Die Schenefelderin Karin Niß trägt dazu bei und weiß viele Anekdoten aus dem Leben einer Amateurmimin zu erzählen

Kreis Pinneberg. Wer einen Blick in die Mitgliederliste des Landesverbandes der Amateurtheater wirft, wird feststellen, dass der Kreis Pinneberg eine der Regionen mit den meisten Amateurbühnen im Land ist. Ob es die meisten in Schleswig-Holstein sind, vermag Verbandspräsident Carsten Rüscher nicht bestätigen. "Richtig ist aber, dass die Mitgliedsbühnen des Landesverbandes aus dem Kreis Pinneberg eine hohe Quote darstellen und dass diese sehr aktiv in ihrer Vereinsarbeit sind", sagt Rüscher. Laut Landesverband sind es exakt 19 Theatergruppen mit 1155 Mitgliedern. Und dabei sind nicht einmal alle Bühnen wie zum Beispiel die Elmshorner Dittchenbühne im Kreis Mitglieder in der Organisation der Amateurtheater. Was sind schon nüchterne Zahlen, wenn es um den Spaß geht, in eine Rolle hineinzuschlüpfen auf den Brettern, die bekanntlich die Welt bedeuten.

Eine Frau, die daran schon lange Freude hat, ist Karin Niß vom Theater Schenefeld. Sie weiß so Einiges aus dem Theaterleben vor und hinter den Kulissen zu erzählen.

Im Alter von vier Jahren hat die Schenefelderin im Kindergartengarten erstmals Theater gespielt und wurde prompt mit dem Theatervirus infiziert. "Theater ist mein zweites Leben", sagt die mittlerweile 69-Jährige. Die Sehnsucht nach der Bühne habe sie seit Kindesbeinen an begleitet. In jungen Jahren spielte sie in Berlin. Gern erinnert sie sich eine Inszenierung, die Heinz Schubert mit Amateurmimen einstudierte. Den meisten dürfte dieser Profischauspieler in seiner Rolle als Ekel Alfred in der Serie "Ein Herz und eine Seele" bekannt sein. "Ich musste damals aus einem Glas trinken", erinnert sich Niß. Doch weil ihr vor lauter Nervosität ihre Hand zitterte, habe sie das Glas gar nicht zum Mund führen können. "Dann habe ich ein zweite Runde bestellen müssen, obwohl mein Glas noch voll war", erzählt sie.

An die Nervosität hat sie sich gewöhnt. Aber vor dem Auftritt fragt sie sich immer noch: "Warum tue ich mir das an?" Die Antwort darauf gibt sie selbst: "Wenn man erst einmal auf der Bühne ist, ist alles wunderschön."

Kinder und der Schichtdienst beim Axel Springer Verlag in Hamburg zwangen sie dann zu einer längeren Spielpause. Als der Nachwuchs endlich groß genug war, bot die Volkshochschule Schenefeld 1974 einen Theaterkursus an, durch den Karin Niß den Weg zurück auf die Bühne fand. Zusammen mit anderen schuf sie aus diesem Kursus den Verein Theater Schenefeld., dessen Vorsitzende sie lange Zeit war.

Karin Niß hat in ihrem Theaterleben so manch komische Situation erlebt, die so nicht im Rollenbuch vorgesehen war. Gerne erinnert sie sich an das Märchen "Der Schweinehirt", bei dem eine Gans von einem Bauern ausgeliehen werden sollte. Der Landwirt fragte, ob es nicht auch ein Ganter sein dürfe. Alles klappte prima mit dem vermeintlichen männlichen Federvieh. Bei der Premiere staunten die Darsteller, als in Ganters Verschlag plötzlich ein Ei lag. Schmunzelnd sagt Karin Niß: "Der Ganter hat vor lauter Lampenfieber ein Ei gelegt."

Gern denkt die Amateurmimin auch an die Aufführung von "Die Kleine Hexe". Die Maskenbildnerin hatte ihr als Hexe einen Zahn schwarz geschminkt. Am Schluss fragt ein kleines Mädchen: "Warum hast du da keinen Zahn." "Weil ich meine Zähne fast nie geputzt habe", antworte Niß, was die Mutter der Kleinen wegen des erzieherischen Effekts freute. Als sich Niß hinter der Bühne das Zahnschwarz runter putzte, stand das kleine Mädchen plötzlich in der Tür und staunte nicht schlecht, dass die Zähne wieder komplett waren. Während die Mimin die Zahnbürste schwang, sagte sie geistesgegenwärtig: "Siehst du jetzt habe ich die Zähne geputzt, und da ist der Zahn tatsächlich wieder nachgewachsen."

Karin Niß könnte endlos Anekdoten aus dem Bühnenleben erzählen. So ist es in Schenefeld wie bei vielen Amateurtheatern Brauch, kleine Überraschungen für die Darsteller in die Aufführungen einzubauen. Da wird ein sonst leichter Koffer plötzlich mit Steinen darin ganz schwer gemacht und vieles mehr. Wichtig ist Karin Niß, dass bei allem Lampenfieber Theaterspielen Spaß macht. Und angesichts der vielen Amateurmimen im Kreis Pinneberg, scheint sie mit dieser Überzeugung nicht allein dazustehen. Das Publikum dankt es ihr und allen anderen Freizeitdarstellern mit Beifall, wenn am Schluss der Vorhang fällt.