Helgolands Linke verliert beide Gemeinderäte an Bewahrer der friesischer Kultur

Helgoland. Das ist ein schwerer Schlag für die Roten auf dem roten Felsen. Gerwin Bastrup und Uwe Menke, bis dato Abgeordnete der Linken im Gemeinderat, haben die Fahnen gewechselt und machen nun für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) Politik auf Helgoland. Während Hans Stühmer von den Linken sich sehr enttäuscht zeigte und sogar von Wahlbetrug sprach, zeigte sich Helgolands Bürgermeister Jörg Singer (parteilos) erfreut. "Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass hier zwei aktive Menschen bislang Politik für die falsche Partei gemacht haben." Mit den beiden Mandaten, die dem SSW durch den Fahnenwechsel von Bastrup und Menke in den Schoß gefallen sind, ist die Partei der Nordfriesen zum ersten Mal seit den 50er-Jahren wieder mit eigenen kommunalen Politikern auf Helgoland vertreten.

Keine Lust mehr auf ständige parteiinterne Querelen bei den Linken

"Der Schritt aus der Partei auszutreten ist uns nicht leicht gefallen, aber wir wollen unsere Arbeit, die wir bisher für Helgoland geleistet haben fortsetzen, und dies war innerhalb der Linken nicht mehr möglich", sagte Bastrup. "Wir können nicht die nächsten sechs Jahre dauernd gegen den demokratisch gewählten Bürgermeister wettern, wie von der Mehrheit im Kreisverband gefordert." Der SSW als Partei der dänischen Minderheit und friesischen Bevölkerung, die es ja auch auf Helgoland gebe, "erscheint uns da als sehr gute regionale und pragmatische Alternative" sagte Gerwin Bastrup, der auch einen dänischen Vater hat.

"Unsere politischen Ansichten haben sich nicht geändert. Soziale Gerechtigkeit, Transparenz in der Politik und das Beste für Helgoland werden für uns weiter im Vordergrund stehen. Die ständigen parteiinternen Querelen bei der Linken und die Beschäftigung mit sich selbst, standen dem im Wege. Der SSW mit seiner regionalen Verankerung und sozialen Werten nach skandinavischem Vorbild passt sehr gut zu unserer politischen Einstellung", sagtUwe Menke, der neue Fraktionsvorsitzende des SSW auf Helgoland.

In Kürze wird ein Ortsverband des SSW auf Helgoland gegründet

SSW-Sekretär Uli Stellfeld-Petersen betonte, dass der SSW gute Gespräche mit Gerwin Bastrup und Uwe Menke geführt hat und dass die Initiative zum Parteiwechsel von den beiden Helgoländern ausging. Bisher hätten sich vier Helgoländer im SSW angemeldet, der SSW rechne "angesichts der guten kommunalen Arbeit von Gerwin Bastrup und Uwe Menke" mit weiteren neuen Mitglieder. Ende Mai oder Anfang Juni werde daher auch ein SSW-Ortsverband auf Helgoland gegründet. Für den SSW ist Helgoland laut SSW-Landesgeschäftsführer Martin Lorenzen mit seinem friesischem Bevölkerungsteil und seiner Geschichte "ein Teil unseres Kerngebietes". Deswegen gehöre die Insel laut Parteisatzung zum SSW Nordfriesland. Der SSW habe bei jeder Landtagswahl seit 1948 Kandidaten im Wahlkreis Pinneberg Nord nur wegen Helgoland aufgestellt. Der SSW-Kreisvorsitzende Lars Harms machte deutlich, dass es für den SSW Nordfriesland insbesondere auch um den friesischen Aspekt auf Helgoland gehe, insbesondere die Förderung der friesischen Sprache und Kultur. Bastrup und Menke hätten entsprechende Initiativen zugesichert. Harms: "Helgoland ist und bleibt eine friesische Insel und hat eine große Bedeutung für die friesische Bewegung. Ich erhoffe mir durch die Neugründung eines Ortsverbands auch einen Schub für die weitere Entwicklung des Friesischen auf Helgoland."

Für die Linken, die bei der jüngsten Kommunalwahl auf der Hochseeinsel mit 16,1 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis der Partei in einer westdeutschen Kommune erreicht hatten, ist der Verlust der beiden Mandate im Rat ein schwerer Schlag. Ein Parteiaustritt sei zu respektieren, sagte Hans Stühmer, doch dann hätten Bastrup und Menke die beiden Mandate, die sie ja aufgrund des Votums der Helgoländer Links-Wähler bekommen hätten, zurückgeben müssen. "Das ist Wahlbetrug und menschlich zutiefst enttäuschend."