Unser Dorf: Das Abendblatt besucht eine sportliche Gemeinde mit guter Musik, viel Engagement und einem “Sheriff“, der für Ordnung sorgt

Kummerfeld. "Hier in Kummerfeld ist es schon ziemlich sicher", sagt Michael Brandt. Er muss es wissen, denn als Dorfpolizist ist er dafür verantwortlich. Seit 1980 arbeitet er schon bei der Polizei, seit 2006 in Kummerfeld. Dass es dort eine Polizeiwache gibt, erscheint vielleicht unnötig, aber der Polizei-Hauptmeister weiß es besser. "Ich bin auch für Prisdorf und Borstel-Hohenraden zuständig." Über zu wenig Arbeit kann sich der Dorfsheriff nicht beklagen. "Gerade in Prisdorf ist die Hölle los." Die Polizeistation besetzt er ganz alleine. In den Sommermonaten ist Brandt mit einem beschlagnahmten Roller unterwegs, der von der Staatsanwaltschaft an die Polizei zurückgegeben wurde. "Man kommt mit den Bürgern auf dem Dorf ganz anders in Kontakt."

Mit der etwas anderen Art klärt Brandt auch die Verbrechen auf. "Vor kurzem haben zwei Jugendliche viele Fahrräder geklaut. Sogar in den Bauhof sind sie eingebrochen." Nachdem der Dorfpolizist die Diebe geschnappt hatte, ließ er sie jeden Gegenstand persönlich zurückbringen. "Außerdem haben die zwei viele kleine Arbeiten für die Geschädigten erledigt", sagt er. "Auf dem Dorf hat man als Polizist auch eine pädagogische Funktion." Mit einem Hamburger Kollegen tauschen, würde Brandt nur sehr ungern. "Hier kommen die Leute auch einfach mal so zum Schnacken, das mag ich."

Die Jugend auf dem Dorf kann sich laut dem Dorfpolizisten aber benehmen. Ein gutes Beispiel dafür sind Birte Fröhlich und Daniel Buttjes. Vor kurzem haben die beiden erfolgreich ihre Abiturprüfung abgelegt und beginnen jetzt zu arbeiten und zu studieren. "Trotzdem bleibe ich hier wohnen", sagt Buttjes. Ihm gefällt das Dorf, wo er aufgewachsen ist. Gemeinsam mit Sandkastenfreundin Birte hat er in Kummerfeld Kindergarten, Vorschule und Grundschule besucht, außerdem im Sportverein Tennis gespielt und im Chor gesungen. "Hier wird eine Menge geboten", sagt Fröhlich. Später, wenn Frau und Kinder da sind, könnte sich Buttjes gut vorstellen in einem Dorf wie Kummerfeld zu wohnen. Gemeinsam engagieren sich Birte und Daniel in der Freiwilligen Feuerwehr.

Wehrführer Helmut Kuhlmann freut sich über den Einsatz der Jugendlichen. Generell kann sich der Ehrenamtler nicht beschweren, denn die Feuerwehr wird in dem kleinen Dorf hinter Pinneberg gut unterstützt. Kein Wunder, denn in der Gemeinschaft spielt sie eine große Rolle und hilft mit den 53 männlichen und weiblichen Kameraden, wo Hilfe gebraucht wird.

Bürgermeister Hanns-Jürgen Bohland ist froh über das Engagement in seinem Dorf. Auch einen Elternverein, einen Kultur-Arbeitskreis und natürlich den Sportverein gibt es. Bohland bekleidet das Amt seit 1988. Einmal musste er für vier Jahre aussetzen, weil sich die Mehrheiten geändert hatten. Diese liegt bei der CDU. Im Gemeinderat gibt es lediglich noch die SPD. "Die Stimmung ist aber gut", sagt der Bürgermeister. "Die meisten Beschlüsse fassen wir einstimmig."

