Drei Bewerber bieten für die 12 821 Quadratmeter große Fläche in Pinneberg mit. Dort ist eine Wohnbebauung geplant

Pinneberg. Die Verhandlungen laufen - und die Zeit drängt: Bis Oktober soll das alte Kreishausareal im Herzen Pinnebergs verkauft sein. Das hat sich Landrat Oliver Stolz vorgenommen. Dem Kreis liegen drei Offerten für die 12 821 Quadratmeter große Fläche vor, die sich auf vier Grundstücke aufteilt. Nach Informationen unserer Zeitung bieten die Interessenten Kaufpreise zwischen 1,9 und knapp vier Millionen Euro. Ziel ist es, das Gelände für Wohnbebauung zu nutzen. Alle vier Flurstücke befinden sich im Besitz des Kreises.

Ende September ziehen die 600 Kreismitarbeiter in das langfristig angemietete, ehemalige Talkline-Gebäude in Elmshorn. Zu diesem Zeitpunkt sind die Bürogebäude entlang Linden- und Moltkestraße sowie die Bereiche Am Drosteipark frei verfügbar. Bereits Ende April hat der Kreis eine öffentliche Ausschreibung für die Fläche gestartet. Interessenten gab es zunächst viele. Bis zum Fristende am 1. Juni gingen drei konkrete Angebote beim Kreis ein.

"Wir haben die Fraktionsvorsitzenden bereits in Kenntnis gesetzt", erläutert Kreissprecher Marc Trampe. Einzelheiten über die Bieter und Details der Offerten will er nicht nennen. "Die Entscheidung obliegt der Politik", berichtet Trampe. Wenn alles klappt, wird der Kreistag in seiner September-Sitzung im nicht öffentlichen Teil über den Verkauf beschließen. Was genau auf dem Areal entstehen wird, kann der Kreis nicht bestimmen. Die Gestaltungshoheit liegt bei der Stadt. Der zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung hat bereits Zielvorstellungen festgelegt. Demnach soll das denkmalgeschützte Gebäude Am Drosteipark (altes Krankenhaus) möglichst erhalten werden. Eine Straßenrandbebauung soll maximal fünfgeschossig zuzüglich Dachgeschoss erfolgen. Entlang der Lindenstraße ist ein Stockwerk weniger vorgegeben - und eine Fläche am Von Ahlefeld Stieg darf nur dreigeschossig bebaut werden. Die Parkplätze sollen überwiegend in Tiefgaragen entstehen. Außerdem wollen die Politiker eine gemischte Nutzung aus Wohnen, Dienstleistungen, Büros sowie Gastronomie und kleinteiligem Einzelhandel. Diese Vorgaben müssen später in einen neuen Bebauungsplan einfließen.

Bei den drei potenziellen Käufern soll es sich um große Wohnungsbauunternehmen aus dem Norden handeln, mindestens einer der Bewerber stammt aus dem Kreis Pinneberg. Sie haben die Zielvorgaben in ihre Pläne eingearbeitet und Nutzungskonzepte für das Areal vorgelegt. Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen der Bewerber sind die drei Angebote nicht vergleichbar. Um das zu erreichen, muss nun nachverhandelt werden. Nicht alle Bewerber wollen das alte Krankenhaus erhalten. Das Gebäude an der Moltkestraße ist bisher nur als einfaches Kulturdenkmal eingetragen, könnte also auch abgerissen werden. In der Ausschreibung für den Verkauf hieß es, ein Erhalt werde gewünscht, sofern er wirtschaftlich vertretbar ist.

Ein anderer Bewerber hat umfangreiche Rücktrittsklauseln eingebaut für den Fall, dass im Hochhaus an der Lindenstraße Asbest gefunden werden sollte. Dessen Entsorgung würde den Kaufpreis erheblich drücken. Ein weiteres Problem ist eine Fläche auf der gegenüberliegenden Seite der Lindenstraße, die derzeit als Parkplatz genutzt wird. Dort stand früher eine Tankstelle, sodass erhebliche Altlasten unter dem Asphalt vermutet werden. Eine Bodenuntersuchung steht allerdings noch aus. Derzeit erscheint es aber kaum wahrscheinlich, dass diese Fläche überbaut werden kann. Aus Kostengründen dürfte sie weiter als Parkplatz genutzt werden.

Der Bewerber mit dem höchsten Kaufpreisangebot soll zudem seine Bereitschaft signalisiert haben, auch deutlich mehr zu zahlen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Fläche deutlich großzügiger bebaut werden darf als bislang vorgegeben. Landrat Stolz will darüber noch einmal mit der Stadt sprechen. Während der Kreis unter Druck steht, das Gelände schnellstmöglich verkaufen zu müssen, hat die Stadt als Inhaberin der Planungshoheit keinen Druck. Ihr ist vielmehr daran gelegen, die beste Lösung für Pinneberg zu finden.

Jeder Monat, den sich der Verkauf verzögert, hat für den Kreis teure Folgen. Insbesondere das Hochhaus an der Lindenstraße ist derart marode, dass es mit einem Gerüst gesichert werden muss. Auch wenn das Gebäude künftig leersteht, laufen die Kosten für die Sicherungsmaßnahmen weiter - sie betragen mehr als 100 000 Euro monatlich. "Das Ziel muss es sein, die Fläche zeitgleich mit dem Umzug der Kreisverwaltung zu verkaufen", fordert SPD-Fraktionschef Hans-Helmut Birke.

Die Kreispolitiker, die sich nicht im wohlverdienten Urlaub befinden, warten auf eine umfangreiche Verwaltungsvorlage, die sich mit den Offerten befassen wird. Sie soll als Grundlage für die Entscheidung der Fraktionen dienen. "Es ist dem Landrat zu wünschen, dass er in den Verhandlungen mit den Bewerbern eine für den finanziell klammen Kreis vertretbare Summe herausholt", wünscht sich Birke.

Das bisherige Ziel, einen Verkaufserlös von mindestens vier Millionen Euro zu erzielen, hält Birke für erreichbar - "aber nur unter den allergünstigsten Bedingungen". FDP-Fraktionschef Klaus G. Bremer hofft "auf eine breite Mehrheit", was den Verkauf des Areals angeht. Und Burghard Schalhorn (KWGP) freut sich, dass überhaupt Angebote für die Fläche im Herzen Pinnebergs eingegangen sind.