Interview zur zweiten Hälfte der sechsjährigen Amtszeit

Hamburger Abendblatt:

Welche Erwartungen haben sich in ihrer bislang dreijährigen Amtszeit erfüllt?

Kristin Alheit:

In Sachen Kinderbetreuung haben Politik und Verwaltung entscheidende Beschlüsse gefasst und Taten folgen lassen. Mit der Eröffnung der "Kita an der Raa" können wir im Sommer das zweite Neubauprojekt abschließen. Damit haben wir es geschafft, allen Kindern zwischen drei und sechs Jahren erstmals adäquate Betreuungsplätze in unserer Stadt anbieten zu können. Außerdem haben wir in meiner Amtszeit über 200 Krippenplätze geschaffen und einen Stufenplan, um den Ausbau fortzusetzen. Bei der Schulentwicklung haben wir noch große Aufgaben zu bewältigen. Mit den Entscheidungen zur Erweiterung am Schulzentrum Nord und dem Bau der neuen Sporthalle an der JBS haben wir erreicht, dass uns erstmals in einem Schulentwicklungsgutachten bestätigt wurde, dass wir für unsere Schüler ausreichend Klassenräume zur Verfügung stellen. Vorangekommen sind wir auch mit den Themen rund um die City. Jetzt steht die Entscheidung über ein Innenstadtentwicklungskonzept an, das sich nicht nur auf eine politische Mehrheit stützen kann, sondern auch von den Grundstückseigentümern getragen wird.

Womit haben Sie nicht gerechnet?

Alheit:

Zum Beispiel damit, dass es nicht möglich ist, auch 15 Monate nach Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses zur Westumgehung, mit dem Bau begonnen zu haben. Na ja, und natürlich habe ich auch nicht damit gerechnet, dass ich mich jetzt seit Wochen um die Aufarbeitung von Forderungen aus der Vergangenheit kümmern muss.

Ist es schwierig, als politischer Mensch das Dienstleistungsunternehmen Verwaltung zu führen und dabei von politischen Entscheidungen abhängig zu sein?

Alheit:

Für mich zeichnet einen politischen Menschen unter anderem aus, dass er nicht nur unter formalen, sondern auch unter gesellschaftlich relevanten Gesichtspunkten Prioritäten setzt, den Konsens sucht und Entscheidungen trifft. Mein politischer Hintergrund hilft mir, die Entscheidungsprozesse des Ehrenamtes besser zu verstehen. Dass ich also vor dem Bürgermeisteramt neben meiner langjährigen Verwaltungserfahrung auch politische Einblicke erwerben konnte, erleichtert mir meine tägliche Arbeit.

Nennen Sie bis zu drei aus Ihrer Sicht wichtige Entscheidungen für Pinneberg, die sie mit vorbereitet haben

Alheit:

Kita- und Krippenplätze, die Schul- und Innenstadtentwicklung hatte ich schon genannt. Daneben gibt es weitere Entscheidungen, mit denen ich sehr zufrieden bin. Ein Viertel unserer Bürgerinnen und Bürger ist über 60 Jahre alt. Daher ist es wichtig, dass auch den älteren Menschen verschiedene Wohnformen angeboten werden. Die Entscheidung zum Bau neuer Anlagen für betreutes Wohnen und Projekte, wie zum Beispiel das Mehrgenerationenhaus, sehe ich daher als wichtig an. Dann konnten wir zum Beispiel im letzten Jahr erreichen, dass unsere sehr lebendige jüdische Gemeinde in ein eigenes Gemeindezentrum eingezogen ist. Zuletzt möchte ich dann den Beschluss zur Schaffung eines Breitbandnetzes in Pinneberg nennen. Die flächendeckende Verlegung von Lichtwellenleitungen in der Stadt wird im Zeitalter von Internet und 3-D-Fernsehen unsere Zukunftsfähigkeit sichern. Generell gilt: Ich suche den Bürgerdialog und möchte Transparenz und gegenseitiges Vertrauen fördern.

Welche Aufgaben würden Sie aus heutiger Sicht anders anpacken?

Alheit:

Wenn ich früher gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich sicher das Problem unserer Forderungen und Altlasten rechtzeitiger anpacken und lösen können.

Wie hart trifft Sie die Debatte über den Finanzskandal um 16 000 in der Stadtkasse nicht abgearbeitete Rechnungen?

Alheit:

Das trifft mich schon, ich bin ja ein Mensch und keine Maschine. Es hilft aber sehr, wenn man sich nicht an den Aufgeregtheiten des Augenblicks, sondern an der Sache orientiert, um Missstände abzustellen, Konsequenzen zu ziehen und ein modernes Forderungsmanagement zu schaffen.

Mit der Aufarbeitung des Problems beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe. Gleichzeitig steht mit der Entwicklung der City die wohl wichtigste Entscheidung für die Stadtentwicklung an.

Alheit:

Pinneberg und vor allem auch die Innenstadt kann sich nur entwickeln, wenn möglichst viele diesen Prozess unterstützen. Mit der Entscheidung für ein Konzept sehe ich die Aufgabe der Verwaltung jetzt vor allem darin, für dieses Konzept Rahmenbedingungen zu schaffen, die sich die Stadt auch wirklich leisten kann. Da die Eigentümer mitziehen und Investoren bereit sind, diese Entwicklung mit zu finanzieren, haben wir gute Chancen, diese Arbeit erfolgreich zu leisten.

Welche Aufgaben wollen Sie in der zweiten Hälfte Ihrer Amtszeit auf jeden Fall erledigt wissen?

Alheit:

Pinneberg muss gemeinsam nach vorne gebracht werden. Ein zentrales Thema wird die Entwicklung und Stärkung der Innenstadt bleiben. Auch der Baubeginn der Westumgehung ist etwas, das ich 2012 starten möchte. Ich sehe eine Grundsatzentscheidung über die Umgestaltung unseres Bahnhofes in dieser Zeit. Und nicht zuletzt hoffe ich sehr, dass die notwendigen politischen Richtungsentscheidungen für die Entwicklung des Geländes der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne getroffen werden.