Beim Headbanger's Open Air rocken 26 Bands vor 1500 Zuschauern - die meisten sehen böse aus, sind es aber nicht

Brande-Hörnerkirchen. Wenn in Thomas Tegelhütters Garten gefeiert wird, dann steigt dort keine Grillfete oder Geburtstagsparty. Wenn der Brande-Hörnerkirchener einlädt, wird es laut, denn Tegelhütter ist der Organisator vom Headbanger's Open Air. Seit 1998 steigt das Hard Rock- und Heavy Metal-Festival in dem kleinen Ort hinter Elmshorn. Das Publikum kommt aus der ganzen Welt. "Diesmal haben wir Gäste aus Indonesien und Korea", sagt Tegelhütter stolz.

Menschen mit kurzen Haaren sind auf dem Gelände deutlich in der Unterzahl

Von seinem Sofa aus, kann man durch das Fenster auf den Platz hinter seinem Haus schauen. Dort tummeln sich 1500 wilde Kerle. Auch ein paar Frauen sind dabei. Sie alle tragen schwarze Kleidung und haben lange Haare. Auf dem Sofa sitzen, ist bei Tegelhütter dieses Wochenende aber nur einmal kurz zum Verschnaufen angesagt. Dann geht es wieder raus ins Getümmel, wo das Bier in die trockenen Kehlen fließt.

Das so viele kommen, liegt am Programm. "Wir bieten exklusive Band-Spezialitäten aus der ganzen Welt", erklärt der Organisator, dem früher eine Hardrock-Kneipe gehörte. Viele der Metalfreunde auf dem Festival sind treue Fans. Sie reisen nach Brande-Hörnerkirchen, um zu feiern und natürlich, um zu headbangen. Beim Headbanging geht es darum, die Haare mit möglichst hoher Geschwindigkeit in der Luft kreisen zu lassen - dementsprechend findet man auf dem Gelände auch kaum einen Kurzhaarschnitt.

Drei Tage haben die Metalverrückten Zeit, um die laute Musik von 26 Bands zu genießen, deren Gesang mehr nach Geschrei klingt. Übernachtet wird auf der Wiese gegenüber, die ein anliegender Landwirt zur Verfügung stellt. "Die Nachbarn sind hier alle sehr hilfsbereit, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt ihre Lieblingsmusik ist, die wir spielen", sagt der Organisator. Dann taucht er wieder ab in die Menge, die gerade einen Rockfanatiker über ihren Köpfen von hinten bis nach vorn zur Bühne trägt. Ein Sicherheitsmitarbeiter fängt ihn auf und setzt ihn liebevoll auf den Boden. Der Fan bedankt sich und verschwindet wieder im Publikum. Ganz normal für die Rocker. Viele sehen recht furchteinflößend aus, sind aber bei näherer Betrachtung sehr nett.

Rikki aus Frankreich stand hier früher selbst auf der Bühne

Diese Atmosphäre schätzen Didi Schulz und Jan Bünning aus Hamburg. Sie kommen jedes Jahr. "Das Headbanger's Open Air ist das coolste Festival. Es gibt nichts Vergleichbares", erklären die beiden Rockfans und nehmen einen großen Schluck Bier. "Außerdem ist hier immer alles friedlich. Alle sind lieb und nett." Ein Freund der beiden erscheint und prostet ihnen zu. "Rikki", rufen die Rocker. Rikki Chonewolf ist extra aus Frankreich angereist. "Früher bin ich hier selbst mit meiner Band aufgetreten", erzählt er. "Heute komme ich nur noch zum Feiern."

Dass die Rockfans an dem Wochenende bei dem vielen Bier, das fließt, auch mal das stille Örtchen aufsuchen müssen, ist klar. Dafür stehen Dixi-Klos bereit. Genutzt werden die jedoch kaum. Einem Großteil der Rocker ist der Weg dorthin zu weit. Sie nutzen den vorhandenen Straßengraben. Aber auch das gehört dazu, wenn in Brande-Hörnerkirchen gerockt wird. Schließlich findet das Festival nur einmal pro Jahr statt und das muss ausgiebig gefeiert werden.

Für Tegelhütter ist nach dem Festival gleich vor dem Festival

Während auf dem Zeltplatz die ersten ihre Grills auspacken, wird es an der Bühne wieder laut. Vier Männer - ebenfalls mit langen Haaren - betreten die Bühne. Beehler heißt die Band, die extra aus Kanada angereist ist. Ihre Groupies sind auch mitgekommen - die sind allerdings nicht im Bravoleser-Alter, sondern schon etwas in die Jahr gekommen. Das Publikum in Brande-Hörnerkirchen ist nicht das jüngste. "Eher eine Ü-30-Veranstaltung", sagt Tegelhütter. Gerade das macht einen Teil des Charmes aus, den das Rock-Spektakel versprüht. Am Sonntag ist dann Schluss und die wilden Kerle und Weiber reisen ab. In Brande-Hörnerkirchen kehrt wieder Ruhe ein. Nicht jedoch für Thomas Tegelhütter: "Nach dem Festival ist vor dem Festival.", erklärt er. "Ab Montag beginnt die Planung für das Headbanger's Open Air 2012."