Markus E., der für zwei Kirchen in Uetersen tätig war, wurde wegen Besitzes und Verbreitung von Kinderpornos auf Bewährung verurteilt.

Uetersen/Hamburg. Markus E. ist mit einem blauen Auge davongekommen. Der ehemalige Uetersener Jugenddiakon ist Donnerstag vom Amtsgericht Hamburg-St. Georg zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten verurteilt worden - wegen Besitzes und Verbreitung von Kinderpornographie. Der 26-Jährige, der in Hamburg wohnt, nahm das Urteil regungslos zur Kenntnis. Zuvor hatte er reinen Tisch gemacht und alle Vorwürfe eingeräumt.

Und die wiegen schwer. 2778 eindeutige Fotos hatten die Ermittler auf dem Rechner von Markus E. gefunden. Sie zeigen den sexuellen Missbrauch von Jungen unter 14 Jahren. Schnell wurde auch offenbar, wie sich der 26-Jährige den Großteil der Bilder beschafft hatte: über die 2008 eingestellte Bildertauschbörse Hello von Google. In der Anklage sind sieben Besuche von Markus E. auf Google Hello aufgelistet, während der er mit Chatpartnern namens Bayernbengel oder Niveaboy die Dateien austauschte. Dabei benutzte der 26-Jährige das Pseudonym Mo22.

"Ja, ich habe den Account angelegt, um pornographisches Material zu tauschen", erläuterte Markus E. Dabei sei es ihm jedoch um "normale" homosexuelle Darstellungen gegangen. "Seit meiner Jugend tausche ich pornographische Bilder", bekannte der 26-Jährige. Warum er sich in den Jahren 2007 und 2008 mehrere Monate lang auf die Kindersex-Bilder spezialisierte, sei "für mich heute nicht plausibel erklärbar". Einen Anlass dafür sehe er nicht. "Ich lebe seit fünf Jahren in einer festen Beziehung, mit meinem Freund fehlt mir auch sexuell nichts."

Markus E. räumte jedoch ein, die Bilder heruntergeladen und auf dem Rechner gespeichert zu haben. "Ich bin darüber selbst erschüttert. Dafür gibt es keine Ausrede und keine Rechtfertigung." Was ihn geritten habe, wisse er aber nicht. "Das ist wie eine Blackbox, ich muss das aufarbeiten." Eine Erklärung könne sein, dass er als Heranwachsender Probleme mit seiner Homosexualität gehabt und diese lange Zeit habe verheimlichen müssen.

Der 26-Jährige legte dem Gericht eine Bescheinigung vor, dass er bereits im UKE medizinische Hilfe in Anspruch genommen habe. Laut dem Therapeuten habe er keine pädophile Neigung, berichtete der Angeklagte. "Das soll aber keine Ausrede oder Rechtfertigung sein. Für mich steht die Aufarbeitung im Vordergrund." Markus E. bekannte auch, versagt zu haben. "Ich hätte früher merken müssen, in welchen Tunnel ich da geraten bin." Er betonte jedoch, seine Vergehen seien rein virtuell gewesen - in keinem Fall habe er sich selbst Kindern oder Jugendlichen sexuell genähert.

Mit dieser Aussage überzeugte der Angeklagte sowohl das Gericht als auch die Staatsanwaltschaft. In einem anderen Punkt jedoch nicht: "Ich bin überzeugt, dass bei ihnen eine pädophile Neigung vorhanden ist oder zumindest damals vorhanden war", sagte Anklagevertreter Henning Todt. Er verwies darauf, dass Markus E. in einem der Chats explizit angegeben habe, dass ihn blonde Jungen im Alter zwischen acht und elf Jahren sexuell erregen würden. Gegen den Angeklagten würde auch die Vielzahl der bei ihm gefundenen Bilder sprechen. Strafmildernd wertete der Staatsanwalt das umfassende Geständnis, die Reue des Angeklagten und seine freiwillig begonnene Therapie.

Diese muss Markus E. laut Weisung des Gerichtes fortsetzen. Amtsrichter Hartmann übernahm in seinem Urteil, was die Höhe der Strafe angeht, die Forderung der Staatsanwaltschaft. Verteidigerin Alexandra Braun hatte ein Jahr, Haft, ausgesetzt zur Bewährung, beantragt. Der Richter redete dem Angeklagten ins Gewissen und machte deutlich, dass die Bilder keine nachgestellten Szenen, sondern den realen Missbrauch von Hunderten Kindern zeigen würden. Markus E. habe das gewusst - und bewusst nach solchem Material verlangt.

Der 26-Jährige hatte von Oktober 2009 bis zu seiner Vertragsauflösung Ende April 2011 für die Uetersener Kirchengemeinden Am Kloster sowie Erlöserkirche gearbeitet. Dort war er in der Konfirmanden- sowie in der offenen Jugendarbeit eingesetzt. Markus E. informierte kurz nach der Anklageerhebung seine Arbeitgeber und wurde daraufhin sofort suspendiert. Pastor Johannes Bornholdt von der Erlösergemeinde verfolgte den Prozess gegen seinen Ex-Untergebenen. "Mich hat es gefreut, dass er voll geständig war, Reue gezeigt hat und bereit ist, an sich zu arbeiten." Die Höhe der Strafe hält Bornholdt für angemessen.

"Die Taten sind sehr schlimm", sagt der Geistliche. Dennoch sei er "ein Stück weit erleichtert". Erleichtert darüber, dass Markus E. noch einmal klargestellt habe, sich weder in Uetersen noch anderswo selbst an Kindern sexuell vergangen zu haben. Bornholdt hält auch den Weg der Kirchengemeinden, zuerst alle Eltern zu informieren und den Fall im nachhinein öffentlich zu machen, für richtig. Das hätten viele Reaktionen von Eltern gezeigt. Richtig sei es auch gewesen, dass die Gemeinde nicht aktiv die Konfirmanden befragt habe, ob es im Umgang mit Markus E. zu Vorfällen gekommen ist. "Wir haben das bewusst den Eltern überlassen. Wenn wir selbst aktiv geworden wären, hätten wir nur Ängste geschürt."

Markus E. gab vor Gericht an, derzeit bewusst eine Auszeit zu nehmen. Was er künftig beruflich machen werde, wisse er noch nicht. Sicher ist eines: Dank der Verurteilung ist ihm eine Rückkehr in die Jugendarbeit verbaut. Die Stelle des 26-Jährigen in Uetersen ist ausgeschrieben, die Neueinstellung wird im Herbst erfolgen.