Eine mögliche Fusion von Uetersen und Tornesch muss viel professioneller vorbereitet werden. Bürgermeisterin hat die Pflicht, unbequeme Fragen zu stellen

Es war einmal eine Kreissparkasse, die mit einer anderen Kreissparkasse fusionierte. Das war die Geschichte mit Pinneberg und Segeberg, wo unerwartet faule Kredite auftauchten. Die neugeschaffene Sparkasse Südholstein musste Forderungen gegen ihre Kunden abschreiben. Wie man hört, soll der Berichtigungsbedarf so um die 100 Millionen Euro betragen haben. Abschreibung bedeutet: Das Geld war futsch!

Was war geschehen? Wie man weiter hört, soll die Due Diligence vor der Fusion nicht genau genug durchgeführt worden sein. Due-Diligence-Prüfung bedeutet, dass vor einer Übernahme oder einer Fusion von Firmen das Risiko der Fusion bewertet wird. Dazu werden die Stärken und Schwächen der Beteiligten bewertet. Es wird geprüft, was der Fusion entgegenstehen könnte. Die Kreissparkasse Pinneberg hatte wohl nicht ausreichend geprüft, wie es mit der Kreissparkasse Segeberg stand. Man hatte einfach fusioniert, ohne zu wissen, was da auf einen zukommt.

Wie steht es um die Fusionsbemühungen zwischen Uetersen und Tornesch? Ist geplant, eine Due-Diligence-Prüfung durchzuführen oder wird eine solche schon durchgeführt? Gibt es Bemühungen, die Stärken und Schwächen der Städte ungeschönt darzustellen? Gibt es Untersuchungen, welche Sachverhalte aus der Uetersener Sicht eine Fusion mit Tornesch und umgekehrt, verbieten? Man wird diese Fragen nur mit Nein beantworten können.

Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen hat Kommunalpolitiker mit ihrer Rede bei der Schützengilde Uetersen aufgeschreckt und erzürnt. Zeitpunkt und Ort waren schlecht gewählt. Aber was an der Forderung der Bürgermeisterin ist falsch, zunächst einmal die Fakten zusammen zu tragen? Was kann ernsthaft gegen ihre Forderung eingewendet werden, zunächst die Due-Diligence-Prüfung durchzuführen und sich erst danach, wenn die Ergebnisse für eine Fusion günstig sind, auf eine Fusion festzulegen? Gar nichts! Denn diese Forderungen sind sachgerecht und richtig! Sie entsprechen dem, was in der freien Wirtschaft üblich ist. Die viel gescholtene Frau Hansen scheint derzeit die Einzige zu sein, die in der Fusionseuphorie kühlen Kopf bewahrt und auf ein professionelles Vorgehen dringt. Schon alleine dafür hat die Bürgermeisterin unsere Hochachtung verdient.

Wer will, kann sich selbst einen ersten Überblick verschaffen. Einfach die Haushalte für die Jahre 2010 und 2011 von der Website der Stadt Tornesch herunterladen und dann damit Due Diligence spielen. Anhand des Vorberichts zum Haushalt 2011 können folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

Schuldendienst (Seite B 13): Der Schuldendienst der Stadt Tornesch soll von etwa 361 000 Euro in 2010 auf etwa 450 000 Euro in 2011 steigen.

Bürgschaften und ähnliches (Seite B 20): Der Haushalt weist aus, dass die Stadt Tornesch Bürgschaften über rund zwölf Millionen Euro übernommen hat, Patronatserklärungen über rund 600 000 Euro und in 2009 Defizitabdeckungen aus Gewährverträgen von rund einer Million.

Übersicht über die Gesamtverschuldung (Anhang zum Vorbericht): Die Übersicht weist eine Gesamtverschuldung der Stadt Tornesch zum Ende 2010 von 35,31 Millionen Euro aus. Zum Ende 2011 werden 38,99 Millionen Euro prognostiziert. Darin sind auch die Kassenkredite enthalten, bei denen allerdings nur der höchst mögliche Betrag im Haushalt ausgewiesen ist. Es ist sicherlich nur ein kleiner Teil der Erkenntnisse, die aus dem Haushalt der Stadt Tornesch gewonnen werden können. Aber schon sie machen deutlich, dass das mit der Fusion so einfach nicht ist. Böse Geister könnten behaupten, dass die Stadt Tornesch wirtschaftlich schlechter dasteht als die Stadt Uetersen.

Es bedarf noch einer Vielzahl von Kennzahlen, um eine belastbare Aussage über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt Tornesch machen zu können. Weiter sind entsprechende Vergleichszahlen aus Uetersen und dem Amt Moorrege und dessen Gemeinden heran zu ziehen. Erst dann kann seriös und ernsthaft beurteilt werden, welche Auswirkungen eine Fusion für die Städte Uetersen und Tornesch mit sich bringt und welchen Sinn sie macht.

Das wirtschaftliche Fiasko, welches die Kreissparkasse Pinneberg bei der Fusion mit der Kreissparkasse Segeberg erlebt hat, sollte eindringliche Mahnung an alle sein: Eine Fusion kann auch ganz fürchterlich schief gehen.