Klagen über zu lange Wartezeiten an der Ampel-Kreuzung Poststraße. Welche Lichtzeichenanlage kostet Sie Nerven?

Rellingen. Die Signale der Verkehrsampeln setzen sich bekanntlich aus den Farben Rot, Gelb und Grün zusammen. Doch manchmal kommt auch Schwarz dazu. Nämlich dann, wenn sich die Verkehrsteilnehmer über die Unzulänglichkeiten der Technik schwarz ärgern. Ein schrecklich-schönes Beispiel dafür gibt es in Rellingen. Seit Jahrzehnten sind an der Kreuzung Hauptstraße/Hamburger Straße/Poststraße die Fußgänger die Gelackmeierten.

"Das ist hier die übelste Ampelanlage, die ich kenne", schimpft Klaus Bode. Der 84-jährige Diplom-Ingenieur im Ruhestand stützt sich auf seinen Gehwagen, während er darauf wartet, dass für die Fußgängerquerung über die Poststraße endlich das Ampelmännchen ergrünt.

Das Abendblatt hat die Zeit gestoppt: Genau 100 Sekunden dauert es, bis nach dem Druck auf den Schalter das so genannte Bedarfsgrün die Passage frei gibt. Gerade einmal knapp zehn Sekunden hat Bode dann Zeit, um die Poststraße zu überqueren. Klar, dass beim gemächlichen Tempo des alten Herrn schon längst wieder der rote Ampelmann leuchtet, bis er mit dem Rollator den Gehweg auf der gegenüberliegenden Seite erreicht.

Doch längst nicht alle Fußgänger warten brav auf grünes Licht, wenn sie es eilig haben. Manche Ampelbenutzer schnüren spätestens nach knapp 40 Sekunden verkehrswidrig über die Fahrbahn. Andere sind der Meinung, dass die Lichtzeichenanlage - so der Amtsjargon - defekt ist, und gehen einfach los. Ganz eingefuchste Profi-Passanten warten brav auf das Grünmännchen, zischen dann aber gleich diagonal über die Kreuzung, um eine zweite Warte-Phase zu umgehen. Das ist zwar auch nicht erlaubt, hilft jedoch, so lange das Auge des Gesetzes nicht wacht oder gnädig zugekniffen wird. Denn drei der vier Überwege sind gleichzeitig auf Grün geschaltet, so dass es keine Kollisionsgefahr mit Fahrzeugen gibt.

"Bei uns beklagen sich immer wieder Bürger über die langen Wartezeiten", sagt Rellingens Bauamtsleiter Tom Rasmussen. Die Beschwerden und ein Bericht des Abendblattes in Pinneberg über das Ampel-Dilemma vor eineinhalb Jahren führten dazu, dass nun immerhin an Verbesserungen gearbeitet wird.

Zuständig ist der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Itzehoe. Denn die Hauptverkehrsader im Verlauf Hamburger Straße/Hauptstraße ist eine Landesstraße - mit der Schnapszahlnummer 99. Bereits im Januar dieses Jahres seien umfangreiche Verbesserungen geschaltet worden, sagt Petra Albers vom Landesbetrieb. Deswegen seien schon jetzt maximal 80 Sekunden Rotlicht für Fußgänger möglich, heißt es in Itzehoe. Außerdem würden sämtliche vier Querungen gleichzeitig auf Fußgängergrün geschaltet. Dass es in der Praxis nicht so läuft, wie sie erläutert, kann sich die freundliche Behördenmitarbeiterin nicht erklären. Möglicherweise sei ein Defekt die Ursache. Nun soll die Verkehrsregelungsanlage noch einmal kontrolliert werden.

Immerhin wird weiter "optimiert". Das weiß auch Angela Biermann vom Straßenverkehrsamt des Kreises Pinneberg. Der Fachdienst ist nämlich Anordnungsbehörde für verkehrstechnische Veränderungen aller Art bei Kommunen mit bis zu 20 000 Einwohnern. Demnächst soll auf Rellingens Kummer-Kreuzung eine bereits vorhandene Busbevorzugung verbessert werden. Außerdem ist geplant, die Anforderungszeit für Fußgängergrün auf maximal 70 Sekunden zu begrenzen. Ergänzend dazu wird zur Sicherung der Fußgänger an der Poststraße und der Hauptstraße gelbes Warnblinklicht installiert. Denn künftig werden bei diesen Querungen die Fußgänger synchron mit den Autofahrern grünes Licht bekommen. Das gelbe Blinklicht soll Abbieger vor den "fußläufigen" Verkehrsteilnehmern warnen. Bauamtschef Rasmussen spricht in diesem Zusammenhang vom "feindlichen Grün". Dies sei besser, als die Passanten zum Kreuzen der Kreuzung bei Rotlicht zu animieren, weil die Wartezeit zu lang ist.

Pensionär Bode hat mittlerweile die Fußgängerampel beim Rathaus erreicht. "Die funktioniert ganz toll", lobt der Elektro-Ingenieur a. D. die neue Technik. Stimmt! Je nach Verkehrslage dauert es manchmal nur zehn Sekunden, bis die Fußgänger nach dem Druck aufs Knöpfchen grünes Licht bekommen. Die optimierte Anlage ist seit Januar in Betrieb.

Generell bemühen sich die Verkehrsbehörden nach Worten von Angela Biermann darum, eine enge Abstimmung mit den Kommunen und bei Bedarf auch mit den Busverkehrsunternehmen zu erreichen. Dabei geht es nicht immer nur um die Interessen von Fußgängern und Radfahrern. Denn auch der motorisierte Verkehr soll gut laufen, um die Lärm- und Abgasbelastungen zu reduzieren.

Eine übergreifende Koordination im Kreis Pinneberg gibt es allerdings nicht. So läuft manche grüne Welle beim Wechsel der Kommune aus. Auch Fußgängerampeln unterbrechen manchmal den Takt und hemmen den Verkehrsfluss. Hinzu kommt, dass die großen Städte Elmshorn, Pinneberg, Wedel und Quickborn eigenständig Verkehrsanordnungen treffen. Die haben wie in Wedel auf der Trasse der B 431 seit Jahren grüne Wellen geschaltet.

Gibt es denn wenigstens eine übergreifende Funktionskontrolle, die Ausfälle von Ampelanlagen im Kreis Pinneberg zentral meldet? Auch dies ist nicht der Fall. Meistens werden die Pannen von Verkehrsteilnehmern gemeldet.

Doch bei Ausfall des Rotlichts schalten die Ampeln bei Straßenkreuzungen immerhin automatisch ab und setzen gelbes Blinklicht für die einmünden Nebenstraßen.