Es muss nicht immer Mallorca sein. Jobben, lernen, genießen - so verbringen Jugendliche im Kreis Pinneberg die Ferien

Kreis Pinneberg. Franziska Reiter hat eine Menge zu tun. Viele Paletten mit Joghurt und Pudding stapeln sich auf ihrem Rollwagen und warten darauf, ins Regal geräumt zu werden. Eigentlich ist die 17 Jahre alte Schülerin an der Theodor-Heuss-Schule in Pinneberg. Ihre Sommerferien verbringt sie aber nicht wie die meisten ihrer Freunde im Urlaub.

Franziska hat sich einen Ferienjob gesucht und ihn bei "Meyer's Frischecenter" im Pinneberger Stadtteil Quellental gefunden. Seit zwei Wochen bestückt sie jetzt schon die Regale des Supermarktes. Der Job an der Kühltruhe macht ihr Spaß. Neidisch auf ihre Freunde, die in den Sommermonaten mehr Freizeit haben als sie, ist die Jobberin nicht. "So habe ich viel mehr vom Tag", sagt sie und packt einen weiteren Pudding-Becher in die Kühlung.

Ihre Kollegen freuen sich über so viel Engagement in den Ferien. "Schön, wenn Jugendliche in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles tun", sagt Meyer-Mitarbeiter Thorsten Kurnoth. "Franziska ist eine wertvolle Kraft." Die Schülerin ist ein Beispiel für viele Jugendliche im Kreis Pinneberg, die ihre freie Zeit nicht auf Mallorca oder an der Nordsee verbringen. Manch einer bleibt ganz bewusst zuhause, zum Jobben oder zum Lernen.

"Gerne würde ich mal wieder ausschlafen und den Tag genießen"

Nico Bräuninger aus Tangstedt nutzt seinen ersten Sommer nach der Schule, um sich aufs Studium vorzubereiten. So richtig freuen kann er sich darüber aber noch nicht. "Gerne würde ich mal wieder ausschlafen und den Tag genießen", sagt der 20-Jährige. Ab Oktober studiert er in Hamburg International Business Management Economics and Politics und hat mit dem Lernen schon angefangen. "Ich lese viel über chinesische Umgangsformen und die Geschichte", erklärt er. Für sein Studium ist das ein wesentlicher Bestandsteil und er ist motiviert. Wenn es im Herbst losgeht, will der Tangstedter schon vorbereitet sein. Also heißt es in den Ferien: Pauken was das Zeug hält.

Das wäre nichts für René Schaar, zumindest nicht, wenn er frei hat. "In der letzten Zeit habe ich genug geschuftet", sagt der Abiturient, der am 1. August eine Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton beim NDR beginnt. Bis dahin ist für ihn Ausspannen angesagt. Der 19-Jährige macht es sich im Garten im Liegestuhl bequem und genießt die Sonnenstrahlen - wenn sich ein paar finden lassen. "Ferien sind Ferien", sagt er, nimmt einen Schluck von seinem Sommercocktail und lehnt sich entspannt im Liegestuhl zurück.

Paulina findet es schön, wenn sie Menschen helfen kann

Während René genießt, nutzt Paulina Feber eine kurze Schönwetterphase, um mit zwei Bewohnern des Seniorenzentrums Cecilienburg in Tornesch spazieren zu gehen. Mit dem Rollator geht es vor die Tür. Seit Anfang der Ferien arbeitet Paulina bereits in dem Altenheim. Drei bis vier Mal pro Woche kümmert sie sich um die Mahlzeiten, hilft den Bewohnern beim Essen und geht mit den Senioren spazieren. "Der Job macht mir Spaß", sagt die 17-Jährige. "Es ist schön, Menschen zu helfen." Auch ihre Arbeitskollegen sind mit Paulinas Einsatz zufrieden. "Paulina macht einen wirklich guten Job", sagt Schwester Christin Signetzki. Gerade an Schlecht-Wetter-Tagen ist die 17-Jährige froh über ihren Ferienarbeitsplatz. "Mir ist das Wetter egal, denn hier verdiene ich Geld für eine Reise im Herbst. Da kann ich dann die Sonne genießen."

Auf die Sonne freuen sich auch Sabine Gergeleit, 17, und Dennis Bruse, 20. Für die Ferien hat sich das Pärchen etwas ganz besonderes vorgenommen. Bei einem Spaziergang an der Pinnau kam die Idee. "Hier mit einem Boot drüber fahren, das wäre cool", dachte sich Sabine, und prompt ging es an die Arbeit. Seit Ferienanfang verbringen die Zwei ihre Zeit mit Sägen, Schleifen und Nageln. Ob sie wirklich auf der Pinnau fahren dürfen, wissen die beiden allerdings nicht. Das weiß Andreas Köhler von der Kreisverwaltung: "Ohne Motor darf der Fluss befahren werden."

Die Jungfernfahrt soll aber erst einmal an der Appener Kieskuhle stattfinden. Einen Namen für das Wassergefährt hat das Paar sich noch nicht überlegt. "Sunshine und Peter sind aber in den näheren Auswahl", erklärt Sabine. "Danach würden wir gerne über die Alster schippern", sagt Dennis. Dafür müssen die Freizeit-Kapitäne aber noch auf besseres Wetter warten. Wenn die Meteorologen Recht behalten, müssen wir alle darauf noch ein bisschen warten.