Bank-Geheimnis: Wir treffen Menschen im Kreis Pinneberg auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Jugendtrainer Kai Hausendorf

Quickborn. Kai Hausendorf, Jugendtrainer beim TuS Holstein Quickborn, hat dem Alkoholgenuss den Kampf angesagt. Er will in seinem Verein und auch darüber hinaus dafür werben, dass Alkohol im Jugendfußball keine Chance bekommt. Viele Mitstreiter hat er noch nicht gewonnen, denn zu stark ist die Verbindung zwischen feuchtfröhlichen Feiern und sportlichem Erfolg, manchmal sogar auch Misserfolg. "Da schlägt mir viel Desinteresse entgegen. Das sei Sache der Schule, sagen viele zu mir", erzählt der 37-Jährige und beobachtet von seiner Bank am Rande der Trainingsfläche ein Team kleiner Jungs.

Wir wollen den jungen Mann bei seinem Engagement unterstützen und treffen uns mit ihm im Holsten-Stadion, hoffentlich ist der Name nicht Programm, der Sportanlage des TuS am Rande der Stadt.

Es ist ein geschichtsträchtiger Ort, denn hier trainierte 1974 die Mannschaft der damaligen DDR. Sie war im nahen Sport-Hotel einquartiert und hat, so berichten Augenzeugen, gern mal gefeiert - am heftigsten nach dem Sieg gegen die Mannschaft der Bundesrepublik.

Doch zurück zur Jetzt-Zeit. Neben uns kicken ein paar Zehnjährige auf dem Kunstrasenplatz. "Die sind noch lange nicht gefährdet, aber ab B-Jugend, so nach der Konfirmation, da wird es ernst", sagt der Jugendtrainer. Manchmal ermuntern sogar Erwachsene die Jugendlichen zum Griff an den Schnaps. Das hat er selbst erlebt. "Ich durfte nach meiner Konfirmation ein Glas Sekt mit meinen Eltern trinken", erinnert sich Hausendorf. Er fand das toll. "Ich wollte mich ja wie ein Erwachsener fühlen und wie ein Großer verhalten."

Das Glas Sekt im Beisein des Vaters und seiner Lebensgefährtin war gar nicht so schlimm. Doch bei der Jugendfeuerwehr ging es weniger gesittet zu. Und irgendwann musste der Schüler auch von seinen Gefährten nach Hause getragen werden. Dort durchlebte er all die bitteren Folgen des übermäßigen Alkoholkonsums: Kopfschmerzen, Augenflimmern und am schlimmsten, das Spucken. "Sieh zu, wie du das sauber bekommst. Du siehst, was passiert", wies ihn der Vater zurecht, ohne großes Tamtam aus der Angelegenheit zu machen.

Kai Hausendorf ruckelte sein eigenes Leben mit Alkoholkonsum zurecht, genoss lieber mäßig als grenzüberschreitend - bis zum Osterfeuer im vorigen Jahr. "Ich hatte ein wenig getrunken, fühlte mich aber noch fit und setzte mich ins Auto", gesteht er. Wenig später stoppte ihn die Polizei. Gut 0,5 Promille ergab die Blutprobe. Bittere Folge für Hausendorf: "Ich musste 200 Euro für den Arzt und 500 Euro Strafe zahlen und musste den Wagen einen Monat lang stehen lassen."

Das war ein Schlüsselerlebnis. Kai Hausendorf fasste einen Entschluss. Das sollte ihm nie wieder passieren, nahm sich der gebürtige Lübecker vor. Außerdem wollte er aufgrund dieser Erfahrung "ein Stück mehr an die Gesellschaft zurückgeben". Was lag näher, als sich dafür noch mehr für seine Leidenschaft als Fußball-Jugendtrainer zu engagieren.

Da kam die Kampagne, dem Alkoholmissbrauch in Sportvereinen vorzubeugen, gerade recht. Dass ausgerechnet das Unternehmen Jägermeister das Modell "Trainer plus" der Berliner Humboldt-Universität sponsert, sei zwar zugegebenermaßen ein wenig kurios, "aber das Ziel ist gut", sagt Hausendorf, der im April zu den Ersten Trainern im Kreis Pinneberg gehörte, der sich für das Thema "Alkoholprävention im Jugendfußball" schulen ließ.

Was er vom Seminar, das noch fortgesetzt wird, mitbrachte, ist im Klub in Quickborn bereits zu sehen. Im "Holsten-Stadion" ist die alte Jägermeisterwerbung jetzt zur Hälfte abgebaut. Stattdessen leuchtet die blau-weiße Werbung für die Kampagne "Trainer plus".

Auch in der Sportlergaststätte sind neue Regeln aufgestellt worden: "So lange Jugendliche auf dem Platz trainieren oder Spiele haben, wird kein Alkohol ausgeschenkt", freut sich Hausendorf über Unterstützung von den Offiziellen des TuS und den Pächtern. Am liebsten würde er durchsetzen, dass alle Trainer in Anwesenheit ihrer Schützlinge darauf verzichten, Alkohol zu trinken. "Da muss sich jeder bremsen", sagt der 37-Jährige, der hauptberuflich für den Abwasser-Zweckverband in Hetlingen als Elektroniker unterwegs ist.

Diese Vorbildfunktion hatte Kai Hausendorf bereits vor seinem Fehler am Lenkrad sehr ernst genommen. "Wenn ich mit meinen Jungs im Trainingslager bin, verzichte ich so lange auf mein Feierabendbier, bis der Letzte im Bett verschwunden ist."