Eine Glosse von Lena Thiele

Ein dezentes Gähnen, ein schneller Blick auf die Uhr oder ein fingierter Handyanruf - aus manchen öden Gesprächen ist ohne solche Hintertürchen kein Entkommen. Doch jetzt haben Wissenschaftler eine Lösung entwickelt, mit der auch die begriffsstutzigsten Laberheinis gestoppt werden können: eine Brille mit eingebauter Kamera, die die Mimik im Gesicht des Gesprächspartners analysiert.

Die innovative Stimmungs-Brille flüstert ihrem Träger ganz unmissverständlich zu, wie interessiert sein Gegenüber wirklich an all dem ist, was ihn gerade erreicht. Urlaubsberichte? Ein Minimuskel in der Stirn deutet Interesse an. Beziehungsprobleme? Der Mundwinkel verrät Langeweile. Schulerfolge des Nachwuchses? Entgleisung der Gesichtszüge. Nur zu retten durch Lästereien, die die Augenbrauen wieder in die Höhe schnellen lassen.

Knackpunkt der Erfindung ist jedoch - mal wieder - der Mensch. Es darf bezweifelt werden, dass sich viele Plaudertaschen eine derartige Nachhilfe in Sachen Menschenkenntnis freiwillig gefallen lassen. Vom Risiko des gläsernen Menschen gar nicht zu reden.

Sollte es die kuriose Erfindung zur Marktreife schaffen, bleibt nur zu hoffen, dass sie tatsächlich für bessere Gespräche sorgt. Und nicht nur für kurzfristigen Gesprächsstoff, einer amüsanten Wendung im Smalltalk - der sogleich wieder ins Bodenlose der Sportverletzungen und Fastenerfolge stürzt.