Seit 14 Jahren leben die Raubvögel in der Haseldorfer Marsch. Zum Kummer der Naturschützer bisher ohne Bruterfolg

Haseldorf. Ach, wie gern hätte Uwe Helbing Nachwuchs. Allerdings geht es dem Nabu-Mitarbeiter des Elbmarschenhauses in Haseldorf nicht um seine eigenen familiären Verhältnisse, sondern um jene der beiden Seeadler-Paare, die im vom Nabu betreuten Naturschutzgebiet ihre Horste gebaut haben. "Seit 14 Jahren leben Seeadler bei uns - aber nicht einmal hatten wir einen Bruterfolg", sagt er und ergänzt: "Das ist meine Verzweiflung."

Helbing und Reinhart Weihrauch, Mitglied der Projektgruppe Seeadlerschutz Schleswig-Holstein, können nur mutmaßen, worin der Grund des Dramas liegt. "Was waren wir aufgeregt, als wir 1994 in der Nähe der Binnenelbe ein Nest entdecken, das etwas größer als die üblichen Mäusebussard-Behausungen ausgefallen war", erinnert sich Helbing.

Als Seeadlerschützer den Bau besehen hatten, kam die frohe Kunde. "Das gehört Seeadlern, herzlichen Glückwunsch." Die Zuneigung entflammte sofort. Helbing: "Wir tauften die beiden Karl-Heinz und Frieda." Doch von Beginn an gab es Probleme mit dem Nachwuchs.

"In der ersten Zeit war das Männchen wohl noch zu jung und nicht geschlechtsreif", sagte Uwe Helbing. Später blieben die Familienbeziehungen nicht stabil, das Pärchen setzte sich mit den Jahren aus wechselnden Tieren zusammen. "Karl-Heinz und Frieda waren auf einmal andere", sagt Helbing schmunzelnd.

"Eine Zeit lang war das Männchen größer als das Weibchen. Das ist normalerweise genau andersherum", sagt Weihrauch. Er vermutet einen genetischen Defekt, der eventuell auch Ursache für den ausbleibenden Nachwuchs sein könne.

Insgesamt drei Horste haben die Naturschützer in dem Haseldorfer Gebiet entdeckt. Wechselnd sind zwei von ihnen besetzt. Mitte bis Ende Februar beginnen die Tiere üblicherweise mit der Brut, nach rund 40 Tagen schlüpfen die Küken - einmal haben die Naturschützer nachgeguckt, als kein Vogel mehr brütete. Sie entdeckten zwei unbefruchtete Eier, die sie mitnahmen und von denen eines jetzt im Elbmarschenhaus ausgestellt ist. Die Vogelfreunde belassen es bei so wenigen Besuchen wie möglich.

Bei einer zweiten Inspektion wurde ein Kothaufen im Nest entdeckt. Ob es Hinterlassenschaften vom Marder oder vom Waschbär gewesen sind, konnte nicht ermittelt werden. Sicher wäre aber in beiden Fällen, dass diese Nesträuber den mächtigen Vögeln das Brüten vergällt haben. Bei diesen Untersuchungen der Horste ist es geblieben. "Wir lassen die Tiere so weit es geht in Ruhe", sagt Weihrauch.

Andere Zeitgenossen sind da offenbar weniger zimperlich und zurückhaltend. Uwe Helbing vermutet beispielsweise, dass Angler oft verbotenerweise in das Naturschutzgebiet eindringen und dort dann die scheuen Greifvögel stören. Helbing: "Ich habe da schon Kanus rausgeholt." Auch Löcher im Eis wurden entdeckt, durch die die Angler den Fischen nachstellten. Der Dauertrubel nervt die Greifvögel ungemein. Allerdings reicht für eine Dauerüberwachung der Horste und Kontrollen gegen die Störenfriede die Zahl der Helfer, die sich um den Seeadlerschutz bemühen, nicht aus.

So bleibt Uwe Helbing und Reinhart Weihrauch jetzt nur der dringende Appell, die Verbote und Hinweis des Naturschutzgebietes ernst zu nehmen - und damit verbunden natürlich die Hoffnung, dass die Seeadler-Romanzen im nächsten Jahr nicht fruchtlos bleiben.