Unterschiedliche Reaktionen auf Pläne bei örtlichen Versorgern

Kreis Pinneberg. Die E.on AG geht mit Blockheizkraftwerken (BHKW) in die Offensive. Bis zum Jahr 2020 will der Konzern mehr als 360 dieser Anlagen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern erstellen - bei insgesamt 39 Landkreisen und sieben Hamburger Bezirken entfielen damit rein rechnerisch rund neun Kraftwerke auf jeden Landkreis. In Pinnebergs "Nachbarschaft" in Stormarn gibt es bereits zwei derartige Anlagen.

"Wir haben noch nicht heruntergebrochen, wo wir die BHKW errichten werden", sagte Jörg Lampe, Geschäftsführer der E.on Hanse Wärme. Man habe sich nicht ausgeguckt, mit diesem Projekt den Stadt- und Gemeindewerken das Leben schwerer zu machen, allerdings werde man jeden möglichen Bereich prüfen, wo sich diese Mini-Kraftwerke rentieren könnten. "Mit besonderem Schallschutz ausgestattet, sind die Anlagen besonders gut für den Einsatz in Mehrfamilienhäusern geeignet. Rund 70 000 Megawattstunden Strom können alle Anlagen zusammen in einem Jahr produzieren. 20 000 Haushalte könnte man damit versorgen", so E.on.

Nach Angaben von Lampe warte man auf interessierte Bauherren von Mehrfamilienhäusern oder ganzen Wohnquartieren, werde aber auch den Markt beobachten und selbst aktiv werden. Rund 23 Millionen Euro will das Unternehmen nach eigenen Angaben in den Ausbau dieser als effektiv und Klima schonend geltenden Technik investieren. Das Credo von E.on: "Dezentrale Energieerzeugung wird einen wesentlichen Beitrag zum Umbau der Energieversorgung in Deutschland leisten."

Die Funktionsweise: Einen besonders hohen Wirkungsgrad erzielen die mit Gas befeuerten Anlagen deshalb, weil sie gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Dank dieser Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zeichnet sich diese Technik durch eine deutliche Kohlendioxid-Einsparung im Vergleich zu Anlagen aus, die jeweils einzeln Wärme und Strom erzeugen. "Die Anlagen sind so ausgelegt, dass sie den Grundbedarf an Wärme und Warmwasser direkt vor Ort erzeugen. Der dabei zusätzlich produzierte Strom kann ebenfalls selbst genutzt oder in das öffentliche Netz eingespeist werden", so E.on.

Die möglichen "Leidtragenden" der Offensive könnten die Stadt- und Gemeindewerke im Kreisgebiet sein. Deren Reaktionen sind unterschiedlich. Torsten Zipperling, Geschäftsführer der Stadtwerke Elmshorn, sieht die Angelegenheit locker-sportlich: "Es ist schön, wenn jetzt auch ein Konzern auf die Idee kommt, auf dezentrale Energieerzeugung zu setzen. Es ist der richtige Weg, den wir schon länger beschreiten." Dass nun E.on als potenzieller Wettbewerber auftrete, sorge bei ihm nicht für Gänsehaut. "Wir sind flexibel und vor dem Wettbewerb Flexibilität gegen Größe haben wir keine Angst", sagte er.

Die Stadtwerke Wedel, die selbst ebenfalls bereits drei BHKW betreiben, gaben sich zugeknöpfter. Man beobachte den Markt, hieß es lediglich.

Holger Neubauer, Prokurist der Stadtwerke Tornesch: "Wir betreiben unser Wärmenetz bereits mit BHKW. Dieses soll in den nächsten Jahren durch modernere ersetzt werden, um eine bessere Effizienz zu erzielen." Zudem soll mit Investoren im Neubaugebiet Am See in Tornesch über die Möglichkeiten des Einsatzes von BHKWs, die mit Biogas betrieben werden, gesprochen werden. Dort gibt es zwei größere Objekte, die für den Einsatz dieser Anlagen in Frage kämen. "Ihr Einsatz lohnt sich aber nur bei größeren Objekten", sagt Neubauer. Die neuen Wärmeschutzbestimmungen, die nächstes Jahr in Kraft treten, machen BHKWs bei Einfamilienhäusern überflüssig.

Bei den Gemeindewerken in Halstenbek ist die E.on-Offensive noch gar kein Thema. "Es wird sich auf unsere Energieversorgung nicht auswirken, vorausgesetzt, E.on will kein BHKW in Halstenbek errichten", sagt Werkleiter Uwe Lamberti.