Neuerung beim Bundesfreiwilligendienst sorgt für Unverständnis bei den Trägern

Kreis Pinneberg. Nach wie vor gibt es für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu wenig Bewerber. Dieser sollte eigentlich den Zivildienst ersetzen, der durch die Aussetzung der Wehrpflicht weggefallen war. Eine Verordnung aus dem Familienministerium in Berlin sorgt jetzt für Ärger. Träger, die künftig Plätze für das beliebte "Freiwillige soziale Jahr" (FSJ) anbieten wollen, sind dazu verpflichtet auch BFD-Plätze auszuschreiben und zu besetzen.

Das Problem daran - bei der momentanen Bewerbungslage ist das kaum möglich. "Für drei FSJ-Plätze müssen wir nun zwei BFDler einstellen", erklärt Peter Schaumann von der Pinneberger Lebenshilfe. Konkret bedeutet das für die Organisation, dass in der Eichenkamp-Werkstatt in Pinneberg, wo bisher mit 15 Zivis und neun FSJlern gearbeitet wurde, jetzt für die neun Stellen des "Freiwilligen sozialen Jahres" mindestens sechs BFDler eingestellt werden müssen. "Wir haben aber nur eine Bewerbung", sagt Schaumann. Er hält die neue Verordnung für falsch. "Man sollte lieber für den BFD werben, als ihn zu erschweren." Die Bewerbungslage ist aber nicht das einzige Problem. "Beim Bundesfreiwilligendienst herrscht bisher wenig Klarheit", sagt Manfred Klaar vom Diakonie-Landesverband Schleswig-Holstein. So sei nicht geklärt, ob BFDler weiterhin Kindergeld beziehen dürfen.

"Eigentlich sollte es kein Konkurrenzverhältnis zwischen den Dienstmodellen geben", erklärt Klaar. Durch die Verordnung entstünde aber eine Konkurrenz. "Bei der Diakonie in Schleswig-Holstein sollen im August und September 380 junge Menschen ihren FSJ-Dienst antreten. Wir müssen jetzt 40 Prozent der Bewerber überreden, sich doch für das andere Modell zu entscheiden." Wenn sich die Bewerber nicht freiwillig anders entscheiden, könnten sie ihre Plätze verlieren. "Dass es so kommt, wollen wir alle nicht", so Klaar. Daher müssten die Stellen im Zweifelsfall ohne staatliche Förderung allein von der Diakonie bezahlt werden.

Dass viele Bewerber zum neuen Modell wechseln, ist aber nicht zu erwarten, da der Zivildienstnachfolger wesentlich unattraktiver ist als das FSJ. So muss man bei beiden Diensten an Seminaren teilnehmen, kann einen Teil davon beim FJS aber frei wählen. "Während die BFDler in einem Bildungszentrum in Kiel ein Seminar zu politischer Bildung machen, können die FSJler das Europaparlament besuchen oder in Schweden Kanu fahren", erklärt Klaar.

Die Neuerung sorgt überall für Probleme. "Ein Fehler der Chaostruppe Merkel-Schröder", meint der Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann. Laut dem Sozialdemokraten könne man im laufenden Verfahren nicht einfach eine Quotenregelung einführen. "Das stört die Einstellungsverfahren. Eine Änderung der Spielregeln in der Schlussphase ist auch beim Sport nicht möglich."