Angehörige finden Minna R. tot in Elmshorner Wohnung vor - Nachbarn sind schockiert

Elmshorn. Die Nachbarn sind geschockt - und sprachlos. In einer ruhigen Wohnstraße in Elmshorn, wo jeder jeden kennt, ist eine Rentnerin umgebracht worden. Die 78 Jahre alte Minna R. wurde am Mittwochabend tot in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung am Sandberg gefunden. Offenbar liegt ein Raubmord vor - die Erdgeschosswohnung soll durchwühlt worden sein.

Die Mordkommission Itzehoe, die noch am Abend die Ermittlungen aufgenommen hat, wollte sich nicht zu den Todesumständen oder eventuellen Motiven äußern. "Wir gehen aufgrund der Auffindesituation eindeutig von einem Tötungsdelikt aus", sagt Sprecher Karl Brill wortkarg. Er fügt lediglich noch hinzu: "Wenn jemand eines natürlichen Todes stirbt, sieht das in der Wohnung anders aus."

Nach Informationen unserer Zeitung soll die Seniorin erstochen worden sein. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass hier so etwas passiert", sagt eine geschockte Nachbarin, die ihren Namen nicht nennen will. Sie sei ein Jahr älter als Minna R., sagt die Frau, die gerade die Blumen auf ihrem Balkon gießt. Die Ermordete habe sie gekannt. "Das war so eine nette Frau. Die wohnte hier mehrere Jahre, ihre ganze Leidenschaft galt ihrem Garten."

Minna R. wohnte sehr zurückgezogen in der Erdgeschosswohnung eines Sechs-Familien-Hauses am Sandberg 50 b. Mehrere solcher Gebäude mit Eigentumswohnungen stehen in der kleinen Stichstraße. Alle sind 2003 erbaut worden, vorher war an dieser Stelle ein Park. Die Wohngegend ist gehoben. Hier wohnen viele ältere Leute, aber auch Familien. Eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern kommt aus dem Mordhaus. Mit den Pressevertretern reden möchte sie nicht. "Wir wohnen hier. Ich möchte nicht, dass meine Kinder mitkriegen, was passiert ist."

Minna R. hat selbst zwei Kinder. Einen Sohn, der im Westen Deutschlands leben soll. Und eine Tochter, die - so sagen es die Nachbarn - in Elmshorn wohnt. Die Tochter soll die Ermordete auch am Mittwoch gegen 20 Uhr gefunden haben. Angeblich reagierte die Rentnerin nicht auf Anrufe, die Angehörigen hatten sich Sorgen gemacht.

Wann genau die 78-Jährige starb, ist bislang unklar. Die Obduktion der Leiche war gestern noch nicht abgeschlossen. Den ganzen Tag über gingen Teams der Spurensicherung in Schutzanzügen in der Wohnung ein und aus, sie waren auch auf der Terrasse nicht zu übersehen. Ob etwas aus der Wohnung fehlt, ist ebenfalls noch unbekannt.

Der Mord an Minna R. weist Parallelen zu einem anderen, ungeklärten Fall aus Elmshorn auf. Im Februar 2010 hatten zwei Frauen eine 89-Jährige in ihrer Wohnung im Hochhaus am Holstenplatz überfallen, misshandelt und gefesselt zurückgelassen. Die hilflose Seniorin wurde erst drei Tage gefunden. Sie starb fünf Monate nach der Tat an den Verletzungsfolgen. Eine der Täterinnen hatte mit der EC-Karte des Opfers 1000 Euro abgehoben.