Sieben Masten sind notwendig, damit der Empfang für die Einsatzkräfte stimmt. Testbetrieb startet noch dieses Jahr

Kreis Pinneberg. Sie sind nicht zu übersehen - und Vorbote des Digitalfunks, mit dessen Hilfe sich künftig alle Einsatzkräfte verständigen: Bei der Kreisfeuerwehrzentrale in Tornesch-Ahrenlohe sowie auf dem Gelände der Elmshorner Regionalleitstelle stehen seit Kurzem zwei 40 Meter hohe Sendemasten. Sieben Bauwerke dieser Art werden derzeit im Kreisgebet errichtet, damit alles reibungslos funktioniert. Der Testbetrieb für das neue Netz wird noch im Herbst beginnen.

Der Digitalfunk für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wird etappenweise in Deutschland eingeführt. In Schleswig-Holstein müssen dafür 159 Funkstandorte, sogenannte Basisstationen, geschaffen werden. Bundesweit liegt ihre Zahl bei 4500. Die Basisstationen sowie die vier Regionalleitstellen in Schleswig-Holstein sind untereinander vernetzt. Das erfolgt über drei Vermittlungsstationen, die in Kiel, Lübeck sowie Hamburg-Jenfeld aufgebaut werden müssen.

Der Kreis Pinneberg gehört gemeinsam mit Steinburg und Dithmarschen zum Netz-West, das in Hamburg angebunden sein wird. Diese Vermittlungsstelle ist bereits errichtet und in Betrieb genommen worden, auch die Anbindung an das West-Netz ist erfolgt.

Neben Elmshorn und Tornesch werden im Kreis neue Funkmasten in Quickborn (Wasserwerksgelände), Barmstedt (Hellwiese), Uetersen (Areal Wasserwerk) sowie in Halstenbek auf der Fläche des Bauhofs am Thesdorfer Weg errichtet. In Wedel soll die Antenne auf einem vorhandenen Funkmast im Tonnenhafen gesetzt werden.

"Wenn in diesem Jahr der Testbetrieb beginnt, wird noch nicht gefunkt", erläutert Rainer Röpcke. Der stellvertretende Abteilungsleiter für Sicherheit in der Kreisverwaltung koordiniert die Einführung des Digitalfunks. Nach seinen Angaben werden zunächst lediglich Messungen vorgenommen, um die Funktionsfähigkeit des Netzes und die Anbindung der verschiedenen Stationen zu testen. Erst im sogenannten erweiterten Probebetrieb werden auch Funktests ausgeführt. Das passiert im West-Netz jedoch erst 2013.

Eine Voraussetzung ist die Anbindung der Regionalleitstelle an das digitale Netz. Diese Maßnahme wird etwa 362 000 Euro kosten. "Außerdem müssen wir erst einmal die digitalen Endgeräte beschaffen", erläutert Röpcke.

Die Geräte, die für den Polizeidienst benötigt werden, sind vom Land zu beschaffen und auch zu bezahlen. Die Technik für Rettungsdienst, Feuerwehren und Katastrophenschutz fallen in die Verantwortlichkeit des Kreises. Die Geräte sollen, um Kosten zu senken, gemeinsam mit den beiden Nachbarkreisen eingekauft werden. Die Beschaffungsphase soll wiederum vier Jahre dauern.

Teile der Kosten für die Ausstattung und die Aufrüstung der Leitstelle kann sich der Kreis zurückholen. So werden die Krankenkassen als Kostenträger des Rettungsdienstes beteiligt. Auch die beiden Nachbarkreise, die von der Regionalleitstelle West mitbetreut werden, werden an der Finanzierung beteiligt. Der Brandschutz wiederum ist Aufgabe der Kommunen. Die Ausrüstung der Ortswehren mit Digitalfunkgeräten muss daher von den Städten und Gemeinden finanziert werden. Das wird nicht ganz preiswert: Röpcke schätzt die Kosten pro Gerät auf 800 bis 1000 Euro. Noch einmal die gleiche Summe kommt für den Einbau in die Einsatzfahrzeuge hinzu. Außerdem werden mobile Handfunkgeräte benötigt, deren Anschaffungspreis in ähnlichen Dimensionen liegt.

Der Kreis ist Träger des Katastrophenschutzes und hat im Haushalt 2012 zunächst 100 000 Euro eingeplant, um die Fahrzeuge (ABC-Dienst der Kreisfeuerwehr, DRK, DLRG) mit fest eingebauten Geräten auszustatten. Weitere Mittel in Höhe von 60 000 Euro für Handsprechgeräte müssen für einen Nachtragsetat angemeldet werden. "Bei den mobilen Geräten war geplant, weiter auf analoge Technik zu setzen", erläutert Röpcke. Inzwischen habe aber ein Umdenken eingesetzt. Und das, obwohl es in München, wo bereits digital gefunkt wird, mit den mobilen Geräten zu erheblichen Problemen gekommen ist und diese wieder abgeschaltet werden mussten. Röpcke: "Ich hoffe, dass dies bei uns nicht passieren wird."

2013 beginnt der auf sechs Monate befristete, erweiterte Probebetrieb. Wird er erfolgreich abgeschlossen, werden sukzessive die Einheiten von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz auf Digitalfunk umgestellt. Diese Phase wird mehrere Jahre dauern. So lange müssen das digitale und das analoge Netz noch parallel betrieben werden. Röpcke: "Irgendwann wird es das analoge Netz aber nicht mehr geben."

Der Digitalfunk bietet den Vorteil einer besseren Sprach- und Empfangsqualität. Das soll die Arbeit von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Katastrophenschutz erheblich verbessern. Ein weiterer Vorteil ist der verbesserte Datenschutz: Das digitale Netz gilt als 100 Prozent abhörsicher. Damit bleiben unerwünschte Neugierige, die den Funk abhören und zeitgleich mit den ersten Einsatzkräften am Tatort eintreffen, künftig eine Ausnahmeerscheinung.