Wolfgang Kreutz und Sabine Roth über ihre Arbeit als Volkszähler im Kreis

Kreis Pinneberg. Wolfgang Kreutz ist fertig. "Am 7. Juni habe ich den letzten befragt", sagt der Verwaltungsangestellte. Sabine Roth ist noch dabei, hat aber auch schon 75 Prozent der ihr zugeteilten Menschen besucht. Eigentlich hat sie bis Ende Juli Zeit, um 200 Menschen im Rahmen der Volkszählung - des Zensus 2011 - zu befragen. "Aber ich will vor den Sommerferien fertig sein, sonst wird es schwierig mit den Terminen", sagt sie.

Sabine Roth und Wolfgang Kreutz sind zwei von 230 Ehrenamtlichen im Kreis Pinneberg, die das Statistische Bundesamt bei der ersten Volkszählung seit 1987 unterstützen. 40 000 Personen wurden im Kreis Pinneberg ausgelost und bekommen seit dem 9. Mai Post von ihrem Erhebungsbeauftragten, wie die Mitarbeiter im Beamtendeutsch heißen. "Der erste Schritt ist immer eine vor Ortbegehung, um zu klären, ob die Häuser überhaupt existieren. Als zweiten Schritt werfe ich dann eine Terminankündigung in den Briefkasten", erklärt Sabine Roth. Wenn der erste Termin nicht passt, kann auch ein anderer vereinbart werden. Wer nicht will, muss die Erhebungsbeauftragten nicht in die Wohnung lassen, sondern kann den Fragebogen ausgefüllt per Post oder online verschicken.

Bei Wolfgang Kreutz ist das nur zweimal vorgekommen. Bei Sabine Roth waren es ungefähr ein Viertel der Befragten, die auf ihre Hilfe verzichtet haben. "Das kommt wohl auf den Bezirk an. Rentner sind für die Hilfe sehr dankbar, Jüngere hingegen nutzen eher das Internet", sagt sie.

Die Befragungen gehen meist sehr schnell, erzählen die beiden. "Das längste sind zehn Minuten, wenn, zum Beispiel bei Berufstätigen, alle 46 Fragen zu stellen sind. Bei Jugendlichen, die nur einen Teil der Fragen beantworten müssen, sind es oft nur zwei Minuten", sagt Wolfgang Kreutz. Der 61 Jahre alte Verwaltungsbeamte wohnt in Elmshorn und war dort auch als Interviewer eingesetzt. "Ich dachte mir, da lernst du ein paar neue Leute kennen. Und natürlich war auch das Geld eine große Motivation". Die Erhebungsbeauftragten erhalten pro ausgefülltem Fragebogen 7,50 Euro. "Geld hat für mich keine Rolle gespielt", sagt Sabine Roth. Die 42-jährige Hamburgerin arbeitet als Sozialpädagogin bei der Kreisverwaltung und ist für den Zensus als Interviewerin in Schenefeld unterwegs. "Für mich ist es ein Ehrenamt."

Laut Marc Trampe, Pressesprecher des Kreises Pinneberg, war es kein Problem, Freiwillige zu finden. "Es sind welche dabei, die schon 1987 bei der letzten Volkszählung mitgemacht haben ", sagt Trampe. Auch wenn der Widerstand gegen die Volkszählung nicht so groß ist wie in den 80er-Jahren, gibt es auch heute Zensus-Gegner, die im Internet Boykott-Tipps geben. Sich ganz verweigern ist schwierig. Die Befragung ist verpflichtend und keine oder falsche Angaben werden mit einem Bußgeld bis zu 5000 Euro bestraft.

Im Kreis Pinneberg sind bisher keine Schwierigkeiten aufgetreten. "Datenschutz war bei den Befragungen überhaupt kein Thema. Bisher hat bei mir noch jeder freundlich reagiert", sagt Sabine Roth. Wolfgang Kreutz hatte einen Verweigerer. "Als ich bei der Frau vorbeiging, fielen ein paar derbe Worte und sie drohte mir mit der Polizei." Kreutz hat die Verweigerung in seine Liste eingetragen, alles Weitere übernimmt dann die Erhebungsstelle. "Datenschutz hat bei uns allerhöchste Priorität", sagt Marc Trampe. Die Zensusstelle sei extra ausgelagert worden. Seitdem dort die ersten ausgefüllten Bögen eingetroffen seien, komme da keiner mehr so leicht rein.

Die wurden zur Vorbereitung auf den Zensus geschult. Das Handbuch, das er da erhalten hat, habe er zu seinen Terminen immer mitgenommen, sagt Kreutz. Er war sehr gerne Erhebungsbeauftragter. "Der erste Gang war der schwerste, dann ging es immer besser. Am Ende hat es richtig Spaß gemacht. Und jetzt bin ich fast traurig, dass es schon vorbei ist."