Anstiege von bis zu 15,6 Prozent sind möglich. Nur E.on Hanse verspricht, bis Jahresende die Tarife stabil zu halten

Kreis Pinneberg. Bei den Gaspreisen geht es - mal wieder - nach oben. Bundesweit haben zahlreiche Versorger die Erhöhung ihrer Tarife angekündigt. Darunter befinden sich auch viele der im Kreis Pinneberg ansässigen Stadt- und Gemeindewerke.

Am stärksten schlagen die Stadtwerke Elmshorn zu. Pro Kilowattstunde wird ein Zuschlag von 0,89 Cent verlangt. Damit kostet der Grundversorgungstarif 6,71 Cent pro Kilowattstunde. Für einen Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 20 000 Kilowattstunden erhöhen sich die jährlichen Kosten von 1313 Euro auf 1491 Euro - satte 13,6 Prozent. Beim verbrauchsabhängigen Plus-Tarif beträgt die Kostensteigerung laut dem Vergleichsportal Verivox sogar 15,6 Prozent. Die Stadtwerke begründen die zum 1. September wirksam werdende Erhöhung in einem Brief an ihre Kunden mit "gestiegenen Beschaffungskosten auf dem Großhandelsmarkt".

Viele Haushalte erhielten dieses Schreiben zeitgleich mit einer Postwurfsendung der Stadtwerke Barmstedt, die mit Festpreisen für die Gaslieferungen warben. "Das war so nicht gewollt", betont Barmstedts Stadtwerkechef Fred Freyermuth. Sein Unternehmen habe in den kleinen Nachbargemeinden Elmshorns werben wollen und übersehen, dass deren Postleitzahlen zum Teil mit denen der großen Nachbarstadt identisch sind. Die Barmstedter Stadtwerke erhöhen für Barmstedt und Bokholt-Hanredder, wo das Unternehmen als Grundversorger tätig ist, bereits zum 1. August die Gaspreise. Der Niedrigverbrauchstarif steigt um zwei Prozent, die beiden anderen Tarife um 6,5 beziehungsweise 7,2 Prozent. Das bedeutet für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 25 000 Kilowattstunden Gas eine Erhöhung um 89,25 auf 1469 Euro. "Unsere Preisanpassung fällt moderat aus", erläutert Freyermuth. Er begründet sie mit den hohen Preisen, die für kurzfristig bestellte Gaslieferungen verlangt werden.

Die Kunden der Stadtwerke außerhalb Barmstedts haben in der Regel Festpreise vereinbart. "Die freuen sich jetzt natürlich", sagt Freyermuth. Bei künftigen Neukunden werde sein Unternehmen ebenfalls eine Preisanpassung vornehmen müssen.

In Halstenbek ist der Erhöhungsstichtag der 1. Oktober. Laut Uwe Lamberti, dem Chef der Gemeindewerke, ziehen die Preise um 9,9 Prozent an. Der Nettopreis pro Kilowattstunde Gas soll von 4,43 auf 4,93 Cent steigen. Bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden zahlt der Kunde künftig 1316,80 Euro pro Jahr - 120 Euro mehr.

"Die Bezugspreise sind stark gestiegen", erläutert Lamberti. Er macht auch den hohen Ölpreis, an den die Einkaufspreise gekoppelt sind, mitverantwortlich. Sollte die Ölpreisentwicklung bis September rückläufig sein, wollen die Gemeindewerke den Preisanstieg abmildern. Auch die Kunden der Halstenbeker Gemeindewerke im Nachbarort Rellingen werden um eine Erhöhung der Tarife nicht rumkommen.

Bei Energie Rellingen, dem Gemeinschaftsunternehmen der Stadtwerke Elmshorn und der Gemeinde, wurden zum 1. Juli sogar die Preise gesenkt. "Das ist eine Kampfansage an uns", kommentiert Lamberti diese Geschäftspraktik. Beim Vergleich der Preise zwischen der Muttergesellschaft in Elmshorn und dem Tochterunternehmen in Rellingen fällt auf, dass bei fast identischen Grundpreisen eine Kilowattstunde in Elmshorn 6,71 Cent, in Rellingen dagegen nur 5,27 Cent kostet.

Die Stadtwerke Quickborn werden ab Oktober einen Zuschlag erheben. "Der genaue Umfang ist noch nicht bekannt", erläutert Hans-Christian Müller, der kaufmännische Leiter des Unternehmens. Zunächst müsse die Entwicklung des Marktes und der Bezugspreise weiter beobachtet werden. An einer Preiserhöhung führe jedoch kein Weg vorbei. "Die Anpassung wird moderat ausfallen und wohl unter zehn Prozent bleiben", kündigt Müller an.

Der Quickborner Konzern E.on Hanse, der noch in vielen Teilen des Kreises als Grundversorger tätig ist, kündigt stabile Preise an. "Bis zum Jahresende wird sich nichts ändern", sagt eine Sprecherin der E.on Hanse Vertriebs GmbH. Weitergehende Auskünfte könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht treffen. Die Unternehmenssprecherin erinnert zudem daran, dass zuletzt 2009 "die Preise dreimal von uns gesenkt worden sind".

Die Stadtwerke Tornesch haben laut Auskunft ihres Prokuristen Holger Neubauer derzeit keine konkreten Erhöhungspläne. "Wir beobachten die Entwicklung des Marktes", erläutert er. Zum Herbst müssten jedoch die Stadtwerke-Kunden mit einem Anstieg der Gaspreise rechnen. Neumann: "Wir werden uns dem wohl nicht entziehen können."

Auch die Stadtwerke Wedel können das nicht. Dort steht bereits der Stichtag 1. Oktober für eine Preisanpassung fest. Die Höhe wiederum ist noch nicht festgelegt. Die Entscheidung dazu wird für Anfang August erwartet.

"Wir haben derzeit keine Preiserhöhung geplant", sagt Manfred Tietje, Geschäftsführer der Stadtwerke Uetersen. Allerdings werde der Markt und seine Entwicklung sehr genau unter die Lupe genommen. Tietje: "Seit der Katastrophe von Fukushima haben sich die Bezugspreise um 13 Prozent erhöht. Ich kann mir vorstellen, dass wir irgendwann zu einer Anpassung gezwungen sein werden."

Eine moderate Preiserhöhung kündigt auch Henning Fuchs, Chef der Stadtwerke Pinneberg, an. Weil jedoch noch die Entscheidung des Aufsichtsrats der Stadtwerke aussteht, lässt sich Fuchs nicht in die Karten gucken, wie stark die Gastarife tatsächlich erhöht werden sollen.