Dass die Politik in Kummerfeld funktioniert, kann man sehen. Es gibt eine große Sport- und Freizeitanlage mit Dreifeldturnhalle und auch auf den Raummangel in der Grundschule wird reagiert. "Erstmal haben wir für ordentliche Container gesorgt und jetzt bauen wir gemeinsam mit Prisdorf eine weiter Grundschule." Trotzdem war die Gemeinde bis zu Beginn des Jahres schuldenfrei. Mit dem nächsten Haushalt müssen zwar Kredite aufgenommen werden, aber die sollen schnell zurückgezahlt werden. Mit der Gemeindekasse geht der Bürgermeister sehr vorsichtig um. Trotzdem fehlt in Kummerfeld eigentlich nichts. Fleißig werden Gewerbegebiete ausgewiesen und auch einen neuen Bauhof soll es bald geben. Großen Wert legt der Bürgermeister auf Eigenleistung. "Wir machen hier vieles selbst", sagt er. So gibt es in Kummerfeld keine hauptamtlichen Hausmeister. Die Gemeindearbeiter machen einen guten Job.

Diese Art der Politik wird auch auf Kreisebene geschätzt. "Hier wird nicht nur mit Augenmaß gewirtschaftet, sondern auch ordentlich angepackt", sagt Landrat Oliver Stolz. Die Familienplanung hat ihn 1994 in das Dorf gebracht, und er fühlt sich als richtiger Kummerfelder. "Hier hat man alles, was man braucht. Es gibt einen Kindergarten, eine Vor- und Grundschule und einen tollen Sportverein, außerdem haben wir viele neue Freunde gefunden." Seit 2006 wohnt auch Kreispräsident Burkhard E. Tiemann in Kummerfeld. Er mischt nebenbei noch im Gemeinderat mit. In Kummerfeld verwurzelt sind die beiden Kreispolitiker auch wegen ihrer Kinder. "Meine Jungs spielen hier Fußball und Handball", sagt Stolz. Tiemanns Sohn war in Kummerfeld als Schiedsrichter aktiv. Die familiäre Atmosphäre schätzen die beiden. "Ich werde nur ganz selten auf die Kreispolitik angesprochen", erzählt Landrat Stolz. "Hier kann man auch mal über andere Dinge reden."

Einmal pro Woche geht es aber doch um die Kreispolitik, wenn Landrat und Kreispräsident ihre Dienstbesprechung abhalten. Wie verbunden die zwei mit dem Dorf sind, zeigt sich auch an ihrem Terminkalender. "Wenn hier das Schulfest oder eine Fete von der Feuerwehr ist, sind wir immer dabei", sagt Tiemann. "Letztes Jahr", erzählt Stolz, "waren wir an einem Tag zu sieben Neujahrsempfängen eingeladen." Klar, dass sich die beiden solche Veranstaltungen dann aufteilen. Nur bei der Kummerfelder Party feierten sowohl Kreispräsident als auch Landrat mit.

Gefeiert wird im September auch wieder das alljährliche Ackerfestival. 2006 wurde zum ersten Mal in Kummerfeld gerockt, seitdem ist das eine Tradition. 1200 Gäste erwartet das Team in diesem Jahr. Die Gemeinde unterstützt die 30 Festivalplaner, von denen 15 aus Kummerfeld kommen, wo sie kann. Am 16. und 17. September wird die Wiese beim Sportgelände auch als Zeltplatz genutzt, denn zum Ackerfestival kommen viele Übernachtungsgäste.

Wenn gerade nicht gerockt wird, herrscht Wolfgang Ständer über das Sportgelände. Er ist seit 1978 erster Vorsitzender des Kummerfelder Sportvereins. Seine Motivation: "Ich will etwas für die Dorfgemeinschaft tun", sagt er. Der Sportverein hat ungefähr 700 Mitglieder. Mit dem Sportgelände ist der KSV perfekt ausgestattet. Nur ein Kunstrasenplatz wäre noch schön, denn Fußball ist die beliebteste Sparte. Jährlich gibt es deshalb auch den Schoop-Cup, ein Fußballturnier vom Service-Team-Schoop, der Kummerfelder Autowerkstatt. Chef Heiko Schoop repariert mit seinen Kollegen in der Woche bis zu 60 Autos. Ihm gefällt der Standort. Deshalb spendet er die Einnahmen seines Fußballturniers jedes Jahr an den Kindergarten, die Schule oder eine andere Dorf-Institution. "Ich will etwas zurückgeben. Kummerfeld verdient das."