Fünf Jahre nach der verordneten Abdeckung in Appen sind erst zwei Drittel verfüllt. Land, Kreis und Betreiber Heidorn streiten um Kostenübernahme

Appen/Kiel. Seit mehr als 15 Jahren wird über die Kosten für die Abdeckung der Appener Deponie gestritten und ein Ende scheint nicht absehbar. Das millionenteure Problem: Der Betreiber, ein Tochterunternehmen der Firma Heidorn, will den Kreis Pinneberg mit in die Verantwortung nehmen. Doch die Kreisverwaltung lehnt dieses Ansinnen genauso konsequent ab. Jetzt versucht Umwelt-Staatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius zu vermitteln. Für den 30. Juni, dem letzten Tag der jüngsten Abdeck-Frist, ist das nächste Gespräch in Kiel angesetzt.

Etwa 50 Jahre ist auf dem 25 Hektar großen Gelände, das zum Appener Schäferhof gehört, Abfall gelagert worden. Was alles in dem mittlerweile über den Kirchturm ragenden Gelände lagert, ist ungewiss - überwiegend wohl Bauschutt. Auf zehn Prozent schätzt die Kreisverwaltung die Siebreste aus der Hausmüllkompostierung, die von der damals kreiseigenen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (GAB) dort eingelagert worden sind. Irgendwelche Rechte daraus ließen sich aber nicht ableiten, heißt es aus der Verwaltung.

Das bewertet Joachim Naumann, Sprecher des Betreiberunternehmens und ehemaliger Appener Bürgermeister, ganz anders. Der Kreis habe Einnahmen aus der Einlagerung erzielt, während Heidorn seine Preise nicht allein habe bestimmen dürfen, um genügend Geld für die spätere Sicherung zurücklegen zu können..

Doch seit Ende der 90er-Jahre ist der Kreis Pinneberg nicht mehr für die Kontrolle der Deponie verantwortlich. Stattdessen hat das Land die Federführung übernommen.

Nach eigenen Angaben hat das Tochterunternehmen der Firma Heidorn, die Nordentsorgung, bereits fünfeinhalb Millionen Euro in die Abdeckung der Deponie investiert. Dazu gehört neben einer Abdichtung mit Kunststoffplanen und speziellen Kiesschichten auch eine geordnete Ableitung des Sickerwassers und die dauerhafte Kontrolle der Belastung - bislang ohne auffällige Ergebnisse.

Auf bis zu zweieinhalb Millionen Euro schätzt der Betreiber die Kosten, um die noch offenen Bereiche der Deponie zu schließen. Dafür würde Heidorn gern die 860 000 Euro einsetzen, die bislang als Bürgschaft für die Deponiesicherung hinterlegt werden musste.

Inoffiziell wird damit gedroht, dass der Betreiber Insolvenz anmelden muss, falls die Kosten allein von Heidorns Seite aufgebracht werden müssen. "Vor so einer Pleite haben wir schon vor zehn Jahren gewarnt", klagt Appens stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Kaufmann, FDP. "Für uns kommt eine Abdeckung light nicht infrage", stellt die Freidemokratin klar. So denkt fast jeder in der 5000-Einwohner-Gemeinde.

Bleibt die Frage, wie die Kostenübernahme durchzusetzen ist. Bislang hat sich die zuständige Landesbehörde in viel Geduld geübt. Erst fünf Jahre nach der ersten Frist, um die Deponie abzudecken, wurde das erste Zwangsgeld festgesetzt: 10 000 Euro. "Viel zu wenig", wie Bürgermeister Hans-Joachim Banaschak in der jüngsten Gemeinderatssitzung bedauerte. Zum 30. Juni, der nächsten Frist, wird es teurer: Dann, so drohte das Land, werden 20 000 Euro fällig ...

Aber noch gibt es Hoffnung, den gordischen Knoten zu durchschlagen. Ministeriumssprecher Gerald Finck: "Wir sind auf einem guten Weg".

Auf ein gutes Ende hofft auch Rainer Adomat, Geschäftsführer der Stiftung Hamburger Arbeiterkolonie, die auf dem Schäferhof viele soziale Projekte laufen hat. Den Appener Müllberg, der sich zurzeit unter saftigem Grün harmlos verbirgt, würden seine Mitstreiter und er gern für ein touristisches Programm herrichten - aber erst wenn alles sauber verpackt ist.