Trotz 300 Stellenstreichungen im Land kommen 15 Pädagogen zusätzlich in die Region

Kreis Pinneberg. Auf dem Verschiebebahnhof der Lehrer im Lande gehört der Kreis Pinneberg zu den Gewinnern. Schulrat Michael Doppke rechnet damit, dass 15 Kollegen mehr in Grund- und Regionalschulen sowie Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe zusätzlich eingesetzt werden können. Das liegt daran, dass in unserer Region die Schülerzahlen noch wachsen - laut Bildungsministerium um etwa 200 auf 19 206. Nach einer Statistik des Landes bekommen auch die Gymnasien zwei Stellen mehr. So gehört der Kreis Pinneberg trotz 300 gestrichenen Stellen im Land zu den Nehmern von mehr Pädagogen.

Was auf dem Papier so einfach aussieht, ist in der Praxis deutlich schwieriger. Denn wo Stellen frei sind, gibt es nicht automatisch einen Bewerber. Zudem fehlen Fachlehrer in Englisch, Französisch, Physik und Chemie. "Während wir für die Grundschulen nur noch eine Position besetzen müssen, haben wir noch Lücken für unsere Regional- und Gemeinschaftsschulen", sagt Doppke. Gut ein Dutzend Lehrer sucht er noch. Dabei hilft ihm das Internet, wo suchende Lehrer sich eintragen können. Telefonisch wird jetzt abgefragt, wer wohin passt.

Eines der größten Probleme für den Schulrat ist, dass er keine unbefristeten Verträge abschließen darf. "Deshalb sind uns viel Kollegen von Hamburg quasi vor der Nase weggekauft worden", klagt Doppke. Die Hansestadt lockt mit unbefristeten Stellen, während Doppke und seine Kollegen Verträge bis maximal Dezember 2011 abschließen können.

Das Planspiel Lehrer wird im Kreis Pinneberg auch durch die Lehrerinnen erschwert, die für den eigenen Nachwuchs in unseren Schulen sorgen. "Mit rund 120 Müttern liegen wir landesweit an der Spitze", sagt Doppke. Das Problem fürs Schulamt: Jede Mutter kann die Erziehungszeiten frei wählen, verlängern, mit ein paar Stunden wieder einsteigen. "Das macht die Planung äußerst schwierig, zumal ich oft nicht weiß, wann die Lehrerin tatsächlich wieder unterrichten will. Es kann uns also passieren, dass wir von einem Monat auf den anderen eine volle Kraft in der Schule unterbringen müssen, die bereits ausreichend mit Lehrern versorgt ist", berichtet Doppke.

Auch darüber hinaus ist die Planung ein Spiel mit vielen Unbekannten. Denn jeder beamtete Lehrer hat die Möglichkeit, einmal pro Jahr seine Stundenzahl neu zu bestimmen, in der er unterrichtet und damit auch bezahlt wird.

Doppke schätzt, dass im Schulamt um Schuljahreswechsel bis zu 200 Verträge neu geschlossen oder verändert werden müssen. Etwa 1900 Lehrer werden in den Grundschulen, Regionalschulen, Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe und Förderzentren unterrichtet.

Auch in den Gymnasien müssen Schüler und Eltern nicht mit großen Benachteiligungen bei der Zuweisung von Lehrern rechnen. Insgesamt erhöht sich die Zahl der Planstellen laut Statistik des Bildungsministeriums von 613,1 auf 614,9. Auch in diesem Bereich wächst die Schülerzahl laut Prognose um 136 auf 10 685. Über den größten Zuwachs darf sich die Elmshorner Elsa-Brändström-Schule freuen, deren Planstellen um 4,3 auf 58,8 steigen. Den höchsten Verlust mit 3,5 Stellen muss das Quickborner Elsensee-Gymnasium verkraften mit minus 3,5 auf 35,9.

Bei den drei Gemeinschaftsschulen im Land darf die Elmshorner Erich-Kästner-Schule gut 20 volle Stellen neu besetzen. Gleichzeitig wächst die Schülerzahl von 1017 auf 1328. Auch Tornesch bekommt fast fünf neue volle Stellen, obwohl die Schülerzahl mit 1019 fast konstant bleibt. An der Wedeler Gebrüder-Humboldt-Gemeinschaftsschule und der Pinneberger Johann-Comenius-Schule bleibt alles fast beim Alten: Jeweils etwa 570 Schüler werden von Pädagogen auf 45 (Wedel) bis 50 (Thesdorf) Planstellen unterrichtet.

Insgesamt gibt es Bedarf: Vielleicht findet der eine oder andere Lehrer, der vor Kurzem vorm Bildungsministerium für einen Auftrag und gegen Stellenstreichungen protestiert hat, am Ende im Kreis Pinneberg seinen Traumjob.