sind wenige Meter neben den vorbeirauschenden Zügen zu sehen.

Karl-Werner Nörenberg, Vorsitzender des Vereins "Wartehäuschen Prisdorf", sagt: "Das besondere an dieser Ausstellung ist, dass sie für jeden, Tag und Nacht, zugänglich ist. Die Bilder können im Vorbeigehen angesehen werden." Die Idee, das Häuschen in eine Bildergalerie umzuwandeln, kam dem 70-Jährigen in einer Ausstellung von Lieser im Pinneberger Rathaus. Dem ehemaligen Kunstlehrer gefielen die satirischen Bilder auf Anhieb.

Margret Lieser war von dem Vorschlag, ihre Bilder in der Kate zu präsentieren, sofort begeistert. "Bisher haben wir von den Prisdorfern nur positive Resonanz bekommen. Wir machen den Menschen eine Freude. Sie amüsieren sich und lachen", sagt die gelernte technische Zeichnerin. Seit frühester Kindheit gehört das Zeichnen zu ihrer großen Leidenschaft.

Inspirationen holt sie sich im Alltag. "Ich beobachte gern Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen wie zum Beispiel in der Bahn. Die Ideen entstehen dann bei mir im Kopf", erzählt die 69-Jährige.

So entstand auch ihr 2009 entstandenes Bild "Stets erreichbar". Zu sehen sind Menschen in der Bahn, die telefonieren oder mürrisch vor sich hin starren. Hier greift sie ein gesellschaftliches Problem auf - Anonymität. Aber auch von dem Gemälde "Im Stau" aus 2008 sind viele Besucher fasziniert. Besonders gut gefällt Jens Heincke dieses Bild. Der Prisdorfer schrieb ein Poem mit gleichem Namenstitel. Kopien des Gedichtes "Im Stau" liegen mittlerweile auch im Wartehäuschen direkt neben dem gleichnamigen Gemälde aus und können von jedem Gast gelesen und mitgenommen werden.

Margret Lieser ist seit 1996 Mitglied der Künstlergilde Kreis Pinneberg und hatte seit 1979 zehn Einzelausstellungen und 62 Gruppenausstellungen in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Karl-Werner Nörenberg ist das 1911 erbaute Wartehäuschen, für deren Erhalt er lange gekämpft hat, sehr ans Herz gewachsen. 22 000 Euro hatte die Sanierung gekostet. Er ist stolz, die "Bildergalerie der besonderen Art" der Öffentlichkeit präsentieren zu können.