Pinnebergs Stadtwerke starten Angebot, das in Elmshorn und Uetersen etabliert ist

Kreis Pinneberg. In Pinneberg haben Stadtwerke und Verwaltung mit dem neuen Angebot, am Sonntagmorgen nur Frauen ins Bad zu lassen, eine große Welle der Empörung erzeugt. Familien und Einzelschwimmer sammeln kräftig Unterschriften. Badegast Elke Fasshauer bedauert: "Da werden Familien auseinander gerissen."

"Wir wollten doch nur ein Angebot schaffen, das in anderen Städten unserer Größenordnung bereits etabliert ist", sagt Bürgermeisterin Kristin Alheit. An sie war mehrfach in Gesprächen herangetragen worden, bitte dafür zu sorgen, dass Frauen und Mädchen "auch einmal unbelästigt schwimmen dürfen". Zuletzt landete die Liste "Ich wünsche mit einen Frauentag im Pinneberger Schwimmbad" mit 30 Unterschriften auf ihrem Schreibtisch.

Bereits 2000 war in der Kreisstadt heftig debattiert worden, ob es Extra-Stunden für Frauen gibt. Sowohl muslimische Gruppen als auch Frauennetzwerk und andere starteten die Initiative, jetzt soll die Idee in die Tat umgesetzt werden - allerdings ohne besondere Berücksichtigung von muslimischen Wünschen. Gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten Ellen Schülke, Stadtwerkechef Henning Fuchs und Bäderleiter Arno Nicolaisen wurde beschlossen, das Angebot ein halbes Jahr zu testen: ab 17. Juli jeden Sonntag von 8.30 bis 11 Uhr, und zwar ohne auf das männliche Personal zu verzichten.

Damit sind all jene potenziellen Gäste ausgeschlossen, die muslimischen Glaubens sind. In Elmshorn, wo die Frauenbadestunden vor zwölf Jahren eingeführt wurden, fehlen etwa ein Drittel der Besucherinnen, wenn die Bäderleitung männliches Personal einsetzen muss sowie in der Fastenzeit.

"Wenn wir den Dienstplan nicht ohne Männer abdecken können, weisen wir eine Woche vorher per Aushang darauf hin", sagt Eleonore Strehlau. Sie kümmert sich um die Verwaltung des Bades in der Krückaustadt. Dort sind die Frauen jeden Mittwoch von 14 bis 16 Uhr unter sich. "Gedacht war das Angebot ursprünglich für Frauen und Mädchen, die sich begafft fühlen und begrabscht wurden und sich bei unserer Gleichstellungsbeauftragten beschwert hatten", berichtet die Angestellte. Da das Hallenbad, auf das sich die Frauenbadezeit beschränkt, nicht von außen einzusehen ist, nutzten aber sofort auch muslimische Frauen die Chance.

Bis zu 500 Frauen und Mädchen kommen pro Monat ins Elmshorner Bad, um unter Ausschluss der Männer zu schwimmen. Jungs bis zu sechs Jahren mit ihren Müttern dürfen auch rein.In Pinneberg wird die Grenze etwas strenger gesehen: Jungen unter drei Jahren dürfen mit Mama ins Bad.

Während sich dieses Problem mit der Altersbegrenzung der Kinder leicht lösen ließ, geht die Debatte über den Zeitpunkt weiter. "Sonntagvormittag ist eine ganz schlechte Zeit", meint die Angestellte des Elmshorner Bades. "Da kommen bei uns viele Familien."

In Uetersen gibt es seit 1966 Badezeiten nur für Frauen. Die Jürgen-Frenzel-Schwimmhalle ist dafür dienstags von 17 bis 19 Uhr geöffnet, allerdings erst ab 19. September wieder, wenn die Wartungsarbeiten abgeschlossen sein sollen. Bis zu 175 Frauen pro Monat nutzen die Gelegenheit. Strenge Musliminnen kommen nicht, da Uetersen nur männliche Schwimmmeister hat.

In Pinneberg haben bislang ohne Einschränkung durchschnittlich etwa 140 Badegäste sonntags von 8.30 bis 11 Uhr die Kasse passiert. "Auf diese Zahl wollen wir natürlich auch künftig kommen. Sonst rechnet sich das wirtschaftlich nicht für uns", sagt Stadtwerkechef Fuchs. Einen Wochentag wollten die Verantwortlichen nicht fürs Frauenbaden opfern, um nicht Vereine und Schwimmgruppen zu verprellen. Stattdessen sollen Frauen und Mädchen fürs Bad gewonnen werden, die sonst zu Hause bleiben. Bürgermeisterin Kristin Alheit: "Es gibt viele Frauen, denen es unangenehm ist, im Beisein von Männern ihren Körper nur wenig bedeckt zu zeigen." Gleichstellungsbeauftragte Ellen Schülke: "Beispielsweise gehören Frauen nach einer Brust-Operation dazu." Stadtwerke-Geschäftsführer Henning Fuchs ist überzeugt, dass ein Angebot nur für Frauen notwendig ist. "Die Belästigungen in unserer Gesellschaft nehmen insgesamt zu."

Kurz vor Pinneberg haben sich auch die Wedeler Stadtwerke beziehungsweise ihr Tochterunternehmen Badebucht für einen Modellversuch entschieden: In den Sommerferien ist jeden Montag von 18 bis 22 Uhr Mädelsabend. 14 bis 20 Jahre alte Damen dürfen für 15 Euro Eintritt Wellness genießen, in der Sauna entspannen und am Büfett genießen Die Idee ist im Jugendbeirat der Stadt Wedel entwickelt worden. Klar, welche Schülerin möchte gern gemeinsam mit ihrem Lateinlehrer in der Sauna schwitzen?