Einige Stammgäste geben aus Protest Dauerkarten zurück

Pinneberg. Seinen Bäderpass hat Horst Urbanske zurückgegeben. Dabei geht der 77-Jährige seit Jahren ins Pinneberger Schwimmbad. Gemeinsam mit seiner Frau Lieselotte, 75, und seinem Bruder Fred Urbanske, 85, hat der Rentner sonntags an der Wassergymnastik teilgenommen. Gestern wurde ihm der Zugang zum Hallenbad verwehrt. Hier fand erstmals die umstrittene Frauenbadestunde statt, die künftig immer sonntags zwischen 8.30 und 11 Uhr stattfinden soll.

Initiiert wurde die Frauenbadestunde, nachdem eine Liste "Ich wünsche mir einen Frauentag im Pinneberger Schwimmbad" mit 30 Unterschriften auf dem Schreibtisch von Bürgermeisterin Kristin Alheit landete. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragte Ellen Schülke, Stadtwerkechef Henning Fuchs und Bäderleiter Arno Nicolaisen wurde beschlossen, das Angebot für Frauen ein halbes Jahr zu testen. Gestern nutzten dies 115 Frauen. "Viele von ihnen waren Neukunden", sagt Arno Nicolaisen. Von ihnen hätte er positive Resonanz erfahren: "Sie freuen sich, dass sie schwimmen gehen können, ohne sich beobachtet zu fühlen." Gleichzeitig gaben einige Stammgäste ihre Dauerkarten zurück. "Es waren weniger als zehn", sagt Nicolaisen.

Vor dem Eingang des Bades sammeln Elke Fasshauer und Sigrid Rogge aus Pinneberg Unterschriften gegen die Frauenbadestunde. Rund 180 haben sie schon. "Wir sind nicht gegen das Frauenbaden, wenn sich die Mehrheit das wünscht. Aber am Sonntag ist Familientag", sagt Elke Fasshauer. Zudem seien die Öffnungszeiten viel zu kurzfristig innerhalb einer Woche geändert worden. "Wir hätten uns gewünscht, dass man vorher mit den Nutzern des Schwimmbades darüber spricht."

Andreas von Reith ist außer sich vor Wut: "Ich schwimme seit 15 Jahren hier. Nun wurden die Öffnungszeiten für uns Männer wesentlich eingeschränkt. Ich arbeite in der Woche und kann nur am Wochenende zum Schwimmen gehen." Auch das Argument der Gleichstellungsbeauftragten Ellen Schülke, Frauen bräuchten einen Schutzraum, konnten den Halstenbeker nicht von der Notwendigkeit des neuen Angebots überzeugen.

Künftig will Reith in den Badepark Elmshorn ausweichen. Auch Doris Rudolf fährt mit ihrer Nachbarin aus Protest nun lieber ins Erlebnisbad Arriba nach Norderstedt und nimmt dafür höhere Eintrittspreise in Kauf.

Auch Lieselotte Urbanske erklärt sich mit den Herren solidarisch: "Ohne meine beiden Männer gehe ich auch nicht mehr her." Ihr Mann fügt hinzu: "Es sind gerade die Väter mit ihren Kindern, die den Sonntag Vormittag genutzt haben." Dass nun nur noch Jungen bis drei Jahre das Schwimmbad in dieser Zeit betreten dürfen, ist für ihn nicht mehr nachvollziehbar.